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1099 - Das Kollektiv der Porleyter

Titel: 1099 - Das Kollektiv der Porleyter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nichts die Nähe des Morgens.
    Er verließ die große Fahrstraße, über die der Verkehr rauschte, als sei es mitten am Tag, sobald er die Grenze des Stadtteils Karakoto überschritten hatte. Er passierte ein paar Sekundärstraßen, zu deren beiden Seiten altmodische Wohnhäuser dunkel emporragten, und erreichte schließlich einen Fahrweg, der geradeswegs auf den Platz der Mongolischen Kaiser zuführte. Er hatte inzwischen Radiokom-Verbindung mit Fellmer Lloyd aufgenommen, der an seiner Stelle den Einsatz rings um die Kardec-Aura leitete, und seine Ankunft angekündigt. Er wußte seit geraumer Zeit, daß der Aufruhr im Innern der leuchtenden Kuppel nur vorübergehend gewesen war. Die Porleyter hatten sich unmittelbar nach dem Zwischenfall, der ihn das Bewußtsein kostete, wieder beruhigt und waren von neuem im Zustand regloser Apathie versunken. Marek Hussan und Naron Duur fuhren mit ihren Experimenten fort, aber das war reine Beschäftigungstherapie. Es gab nichts anderes zu tun.
    Etliche hundert Meter voraus sah Atlan die grelle Straßenbeleuchtung des Platzes.
    Der Fahrweg, durch den er den Gleiter steuerte, lag halbwegs im Dunkeln. Verkehr gab es in dieser Gegend nicht. Er war in Gedanken und übersah die schmächtige Gestalt, die in einer Gebäudenische lauerte. In der nächsten Sekunde erstarb das leise, stete Summen des Triebwerks. Einen halben Atemzug lang hatte Atlan das flaue Gefühl der Schwerelosigkeit im Magen. Dann tat es einen donnernden Krach. Er wurde nach vorn gerissen und mit voller Wucht gegen den breiten Sitzgurt gepreßt. Es schoß ihm durch den Sinn, wie gut es gewesen war, daß er eine Flughöhe von nur zwei Metern eingehalten hatte. Die Beleuchtung des Fahrzeugs flackerte und stabilisierte sich.
    Er hörte das Geräusch eines aufklappenden Luks.
    „Ich bedaure, daß ich dir habe Unannehmlichkeiten bereiten müssen", sagte eine helle, schrille Stimme. „Aber es gibt Arbeit für mich, und ich kann nicht lange danach fragen, ob es bequem ist oder nicht."
    Voll ungläubigen Staunens wandte der Arkonide den Kopf. Durch das offene Luk schob sich der Sohn des Schamanen, Sühe Baator. Er trug einen Blaster in der Hand, und die Mündung mit dem flimmernden Abstrahlfeld zeigte Atlan mitten auf den Leib.
    „Du... du hast den Gleiter zum Absturz gebracht?" fragte er bestürzt.
    Sühe Baator nickte selbstbewußt. Seine schwarzen Augen glommen in gefährlichem Feuer.
    „Was ist dabei?" fragte er verächtlich. „Mir sind viele Arten der Magie bekannt. Fahr los!"
    „Wohin?"
    „Auf den Platz, zur strahlenden Kuppel. Ich spüre, daß die Leidenden unruhig werden.
    Ich muß ihnen helfen."
    Atlan hatte inzwischen sein inneres Gleichgewicht wiedergefunden.
    „Du wirst niemand helfen, am allerwenigsten den Porleytern", sagte er hart. „Wie weit, glaubst du, wird dich dieser Handstreich bringen?"
    „Ich weiß, woran du denkst", feixte der Mongole. „Du denkst an den breitschultrigen Mann mit den dunklen Haaren. Und an das fremde Wesen mit dem braunen Pelz. Du meinst, sie empfingen deine Gedanken und wüßten genau, was hier vorgeht."
    Atlan starrte ihn an. Das Selbstvertrauen, mit dem der kleine Mann, dessen Alter sich so schwer abschätzen ließ, zu ihm sprach, beunruhigte ihn.
    „Wenn das so ist", fuhr Sühe Baator fort, „werden sie sich bald melden, nicht wahr?" Er deutete auf den Radiokom-Empfänger. „Sie werden dich nicht hilflos in der Patsche sitzen lassen, oder?"
    Wie hypnotisiert starrte der Arkonide auf das Gerät. Was hatte es mit diesem Mann auf sich? Konnte er Gedanken lesen? Besaß er telekinetische Fähigkeiten, mit denen er das Triebwerk eines Gleiters zum Stillstand zu bringen vermochte? War er ein Mutant?
    Atlan kannte viele Berichte und Legenden, die von den erstaunlichen Taten terranischer Magier sprachen. Sie stammten samt und sonders aus grauer Vergangenheit und maßen insbesondere der „fernöstlichen Magie" phänomenale Kräfte und Fähigkeiten bei. Das war damals gewesen, als sich die Menschheit noch nicht als Einheit betrachtete, sondern sich in einen „westlichen" und einen „östlichen" Zweig gespalten sah. Er selbst hatte solchen Gerüchten niemals Beachtung geschenkt; er hielt sie für Sensationsmache westlicher Berichterstatter.
    Aber auf einmal war er seiner Sache nicht mehr sicher.
    Suhe Baator blickte starr vor sich hin. Etliche Minuten vergingen. Der Radiokom meldete sich nicht. Der dunkle Fahrweg war so einsam und verlassen wie zuvor. Falls Gucky oder Fellmer

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