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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ebenso gefährlich, wie zum Beispiel die Sahara oder die Wüste Gobi. Es gibt in dem Llano estacado keine Brunnen, keine Oasen und auch keine Kamele, welche viele Tage lang zu dürsten vermögen. Das macht diese Strecke so fürchterlich, obgleich sie kleiner ist als die große afrikanische oder asiatische Wüste. Es gibt keinen gebahnten Weg. Darum hat man die Richtung, in welcher der Ritt allein möglich ist, mit Pfählen abgesteckt, wovon die Wüste ihren Namen erhalten hat. Wer über diese Pfähle hinausgerät, der ist verloren; er muß den Tod des Verschmachtens sterben. Hitze und Durst verzehren ihm das Hirn; er verliert die Fähigkeit des Denkens und reitet so lange im Kreis herum, bis sein Pferd unter ihm zusammenbricht und er dann nicht weiterkann.“
    „So darf er nicht den abgesteckten Weg verlassen, meinst du wohl?“ fragte Helmers, welcher sah, daß Frank den Kopf schüttelte.
    „Ja, das wollte ich sagen“, antwortete dieser.
    „Diese Vorsicht beachtet auch jedermann. Es gibt nur sehr, sehr wenige, welche den Llano so genau kennen, daß sie sich auch ohne Pfähle zurechtzufinden vermögen. Aber wie nun, wenn von schlechten Menschen die Pfähle falsch gesteckt werden?“
    „Das wäre ja teuflisch!“
    „Gewiß, aber dennoch kommt es vor. Es gibt Verbrecherbanden, deren Mitglieder die Pfähle aus der Erde ziehen und in falscher Richtung wieder befestigen. Wer ihnen nun folgt, ist verloren. Die Pfähle hören plötzlich auf; er befindet sich inmitten des Verderbens und kann keine Rettung mehr finden.“
    „So reitet er längs der Pfähle zurück!“
    „Dazu ist's zu spät, denn er befindet sich bereits so tief in dem Estacado, daß er das Grasland nicht mehr zu erreichen vermag, bevor er verschmachtet. Die Räuber brauchen ihn gar nicht zu töten. Sie warten einfach, bis er verschmachtet ist, und rauben dann seinen Leichnam aus. So ist es bereits oft geschehen.“
    „Aber kann man sie denn nicht unschädlich machen?“
    Eben, als Helmers antworten wollte, wurde seine Aufmerksamkeit durch einen sich langsam nähernden Mann in Anspruch genommen, dessen Ankunft erst jetzt, als er um die Ecke des Hauses trat, bemerkt wurde. Er war durchaus in schwarzes Tuch gekleidet und trug ein kleines Päckchen in der Hand. Seine lange Gestalt war sehr schmal und engbrüstig, sein Gesicht hager und spitz. Der hohe Chapeau claque, welcher ihm tief im Nacken saß, gab ihm, zumal er Brillen trug, im Verein mit dem dunklen Anzug das Aussehen eines Geistlichen.
    Er trat mit eigentümlich schleichenden Schritten näher, griff leicht an den Rand seines Hutes und grüßte:
    „Good day, Mesch'schurs! Komme ich vielleicht hier richtig zu John Helmers Esquire??“
    Helmers betrachtete den Mann mit einem Blick, aus welchem zu ersehen war, daß er kein großes Wohlgefallen an ihm fand, und antwortete:
    „Helmers heiße ich, ja, aber den Esquire könnt Ihr getrost weglassen. Ich bin weder Friedensrichter, noch liebe ich überhaupt dergleichen Titulaturen. Das sind doch nur faule Äpfel, mit denen sich ein Gentleman nicht gern bewerfen läßt. Da Ihr meinen Namen kennt, so darf ich vielleicht auch den Eurigen erfahren?“
    „Warum nicht, Sir! Ich heiße Tobias Preisegott Burton und bin Missionar der Heiligen des jüngsten Tages.“
    Er sagte das in einem sehr selbstbewußten und salbungsvollen Ton, welcher aber keineswegs den beabsichtigten Eindruck auf den Farmer machte, denn dieser meinte achselzuckend:
    „Ein Mormone seid Ihr also? Das ist keineswegs eine Empfehlung für Euch. Ihr nennt Euch die Heiligen der letzten Tage. Das ist anspruchsvoll und überhebend, und da ich ein sehr bescheidenes Menschenkind bin und für Eure Selbstgerechtigkeit nicht den mindesten Sinn habe, so wird es am besten sein, Ihr schleicht in Euren frommen Missionsstiefeln sogleich weiter. Ich dulde keinen Proselytenmacher hier im Settlement.“
    Das war sehr deutlich, ja beleidigend gesprochen. Burton aber behielt seine verbindliche Miene bei, griff abermals höflich an den Hut und antwortete:
    „Ihr irrt, Master, wenn Ihr meint, daß ich beabsichtige, die Bewohner dieser gesegneten Farm zu bekehren. Ich spreche bei Euch nur vor, um mich auszuruhen und meinen Hunger und Durst zu stillen.“
    „So! Na, wenn Ihr nur das wollt, so sollt Ihr haben, was Euch nötig ist, vorausgesetzt, daß Ihr bezahlen könnt. Hoffentlich habt Ihr Geld bei Euch!“
    Er überflog die Gestalt des Fremden abermals mit einem scharfen, prüfenden Blick und zog dann ein

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