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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sehen.“
    Baumann riß an seinen Fesseln, hatte aber nur den Erfolg, daß sie ihm fast bis auf die Knochen in das Fleisch schnitten.
    „Hörst du, wie er heult und jammert!“ rief ihm der Häuptling zu. „Schweig und freue dich vielmehr, denn du sollst alles deutlicher sehen können als wir. Man löse die Gefangenen von den Steinen und binde sie auf ihre Pferde, damit sie hoch sitzen und alles besser betrachten können. Die beiden Knaben aber bindet steif und tragt sie nach dem Loch!“
    Dieser Befehl wurde sofort ausgeführt. Mehrere Sioux ergriffen Wohkadeh und Martin, um ihnen noch mehr Riemen anzulegen, und auch der übrige Teil der Weisung wurde schnell befolgt.
    Baumann preßte die Zähne fest zusammen, um sich keinen Jammerlaut entschlüpfen zu lassen. Er saß jetzt mit den anderen hoch zu Roß.
    „Schrecklich!“ knirschte Davy, indem er sich an Jemmy wandte. „Die Hilfe kommt gewiß, für die beiden braven Burschen aber jedenfalls zu spät. Wir beide sind schuld an ihrem Tod. Wir hätten nicht einwilligen sollen.“
    „Hast recht, und – horch!“
    Der heisere Schrei eines Geiers war erschollen. Die Ogellallah beachteten es nicht.
    „Das ist Old Shatterhands Zeichen“, flüsterte Jemmy. „Er hat oft davon gesprochen und uns den Schrei auch vorgemacht.“
    „Herrgott! Wenn er es wirklich wäre!“
    „Der Himmel gebe, daß ich mich nicht täusche! Vermute ich richtig, so wäre Old Shatterhand unserer Fährte gefolgt und käme da drüben herab. Schau hinüber nach dem Wald! Siehst du nichts?“
    „Ja, ja!“ antwortete Davy. „Ein einzelner Baum wird bewegt. Ich sehe die Spitze schütteln. Das geschieht nicht von selbst; dort sind also Menschen!“
    „Jetzt sehe ich es auch! Aber weg davon mit dem Blick, daß die Ogellallah nicht aufmerksam werden!“
    Und mit lauter Stimme rief er in deutscher Sprache nach dem Krater hin:
    „Master Martin, seid getrost! Die Hilfe ist schon da. Soeben haben die Freunde ein Zeichen gegeben!“ Er vermied es klugerweise, einen Namen zu nennen, weil derselbe von den Ogellallah verstanden worden wäre.
    „Was hat dieser Hund zu bellen!“ zürnte der Häuptling. „Hat er auch Lust, in dem Schlamm zu sterben?“
    Glücklicherweise begnügte er sich mit dieser Zurechtweisung.
    Die Gefangenen hielten auf ihren Pferden so eng nebeneinander, daß sie sich selbst im Flüsterton verstehen konnten. Die Hände waren ihnen auf den Rücken gebunden und die Füße durch einen Riemen vereinigt worden, welcher unter dem Bauch der Pferde hinwegging.
    „Du, Davy“, flüsterte Jemmy, „unsere Tiere werden nicht am Zügel gehalten; darum sind wir eigentlich schon halb frei. Getraust du dir, dein altes Maultier trotz der Fesseln zum Gehorchen zu bringen?“
    „Hab keine Sorge! Ich nehme es zwischen die Beine, daß es eine Lust sein wird!“
    „Mein alter Klepper wird auch gehorchen. Halt! Hilf Himmel! Da geht es los! Die Hilfe kommt zu spät – zu spät!“
    Nämlich in diesem Augenblick begann die Erde unter den Hufen der Pferde erst leise und dann stärker zu beben, und ein rollendes Brausen kam wie aus unterirdischer Ferne herbei. Der Geiser wollte seine Tätigkeit beginnen.
    Zwar hatten sich die Pferde seit gestern abend ganz leidlich an dieses Beben des Erdbodens gewöhnt; da sie aber jetzt ihre Reiter trugen, zeigten sie sich unruhiger, als wenn sie ledig gewesen wären.
    Der Häuptling hatte sich vorhin über die Umfassung des Schlammkraters gebeugt und seinen Lasso hinabgelassen, um auszumessen, wie tief die beiden dem Tode Geweihten zu hängen kommen müßten. Dann waren zwei Lassos je an einen festen Vorsprung des hohen Kraterrandes befestigt worden, und die anderen Enden hatte man Martin und Wohkadeh so unter den Armen hindurchgebunden, daß gerade und genau die beabsichtigte Tiefe erreicht wurde.
    Als jetzt das Brausen begann, traten alle zurück. Nur zwei blieben am Krater stehen, um, sobald der Schlamm sich hob, die beiden Verurteilten hinabgleiten zu lassen. Es waren Augenblicke der fürchterlichsten Spannung; für die beiden Baumanns aber wurden sie zu schrecklichen Ewigkeiten.
    Und Old Shatterhand? Warum kam er nicht?
    Sein Blick hatte in größter Spannung jede Bewegung der Ogellallah beobachtet. Als er sah, daß Wohkadeh und Martin nach dem Kraterrand geschleppt wurden, war ihm alles klar.
    „Man will sie langsam im Schlamm sterben lassen“, sagte er zu den Indianern. „Wir müssen augenblicklich helfen. Schnell, eilt unter den Bäumen dort hinab, wo

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