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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herbeigeschleppt und machte mittels seines ‚Punks‘ (Präriefeuerzeug) ein Feuer auf dem Herd an. Der Zunder zu diesem Feuerzeug besteht aus dem trockenen, sehr leicht glimmenden Moder, welcher aus der Höhlung verfaulter Bäume gewonnen wird.
    Die riesige Gestalt des Negers wurde während der erwähnten Beschäftigung von der Flamme grell beleuchtet. Er trug einen weiten Anzug aus dem einfachsten Kaliko und war mit einer Kopfbedeckung versehen. Das hatte seinen Grund. Der gute Bob war nämlich ein wenig eitel; er wollte nicht als reiner Afrikaner gelten. Leider aber war sein Kopf mit einem dichten Wald kurzer, krauser Locken versehen, und da gerade diese Wolle seine Abstammung auf das überzeugendste verriet, so hatte er sich alle Mühe gegeben, glauben zu machen, daß er keine Wolle sondern schlichtes Haar besitze. Er hatte darum den Kopf sehr fett mit Hirschtalg eingerieben und das kurze, unbändige Wollgewirr in unzählige dünne Zöpfchen geflochten, welche wie die Stacheln eines Igels nach allen Richtungen von seinem Kopf abstanden. Das gab bei der Beleuchtung durch das Herdfeuer einen wirklich grotesken Anblick.
    Bis jetzt waren nur wenige Worte gewechselt worden. Nun aber meinte der Hobble-Frank in englischer Sprache zu dem Indianer:
    „Mein roter Bruder befindet sich in unserem Haus. Er ist uns willkommen und mag seine Botschaft ausrichten.“
    Der Rote warf einen forschenden Blick rund umher und antwortete:
    „Wie kann Wohkadeh sprechen, wenn er noch nicht den Rauch des Friedens hat schmecken dürfen?“
    Da nahm Martin, der Sohn des Bärenjägers, ein indianisches Calumet von der Wand und stopfte Tabak in den Kopf desselben. Als die anderen sich nun in die Nähe des Roten gesetzt hatten, steckte er den Tabak in Brand, tat sechs Züge, blies den Rauch nach oben, nach unten und nach den vier Hauptrichtungen des Himmels und sagte dann:
    „Wohkadeh ist unser Freund, und wir sind seine Brüder. Er mag mit uns die Pfeife rauchen und uns nachher seine Botschaft sagen.“
    Darauf reichte er dem Indianer die Pfeife. Dieser nahm sie in Empfang, erhob sich, tat ganz dieselben sechs Züge und antwortete sodann:
    „Wohkadeh hat die Bleichgesichter und den Schwarzen noch nie gesehen. Er wurde zu ihnen gesandt, und sie erretteten ihn aus der Gefangenschaft. Ihre Feinde sind auch seine Feinde, und seine Freunde mögen auch die ihrigen sein. Howgh!“
    Dieses Howgh heißt bei den Indianern so viel wie: Ja, jawohl, ganz gewiß. Es wird als Zeichen der Bekräftigung oder der Zustimmung gebraucht, besonders in den Pausen oder am Schluß einer Rede.
    Er gab die Pfeife weiter. Während dieselbe nun weiter die Runde machte, setzte er sich wieder nieder und wartete, bis Bob als der letzte die Brüderschaft durch den Rauch des Tabaks bestätigt hatte. Er benahm sich bei dieser Begrüßung wie ein alter, erfahrener Häuptling, und auch Martin, der noch ein halber Knabe war, zeigte einen Ernst, welcher seine Überzeugung, daß er in Abwesenheit seines Vaters der eigentliche Wirt dieses Hauses sei, erkennen ließ.
    Als nun Bob die Pfeife weggelegt hatte, begann Wohkadeh:
    „Kennen meine weißen Brüder das gleiche Bleichgesicht, welches von den Sioux Nou-pay-klama (die Hand welche zerschmettert, engl. Shatterhand – Schmetterhand) genannt wird?“
    „Du meinst Old Shatterhand?“ antwortete der lange Davy. „Gesehen habe ich ihn noch nicht, aber gehört hat wohl ein jeder von ihm. Was ist's mit ihm?“
    „Er liebt die roten Männer, obwohl er ein Bleichgesicht ist. Er ist der berühmteste Pfadfinder; seine Kugel geht nie fehl, und mit der unbewaffneten Faust fällt er den stärksten Feind. Darum wird er Old Shatterhand genannt. Er schont das Blut und das Leben seiner Feinde; er verwundet sie bloß, um sie kampfunfähig zu machen, und nur, wenn es sein eigenes Leben gilt, tötet er den Gegner. Er hat vor mehreren Wintern droben am Yellowstone gejagt als das erste Bleichgesicht, welches jene Gegend betrat. Da wurde er von den Sioux-Ogellallah überfallen und hat mit ihnen gekämpft, er allein gegen viele. Er stand auf einem Felsen. Sie konnten ihn mit ihren Kugeln nicht erreichen; er aber schoß nicht auf sie, weil er meinte, daß alle Menschen Brüder seien. Zwei Tage und zwei Nächte lang belagerten sie ihn. Da trat er hervor und erbot sich, mit dreien von ihnen zu kämpfen, sie mit dem Tomahawk und er ohne Waffe. Er hat sie alle drei mit der Faust erschlagen, obgleich Oihtka-petay (‚Tapferer Büffel‘), der niemals

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