Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sein.“
    „Sind die Pfähle in Ordnung gewesen?“
    „Eben nicht. Hätte er die Wüste nicht seit zwanzig Jahren so genau kennengelernt, so wäre er verloren.“
    „Wo ist er hin?“
    „Er liegt oben in der kleinen Stube, um sich auszuruhen. Er war bei seiner Ankunft halb verschmachtet, hat aber trotzdem nichts genossen, um nur gleich schlafen zu können.“
    „Ich muß zu ihm. Ich muß ihn trotz seiner Müdigkeit wecken. Er muß mir erzählen!“
    Der junge Mann eilte ganz erregt fort und verschwand im Eingang des Hauses. Der Farmer setzte sich wieder nieder und rauchte seine Pfeife weiter. Mit der Verwunderung über die Eilfertigkeit des Jünglings fand er sich durch ein leichtes Kopfschütteln ab; dann nahm seine Miene den Ausdruck behaglicher Genugtuung an. Der Grund derselben war leicht aus den Worten zu erkennen, welche er vor sich hin murmelte:
    „Der dicke Jemmy! Hm – – –! Und gar Old Shatterhand! Hm – – –! Und solche Männer bringen nur tüchtige Kerls mit! Hm – – –! Es wird eine ganze Gesellschaft kommen! Hm – – –! Aber ich wollte es doch meinem Bärbchen sagen, daß – – –“
    Er sprang auf, um die erfreuliche Neuigkeit seiner Frau mitzuteilen, blieb aber doch stehen, denn soeben kam Frank um die Ecke des Hauses auf ihn zu.
    „Nun, Master, habt Ihr den Neger gefunden?“ fragte ihn Helmers.
    „Ja“, antwortete Frank. „Bob ist bei ihm, und so kann ich ihnen die Pferde überlassen. Ich muß vor allen Dingen wieder zu Euch, um Euch zu sagen, wie sehr ich mich freue, daß ich einen Kollegen gefunden habe.“
    Er sprach englisch. Es war überhaupt bisher alles in englischer Sprache gesprochen worden.
    „Einen Kollegen?“ fragte der Farmer. „Wo denn?“
    „Hier! Euch meine ich natürlich.“
    „Mich? Wieso?“
    „Nun, Bloody-Fox hat mir gesagt, daß Ihr Oberförster gewesen seid.“
    „Das ist richtig.“
    „So sind wir also Kollegen, denn auch ich bin ein Jünger der Forstwissenschaft gewesen.“
    „Ah! Wo denn, mein Lieber?“
    „In Deutschland, in Sachsen sogar.“
    „Was! In Sachsen? So sind Sie ein Deutscher? Warum sprechen Sie da englisch! Bedienen Sie sich doch Ihrer schönen Muttersprache!“
    Dies sagte Helmers deutsch, und sofort fiel Hobble-Frank ein:
    „Mit größtem Vergnügen, Herr Oberförschter! Wenn es sich um meine angeschtammte Mutterschsprache handelt, dann mache ich keene Schperenzien, sondern gehe off der Schtelle mit droff ein. Sie werden es sofort der Reenheit oder der Reinheet meines syntaxischen Ausdruckes anhören, daß ich in derjenigen Gegend Deutschlands existiert habe, in welcher bekanntlich das gelenkigste und hochgeläutertste Deutsch geschprochen wird, nämlich in Moritzburg, bei der Residenzschtadt Dresden, wissen Sie, wo das Schloß mit dem Bildnisse Augusts des Schtarken und den berühmten Karpfenteichen sich befindet. Ich begrüße Sie also im Namen der edlen Forschtkultur und hoffe, Sie sehen es sofort ein, daß Sie es in mir mit eenem hervorragenden ingenium magnum sine mixtura Clemertius zu tun haben!“
    Sonderbar! Wenn Frank sich des Englischen bediente, so war er ein ganz verständiges und bescheidenes Männchen; aber sobald er begann, sich deutsch auszudrücken, erwachte die Erkenntnis seiner Selbstherrlichkeit in ihm.
    Helmers wußte zunächst nicht, was er denken solle. Er drückte ihm die so freundlich dargebotene Hand, gab keine direkte Antwort, lud den Herrn ‚Kollegen‘ ein, sich niederzusetzen, und versuchte, dadurch Zeit zu gewinnen, daß er sich in das Haus begab, um eine Erfrischung herbeizuholen. Als er zurückkehrte, hatte er zwei Flaschen und zwei Biergläser in der Hand.
    „Sapperment, das is günstig!“ rief Frank. „Bier! Ja, das laß ich mir gefallen! Beim edlen Gerschtenschtoff öffnen sich am leichtesten die Schleusen männlicher Beredtsamkeet. Wird denn hier in Texas ooch schon welches gebraut?“
    „Sehr viel sogar. Sie müssen wissen, daß es in Texas vielleicht über vierzigtausend Deutsche gibt, und wo der Deutsche hinkommt, da wird sicherlich gebraut.“
    „Ja, Hopfen und Malz, Gott erhalt's! Brauen Sie die liebe Gottesgabe selber?“
    „Nein! Ich lasse mir, sooft es paßt, einen Vorrat aus Coleman City kommen. Prosit, Herr Frank!“
    Er hatte die Gläser gefüllt und stieß mit Frank an. Dieser aber meinte:
    „Bitte, Herr Oberförschter, genieren und fürchten Sie sich nich! Ich bin een höchst leutseliger Mensch; darum brauchen Sie mich nich Herr Frank zu

Weitere Kostenlose Bücher