11 - Die Helden des Westens
konnte. Die vierte Seite war mit einer doppelten Fenz versehen. Unten gab es ein Maisfeld und ein kleines, mit Tabak bebautes Land. In der Nähe desselben weideten zwei Pferde. Martin deutete auf dieselben und erklärte:
„Von dort weg haben uns die Männer unsere Pferde gestohlen, als wir nicht daheim waren. Wo mag Bob, unser Neger sein?“
Er steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus. Da lugte ein schwarzer Kopf hinter den hohen Maispflanzen hervor; zwischen den breit gezogenen, wulstigen Lippen waren zwei Reihen von Zähnen zu sehen, auf welche ein Jaguar hätte stolz sein können; dann trat die herkulische Gestalt des Negers hervor. Er hatte einen schweren, dicken Pfahl in der Hand und sagte unter einem grinsenden Lachen:
„Bob sich verstecken und aufpassen. Wenn Spitzbuben wiederkommen und auch noch zwei andere Pferde stehlen wollen, dann ihnen mit diesem Stock die Köpfe einschlagen.“
Er schwang den Pfahl mit einer Leichtigkeit in der Hand, als ob derselbe eine leichte Weidenrute sei.
Der Indianer bekümmerte sich gar nicht um ihn. Er ritt an ihm vorüber, die vierte, zugängliche Seite bis zur Doppelfenz empor, sprang vom Rücken seines Pferdes über dieselbe hinweg und verschwand dann hinter der Einzäunung.
„Was sein Redman für ein grob Kerl!“ zürnte der Neger. „Reiten an Masser Bob vorüber, ohne sagen: good day! Springen über Fenz und gar nicht warten, bis Massa Martin ihm erlauben, einzutreten. Masser Bob ihn werden höflich machen!“
Der gute Schwarze gab sich also selbst den Titel Masser Bob, also Master oder Herr Bob. Er war ein freier Neger und fühlte sich sehr beleidigt, von dem Indianer nicht begrüßt worden zu sein.
„Du wirst ihn nicht beleidigen“, warnte Martin. „Er ist unser Freund.“
„Das sein ein ander Sachen. Wenn Redman sein Freund von Massa, so sein auch Freund von Masser Bob. Massa Pferde wieder haben? Spitzbuben tot gemacht?“
„Nein. Sie sind entflohen, öffne die Fenz!“
Bob stieg mit langen Schritten voran und schob oben die beiden schweren Teile des Tores auseinander, als ob sie aus Papier geschnitten seien. Dann ritten die anderen in den Raum, welcher von der Fenz umschlossen wurde.
DRITTES KAPITEL
Im Blockhaus
In der Mitte des Platzes stand die viereckige Blockhütte, aber eigentlich nicht Blockhütte, da sie nicht von ineinandergefügten Holzstämmen errichtet war. Das Material, welches man zu ihrer Errichtung verwendet hatte, bestand aus Steinen, Lehm und Stangen, welche aus den Büschen geschnitten worden waren. Die Schindeln zu dem Dach waren jedenfalls von weit herbeigeholt worden.
Die Tür stand offen. Als die Männer eintraten, sahen sie den Indianer in der Mitte des einen Raumes sitzen, welchen das Innere der Hütte bildete. Wo sein Pferd sich befand, das schien ihn gar nicht zu kümmern. Es war mit den anderen in die Umfriedung hereingekommen.
Jetzt nun begrüßten Martin und der Hobble-Frank die beiden Gäste mit herzlichen Handschlägen. Die letzteren blickten sich in dem Räume um, im hinteren Teil desselben hatte sich der Laden befunden, dessen Vorräte aber sehr auf die Neige gegangen waren. Einige auf Pfähle geschlagene Kistendeckel bildeten die Tische. Die Sessel waren aus demselben Material zusammengenagelt. In einer Ecke befanden sich die Lagerstätten; sie waren so kostbar, daß man die Bewohner des Blockhauses hätte um dieselben beneiden mögen, denn sie bestanden aus einer ganzen Anzahl übereinandergelegter Felle des fürchterlichen grauen Bären, welcher das gefährlichste Raubtier Amerikas ist. Richtet sich ein solcher ausgewachsener Grizzly auf den Hinterpranken empor, so ist er leicht zwei Fuß höher als ein Mann von guter Körperlänge. Einen solchen Bären erlegt zu haben, gilt bei den Indianern als größtes Heldenstück, und selbst der viel besser bewaffnete Weiße geht diesem Tier lieber aus dem Weg, als daß er sich ohne Not in einen Kampf mit demselben einläßt.
Verschiedene Waffen, Kriegs- und Jagdtrophäen hingen an den Wänden, und in der Nähe des Kamins waren mächtige Stücke Rauchfleisch an hölzernen Pflöcken befestigt.
Der Nachmittag hatte sich zur Rüste geneigt, und da das Dämmerlicht nur spärlich durch die kleinen, nicht mit Fenstern sondern nur mit Läden versehenen Maueröffnungen einzudringen vermochte, so war es in der Hütte ziemlich dunkel.
„Masser Bob Feuer anbrennen“, sagte daher der Neger.
Er brachte eine Lage trockenen Buschholzes
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