Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Krachen seiner beiden Schüsse gehört, den Sioux-Ogellallah aber war dasselbe entgangen, denn es dröhnte unter ihnen wie rapid aufeinander folgende Donnerschläge.
    „Hinein mit ihnen!“ hatte der Häuptling der Ogellallah mit lauter Stimme befohlen und dabei den Arm erhoben.
    Die zwei seiner Leute, welche diesen Befehl auszuführen hatten, taten schnell ein paar Schritte, welche sie von den an der Erde liegenden Gefangenen entfernt standen. Martins Vater stieß einen Angstschrei aus, welcher herzzerreißend gewirkt hätte, wenn er gehört worden wäre. Im nächsten Augenblick mußte ja sein Sohn im Schlund des Kraters verschwinden.
    Aber, was war das! Die zwei Vollstrecker der schrecklichen Exekution bückten sich nicht nur, um die Gefangenen zu ergreifen, sondern sie fielen sogar neben sie nieder und blieben bei ihnen liegen.
    Der Häuptling brüllte etwas, was nicht zu verstehen war, denn droben stiegen Wasser und Dampf schrill pfeifend aus der Öffnung des Geisers empor, und hier unten ertönte es wie dumpfe Kanonenschläge aus dem Krater des Schlammvulkanes.
    Der ‚Schwere Mokassin‘ sprang hinzu, bückte sich über die beiden Leute und schlug mit der Faust auf sie ein – sie bewegten sich nicht. Er faßte den einen an der Schulter und riß ihn halb empor. Ein Paar unbewegliche, seelenlose Augen starrten ihm entgegen, und er sah zwei Löcher im Kopf des Mannes, eins hüben und das andere drüben. Er ließ den Mann erschrocken fallen und ergriff den anderen, um auch an diesem ganz dieselbe Bemerkung zu machen.
    Er fuhr empor, als hätte er einen Geist erblickt, und wendete sich nach den Seinen zurück. Sein Gesicht war verzerrt. Er hatte das Gefühl, als ob ihm unter dem mit Adlerfedern geschmückten Schopf die Haut vom Schädel gezogen werde. Die Sioux konnten sein Verhalten und dasjenige ihrer beiden Krieger nicht begreifen. Sie traten herbei. Mehrere von ihnen bückten sich zu den letzteren nieder und waren dann ganz ebenso ein Bild des Entsetzens wie ihr Anführer.
    Und nun kam noch ein anderes hinzu, was ihnen nicht minder schrecklich erschien. Das Pfeifen und Zischen des Geisers war jetzt fast erstorben, so daß das Ohr nun wieder andere Töne zu vernehmen vermochte. Und da ließ sich denn vom Flusse her ein Gebrüll vernehmen, welches aus der Kehle eines Löwen oder Tigers zu kommen schien.
    Aller Augen wendeten sich dorthin. Sie sahen eine schwarze, riesengroße Gestalt herbeigesprungen kommen, welche einen langen, starken Astknorren in den Fäusten schwang. Diese Gestalt triefte von dem schmutzigen, gelbgrünen Schaum des Flusses und war von einer ganzen Masse verworrener Binsen und halb verfaulten Schilfes behangen.
    Der brave Bob, welcher sich durch eine ganze Halbinsel dieser am Ufer hängenden Pflanzenrudera hatte arbeiten müssen, hatte sich nicht die Zeit genommen, diesen Schmuck von sich abzustreifen. Er bot also einen Anblick, der ihn kaum als ein irdisches Wesen erscheinen ließ. Dazu sein Gebrüll, seine rollenden Augen, das starke, leuchtende Gebiß, welches er zeigte – es war wirklich kein Wunder, daß die Ogellallah für den Augenblick ganz starr standen.
    Und da warf er sich auch schon auf sie, brüllend und mit der Keule um sich schlagend wie ein Herkules. Sie wichen vor ihm zurück. Er drang durch ihren Haufen und stürzte auf den Häuptling zu.
    „Massa Martin! Wo sein lieb, gut Massa Martin?“ schrie er keuchend. „Hier Masser Bob, hier, hier! Er vernichten ganz Sioux! Er zerschmettern all ganz viel Ogellallah!“
    „Hurra! Das ist Bob!“ rief Jemmy. „Der Sieg ist da! Hurra, hurra!“
    Und zugleich ließ sich von abwärts her ein vielstimmiges Geheul vernehmen, ein indianisches Kriegsgeheul. Dasselbe wird bekanntlich in der Weise hervorgebracht, daß die Wilden ein markerschütterndes langgedehntes, in der Fistelstimme liegendes Jiiiiiiiiiiih schreien und sich dabei, mit der einen Hand trillernd, auf die Lippen schlagen.
    Dieser wohlbekannte, Gefahr verkündende Kriegsruf weckte die Sioux aus ihrem starren Schrecken. Einige sprangen vor und blickten nach abwärts des Flusses, woher das Geheul erscholl. Sie sahen die Upsarokas und Schoschonen, welche im Galopp herangesprengt kamen. Im höchsten Grad bestürzt, nahmen sie sich gar nicht die Zeit, diese Feinde zu zählen und folglich zu bemerken, daß sie sich vor so einer kleinen Anzahl derselben gar nicht zu fürchten brauchten. Der unerklärliche Tod ihrer beiden Kameraden, das Erscheinen des wie ein wahrer Satan

Weitere Kostenlose Bücher