1099 - Das Kollektiv der Porleyter
Lloyd von seiner Notlage wußten, rechnete Atlan, dann hatten sie langst eingreifen müssen.
Wiederum war es, als könne der Mongole seine Gedanken lesen.
„Du siehst, es rührt sich nichts", sagte er. „Sie wissen nicht, daß ich dich angehalten habe. Fahr los!"
Atlan schüttelte den Kopf. Es war mit einemmal eine Störrischkeit in ihm, die er sich nicht erklären konnte. Der Extrasinn versuchte ihn zu warnen, aber er wollte nichts hören. Es widerstrebte ihm, das willenlose Opfer eines Männleins zu sein, dessen magische Fähigkeiten nur noch übertroffen wurden von der schamlosen, widerwärtigen Überheblichkeit, mit der es sich in Dinge mischte, die es nichts angingen.
„Den Teufel werde ich tun", knurrte er zornig. „Steig aus, verschwinde und laß dich nie wieder sehen!"
Sühe Baator gab ein helles Kichern von sich.
„Du bist Atlan, der Kristallprinz, nicht wahr? Du leidest es nicht, daß ein dahergelaufener Terraner dir Befehle erteilt. Du selbst willst die Lage kontrollieren und duldest keine Einmischung. Nun, Kristallprinz - laß dir etwas sagen." Seine Stimme wurde ernst und verlor den hämischen Unterton. „Der zu dir spricht, ist nicht irgendeiner.
Er ist der Sohn des Schamanen, den die Bewohner dieser Stadt Kara Khoto zwanzig Jahre nach seinem Tod noch wie einen Halbgott verehren. Er ist der Nachfahre des unüberwindlichen Törübolod, des Großen Khagan aller Mongolen und Anführers des berühmten Stammes der Chakhar. Du brauchst dich nicht zu spreizen, Arkonide. Der dir Befehle gibt, ist von ebenso vornehmer Abstammung wie du selbst. Da ich aber erkenne, daß du glaubst, es nicht mit deinem Gewissen vereinbaren zu können, wenn du mir gehorchst, werde ich dich von der Verantwortung befreien..."
Atlan wußte nicht, wie ihm geschah. Die Lichter des Platzes weit im Hintergrund begannen zu flackern und sich zu verfärben. Ein Brausen und Rauschen wie von einem nahen Wasserfall erfüllte die Luft. Er blickte zur Seite und sah die Physiognomie des Mongolen zu einer teuflischen Fratze verzerrt.
Und dann war plötzlich nichts mehr.
*
Marek Hussan sah das Fahrzeug mit geringer Geschwindigkeit aus der Mündung des Fahrwegs gleiten und wunderte sich über den Kurs, den es nahm. Sein erster Impuls war, sich nicht darum zu kümmern und statt dessen mit seiner Arbeit fortzufahren, sowenig Hoffnung auf Erfolg sie ihm auch machte. Aber dann fiel ihm auf, daß der Gleiter geradewegs auf die strahlende Kuppel zuhielt. Ein paar rote Warnlampen flammten auf. Als das Fahrzeug nicht reagierte, begann eine Warnsirene zu heulen.
Marek blickte hinüber zu dem Kreis der Lampen, die um den Hochleistungsgleiter herum aufgestellt worden waren. Er sah Fellmer Lloyd, der hinter dem Fahrzeug mit den Markierungen der Kosmischen Hanse herblickte, und dann Gucky, der aus dem offenen Luk des Gleiters sprang. Lloyd wies auf die Kuppel. Der Mausbiber duckte sich und bot zwei Sekunden lang den Anblick intensiver Konzentration. Fellmer Lloyd gestikulierte und schrie etwas, das Marek nicht verstand. Dabei deutete er zur Mitte des Platzes. Der Ilt richtete sieh schließlich wieder auf. Marek sah ihn entsagungsvoll nicken.
Er begriff. Das fremde Fahrzeug hatte die Hülle der Kardec-Aura fast erreicht und schickte sich zur Landung an. Der Ort, an dem er sich befand, lag weit innerhalb der Gefahrengrenze, die etabliert worden war, nachdem Atlan und Gucky unter dem Einfluß porleytischer Mentaleffekte psionische Verbrennungen erlitten hatten. Der Ilt hatte ins Innere des Fahrzeugs teleportieren wollen. Aber das Risiko war zu groß. Marek ließ fallen, was er in der Hand hatte, und strebte mit eiligen Schritten auf den Rand des Platzes zu. Die Sirene blökte noch immer. Das fremde Fahrzeug war unmittelbar vor der leuchtenden Kuppel gelandet. Marek fragte sich, wie der Insasse mit der psionischen Strahlung der Aura fertig wurde.
„Was will der Narr dort?" keuchte er, als er noch fünf Schritte von Fellmer Lloyd entfernt war.
„Atlan", antwortete der Mutant. „Das ist Atlans Fahrzeug."
Fassungslos starrte Marek Hussan zur Mitte des Platzes hinüber. Atlan in jenem Gleiter dort? Es war knapp vier Stunden her, seit man ihn bewußtlos abtransportiert hatte. Was hatte er in unmittelbarer Nähe der Kuppel zu suchen? Ritt ihn der Teufel, daß er sich der Gefahr ein zweites Mal aussetzte?
„Ich höre ihn nicht", sagte der Mausbiber.
Fellmer Lloyd nickte geistesabwesend. Er horchte hinaus in die Nacht.
„Ich spüre etwas
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