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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weiche Erdreich war nachgerutscht und bildete eine Halde, welche ziemlich dicht mit halbverfaulten Baumstämmen und einzelnen Felsbrocken besät war.
    Dieser Bergrutsch war steil und sah keineswegs so ungefährlich aus. Es gab da zahlreiche schwefelgelb geränderte Löcher, aus denen Wasserdämpfe emporstiegen, ein sicheres Zeichen, daß das Terrain ein unterhöhltes sei.
    „Hier will mein Bruder hinab?“ fragte Tokvi-tey den Apachen.
    „Ja. Es gibt keinen anderen Weg als diesen.“
    „Werden wir nicht einbrechen?“
    „Wenn wir unvorsichtig wären, könnte das sehr leicht geschehen. Winnetou hat, als er mit Old Shatterhand hier war, diesen Ort genau untersucht. Es gibt Stellen, an denen die Rinde der Erde nicht dicker ist als die Breite deiner Hand. Aber Winnetou wird voranreiten. Sein Pferd ist klug und wird nicht dahin treten, wo es eine Gefahr gibt. Meine Brüder können mir getrost folgen.“
    „Aber hat nicht Old Shatterhand geboten, daß wir an diesem Ufer Kundschafter aussenden sollen, die ihm Nachricht von uns zu geben haben? Wollen wir das nicht tun, bevor wir über den Fluß setzen?“
    „Wir werden es gar nicht tun. Die Ogellallah werden eher hier ankommen als Old Shatterhand. Schauen wir nach ihnen aus, so haben wir genug getan.“
    Er trieb sein Pferd über den Rand des Bergsturzes und ließ es da, ohne daß er abstieg, langsam zur Tiefe klettern. Die Indianer folgten ihm zaudernd; aber als sie sahen, wie vorsichtig sein Pferd, bevor es einen Schritt tat, vorher mit dem Huf den Boden untersuchte, vertrauten sie sich seiner Führung an.
    „Meine Brüder mögen weit auseinander reiten“, gebot er, „damit die Erde immer nur die Last eines einzigen Reiters zu tragen habe. Wenn das Pferd einzubrechen droht, muß der Mann es augenblicklich mit dem Zügel emporreißen und nach rückwärts werfen.“
    Glücklicherweise kam kein einziger in diese Gefahr. Zwar wurden mehrere sehr hohl klingende Stellen passiert, aber der Zug gelangte glücklich unten am Fluß an.
    Das Wasser hatte hier eine mehr als gewöhnliche Wärme; die Oberfläche war blaugrün schillernd und ölig, während eine Strecke weiter aufwärts die Wellen rein und durchsichtig an das Ufer schlugen. Dort wurden die Pferde in den Fluß getrieben, welchen sie mühelos überschwammen. Dann lenkte Winnetou wieder abwärts gerade auf das ‚Maul der Hölle‘ zu.
    Die Eruption dieses letzteren war vorüber. Als die Reiter dort ankamen und sich vorsichtig dem Rand des Loches näherten, konnten sie in eine gegen hundert Fuß betragende, dunkle Tiefe blicken, in welcher es vollständig still und ruhig war. Nichts als die umhergeschleuderten Schlammassen verriet, daß vor wenigen Minuten die Hölle hier tätig gewesen sei.
    Jetzt zeigte Winnetou nach dem bereits erwähnten, hinter dem ‚Maul der Hölle‘ liegenden Felsenkessel und sagte:
    „Dort liegt das Grab der Häuptlinge, an welchem Old Shatterhand die drei berühmtesten Krieger der Sioux-Ogellallah besiegte. Meine Brüder mögen mir dorthin folgen!“
    Die Sohle dieses Kessels bildete beinahe eine Kreisfläche von dem ungefähren Durchmesser einer halben englischen Meile. Die Wände besaßen eine solche Steilheit, daß an ihnen unmöglich emporzukommen war. Viele Löcher, mit heißem Schlamm oder dampfendem Wasser gefüllt, machten das Passieren höchst unsicher, und kein Hälmchen Gras, kein noch so kleines, dürftiges Pflänzchen war zu sehen.
    Gerade auf dem Mittelpunkt dieses Tales war ein künstlicher Hügel errichtet. Er bestand, wie man leicht sehen konnte, aus Steinen, losgebrochenen Schwefelstücken und Schlamm, welch letzterer jetzt eine harte, spröde Masse bildete. Seine Höhe betrug vielleicht fünfzehn Fuß, seine Breite zehn und seine Länge zwanzig Fuß. In der Spitze steckten mehrere Bogen und Lanzen. Sie waren mit allerlei Kriegs- und Todeszeichen geschmückt gewesen, die aber nun in Fetzen hingen.
    „Hier“, sagte Winnetou, „sind begraben der ‚Tapfere Büffel‘ und ‚Böses Feuer‘, welcher der stärkste Krieger der Ogellallah war. Dennoch hat Old Shatterhand beide mit einem Schlag seiner Faust getötet. Sie sitzen auf ihren Pferden, die Gewehre auf dem Knie, den Schild in der Linken und den Tomahawk in der Rechten. Der Name des dritten Kriegers wurde nicht genannt, weil er seine Medizin nicht mehr besaß. Und da oben hielt Shatterhand auf seinem Pferd, bevor er zum Todeskampf herunterkam, und schoß einen Ogellallah nach dem anderen wund. Er wollte sie nicht

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