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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aussehenden und dreinschlagenden Bob und nun das Nahen feindlicher Indianer, das alles brachte bei ihnen geradezu einen panischen Schrecken hervor.
    „Fort, fort! Rettet euch!“ brüllten sie und stürzten zu ihren Pferden.
    Jetzt nahm Jemmy seinen alten Gaul fest zwischen die Schenkel.
    „Macht euch frei! Schnell, schnell, den Rettern entgegen!“ schrie er laut.
    Und schon schoß seine langbeinige Kreatur von dannen, das Maultier mit dem langen Davy hinterher. Franks Pferd folgte augenblicklich, ganz ohne daß der Reiter es durch irgendeine Bewegung dazu aufgefordert hätte; die Pferde waren durch das Zittern der Erde, durch Bobs Gestalt und das Kriegsgeheul so aufgeregt worden, daß kein Sioux sie hätte zu halten vermocht.
    Wirklich keiner? O doch, es gab einen, nämlich den Häuptling Hong-peh-te-keh. Er hatte von Bob einen so kräftigen Keulenhieb erhalten, daß er zusammengebrochen war. Zu seinem Glück hatte das der Schwarze nicht zu einem zweiten Hieb, der wohl tödlich geworden wäre, benutzt, sondern er war, seinen jungen Herrn am Boden liegen sehend, zu demselben niedergekniet, um sich, alles andere vergessend, seiner anzunehmen.
    „Mein gut, gut Massa Martin!“ rief der treue, aber wenig umsichtige Schwarze. „Hier sein tapfer Masser Bob! Er schnell schneiden die Riemen von Massa Martin.“
    Der Häuptling hatte sich aufgerichtet und zog schon das Messer, um den Neger niederzustechen; da hörte er das Geheul der Feinde und sah, daß die Seinigen sich auch bereits zur Flucht wendeten, während seine bisherigen Gefangenen davonjagten, um zunächst aus der Nähe der Ogellallah zu kommen.
    Er erkannte, daß er unter diesen Umständen gezwungen sei, auch zu fliehen; aber allen und jeden Vorteil aufzugeben, dazu war er der Mann doch nicht. Sich nach seinem Pferd stürzen und im Sattel sitzen, das war für ihn die Sache eines Augenblickes. Ein Glück, daß seine Leute all die Gewehre an den Sattelknöpfen befestigt hatten! Er drängte sein Pferd an Baumann heran, dessen Tier in diesem Augenblick scheute und mit allen vieren in die Luft ging. Ein rascher Griff in die Zügel desselben, ein schriller, durchdringender Schrei, durch welchen er sein eigenes Roß anspornte, und er jagte davon, flußaufwärts, Baumanns Pferd und dessen Reiter mit sich fortreißend.

ZWÖLFTES KAPITEL
    Rettung, Sieg und Friede
    Die Sioux-Ogellallah waren vollständig überzeugt, daß der Oberlauf des Flusses für sie frei sein werde. Ihrer Ansicht nach hatten sie keineswegs zu befürchten, daß sie dort Feinde treffen würden. Wenn sie das Grab der Häuptlinge erreichten, so waren sie geborgen, denn das Terrain, in welchem dasselbe lag, bot ihnen vortreffliche Deckung selbst gegen einen noch viel stärkeren Feind, als sie gegen sich zu haben glaubten. Sie sollten aber bald einsehen, daß sie sich da in einem großen Irrtum befanden, welcher für sie verhängnisvoll werden mußte.
    Wie bereits erwähnt, hatte Winnetou gestern früh, bevor Old Shatterhand von dem Gelbsteinsee aufgebrochen war, von diesem die Weisung erhalten, mit den bei ihm zurückbleibenden Kriegern nach dem ‚Maul der Hölle‘ zu reiten und ihn dort zu erwarten. Der Häuptling der Apachen war diesem Gebot getreulich nachgekommen.
    Er hatte das gestrige Lager kurz nach dem Aufbruch Old Shatterhands verlassen und war mit seinen Indianern so rasch geritten, daß sie schon am Spätnachmittag am östlichen Fuß der Feuerlochberge ankamen. Es führte da ein Tal empor, welches desto enger wurde, je steiler es zur Höhe stieg. Es war durch einen Wasserlauf gebildet worden, dessen Ursprung oben auf der Höhe lag. Dort oben angekommen, befanden die Reiter sich im wilden Wald, welchen noch kein menschlicher Fuß betreten zu haben schien.
    Der Apache aber kannte seinen Weg genau. Er ritt in größter Sicherheit, als ob er einen gebahnten Pfad vor sich sehe, unter den hohen Bäumen weiter, erst scharf bergan, dann eben fort und endlich jenseits des Kammes zwischen zerstreut umherliegenden, riesigen Felsenbrocken zu Tale nieder.
    Da ertönte so plötzlich, daß die Pferde scheuten, vor ihnen ein fürchterlicher Krach, als ob eine gewaltige Dynamitexplosion stattgefunden habe; es folgten eine Reihe Schüsse, wie von starken Festungsgeschützen; dann rollte es wie ein fortlaufendes Pelotonfeuer, welches sich in ein Knattern, Prasseln, Sausen und Zischen auflöste, als ob da vor den überraschten Reitern ein Riesenfeuerwerk abgebrannt werde.
    „Uff!“ rief Tokvi-tey. „Was

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