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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besiegte Häuptling, und Schi-tscha-pah-tah (‚Böses Feuer‘), der stärkste Mann des Stammes, sich dabei befanden. Da erhob sich ein großes Wehgeheul in den Bergen und ein Klagen in den Wigwams der Ogellallah. Es ist bis heute noch nicht verstummt, sondern es erhebt sich am Todestag der drei Krieger stets von neuem. Jetzt ist ein Shakoh (Zeitraum von sieben Jahren) vorüber und die tapfersten Krieger des Stammes sind aufgebrochen nach dem Yellowstone, um an den Gräbern der drei Erschlagenen ihre Todesgesänge ertönen zu lassen. Der Weiße, welcher ihnen während dieses Zuges begegnet, ist verloren; er wird auf den Gräbern der von Shatterhand Getöteten sterben, damit seine Seele die Geister der drei Toten in den ewigen Jagdgründen bediene.“
    Er machte jetzt eine Pause. Martin sprang von seinem Sitz auf und rief:
    „Bob, sattle schleunigst die Pferde! Frank, du magst schnell Munition und Proviant einpacken, und ich will indessen die Gewehre ölen und die Messer schleifen!“
    „Warum?“ fragte der kleine Sachse überrascht.
    „Hast du Wohkadeh nicht verstanden? Mein Vater ist von den Sioux-Ogellallah gefangengenommen worden und soll am Marterpfahl elendiglich hingeschlachtet werden. Wir müssen ihn retten. In spätestens einer Stunde brechen wir nach dem Yellowstone auf!“
    „Alle Teufel!“ rief da Frank, aber rasch aufspringend. „Das soll den Roten schlecht bekommen!“
    Auch der Neger erhob sich, raffte den Pfahl, welchen er vorhin mit hereingenommen hatte, auf und sagte:
    „Masser Bob mitgehen! Masser Bob totschlagen all rot Hunde von Ogellallah!“
    Da erhob der Indianer die Hand und sagte: „Sind meine weißen Brüder Mücken, welche zornig umherfliegen, wenn sie gereizt werden? Oder sind sie Männer, welche wissen, daß die ruhige Beratung der Tat vorangehen muß? Wohkadeh hat noch nicht ausgesprochen.“
    „Sage vor allen Dingen: Befindet mein Vater sich in Gefahr oder nicht?“ drängte Martin.
    „Du wirst es hören.“
    „Ich verlange, daß du es sagst, sofort, sofort!“ brauste der Jüngling auf.
    Da warnte Jemmy der Dicke:
    „Beruhigt Euch, mein junger Freund! Eile soll Weile haben. Vorerst laßt Wohkadeh erzählen; nachher können wir beraten, und sodann werden wir handeln.“
    „Handeln? Ihr auch mit?“
    „Das versteht sich ganz von selbst. Wir haben das Calumet geraucht und sind also Freunde und Brüder. Der lange Davy und der dicke Jemmy haben noch keinen im Stich gelassen, der ihrer Hilfe bedürftig war. Ob wir beide nach Montana reiten, um dort Büffel zu jagen, oder ob wir vorher einen Abstecher nach dem Yellowstone machen, um mit den Sioux-Ogellallah einen Walzer zu tanzen, das ist uns sehr einerlei. Aber es muß alles in der gehörigen Ordnung vor sich gehen, sonst macht es so alten Jägern, wie wir beide sind, keinen rechten Spaß. Setzt euch also wieder nieder und bleibt ruhig, wie es sich schickt und ziemt. Unser roter Freund hat recht: Wir sind Männer. Verstanden?“
    „Das ist richtig!“ stimmte der kleine Sachse bei. „Aufregung tut in keiner Lage gut. Wir müssen überlegsam sein.“
    Nachdem die drei sich wieder gesetzt hatten, fuhr der junge Indianer fort:
    „Wohkadeh wurde von den Sioux-Ponca erzogen, welche Freunde der Bleichgesichter sind. Später wurde er gezwungen, ein Ogellallah zu sein; aber er wartete nur auf die Gelegenheit, die Ogellallah zu verlassen. Jetzt mußte er mit ihren Kriegern nach dem Yellowstone ziehen. Er war dabei, als sie den Bärentöter und seine Begleiter des Nachts im Schlafe überfielen. Die Ogellallah müssen während dieses Rittes vorsichtig sein, denn dort in den Bergen wohnen die Schoschonen, welche ihre Feinde sind. Wohkadeh wurde als Kundschafter ausgesandt, um die Wigwams der Schoschonen zu erspähen; aber er tat dies nicht, sondern er ritt in größter Eile nach dem Osten zur Hütte des Bärentöters, um dessen Sohn und Freund zu benachrichtigen, daß er gefangen ist.“
    „Das ist brav, das werde ich dir niemals vergessen!“ rief Martin. „Aber weiß mein Vater davon?“
    „Wohkadeh hat es ihm gesagt und sich den Weg beschreiben lassen. Er hat so heimlich mit dem Bärentöter gesprochen, daß keiner der Sioux es bemerken konnte.“
    „Aber sie werden es ahnen, wenn du nicht zu ihnen zurückkehrst!“
    „Nein, sondern sie werden glauben, daß Wohkadeh von den Schoschonen getötet worden ist.“
    „Hat mein Vater dir bestimmte Weisungen für uns mitgegeben?“
    „Nein, Wohkadeh soll euch sagen, daß er mit

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