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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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versteckt hatten. Die beiden Letztgenannten machten sich auch beritten, und nun folgten die vier der Fährte des Indianers, welchen sie bald vor sich erblickten. Doch ließ er sie nicht ganz an sich herankommen, sondern er ritt immer vor ihnen her, als ob er ganz genau die Richtung wisse, welche er einzuschlagen habe, um das Ziel zu erreichen.
    Der Hobble-Frank hielt sich an der Seite des dicken Jemmy, an welchem er Wohlgefallen zu finden schien.
    „Wollt Ihr mir wohl sagen, Mister, was ihr eigentlich in dieser Gegend wollt?“ meinte er.
    „Wir wollen ein wenig hinauf ins Montana, wo es eine viel bessere Jagd gibt als diesseits. Dort findet man noch verständige Waldläufer und Savannenmänner, welche die Jagd eben um der Jagd willen betreiben. Hier aber schlachtet man die Tiere förmlich ab. Die Sonntagsbüchse wütet unter den armen Büffeln, welche zum Beispiel zu Tausenden getötet werden, nur weil ihre Häute sich besser zu Treibriemen eignen als gewöhnliches Rindsleder. Es ist eine Sünde und eine Schande! Nicht?“
    „Da habt Ihr sehr recht, Master. Das ist früher ganz anders gewesen. Da hieß es: Mann gegen Mann; das heißt, der Jäger stellte sich dem Wilde ehrlich gegenüber, um sich das Fleisch, welches er brauchte, mit Gefahr seines Lebens zu erkämpfen. Jetzt aber ist die Jagd fast nur ein feiges Morden aus dem Hinterhalt, und die Jäger von altem Schrot und Korn sterben nachgerade aus. Leute, wie ihr beide, sind jetzt selten. Geld traue ich euch freilich nicht viel zu, aber einen guten Klang haben eure Namen; das muß man gern gestehen.“
    „Kennt Ihr denn unsere Namen?“
    „Will's meinen.“
    „Woher?“
    „Dieser Wohkadeh hat sie ja genannt, als ich mit dem Martin im Busch lag und euch belauschte. Eigentlich habt Ihr gar nicht so die richtige Gestalt für einen Westmann. Eure Taille ist mehr geeignet für einen deutschen Bäckermeister oder Kommunalgardehauptmann; aber …“
    „Was?“ fiel der Dicke schnell ein. „Ihr redet da von Deutschland. Kennt Ihr es vielleicht?“
    „Na, und ob! Ich bin ein Deutscher mit Haut und Haar!“
    „Und ich mit Leib und Seele!“
    „Ist's wahr?“ fragte Frank, indem er sein Pferd anhielt. „Na, es ist wahr, ich konnte es mir eigentlich gleich denken. Einen Yankee von Eurem Körperumfang kann es ja gar nicht geben. Ich aber freue mich königlich, einen Landsmann getroffen zu haben. Her mit Eurer Hand, Mann! Ihr seid herzlich willkommen!“
    Sie schlugen ein, daß beiden die Hände schmerzten. Der Dicke aber meinte:
    „Treibt nur Euer Pferd wieder an. Wir brauchen ja trotzdem nicht hier halten zu bleiben. Wie lange seid Ihr denn nun bereits hier in den Staaten?“
    „Einige zwanzig Jahre.“
    „So habt Ihr wohl indessen Euer Deutsch verlernt?“
    Beide hatten bisher englisch gesprochen. Bei der letzten Frage richtete Frank seine kleine Gestalt möglichst hoch im Sattel empor und antwortete in beleidigtem Ton:
    „Ich? Meine Schprache verlernt? Da kommen Sie bei mir merschtenteels verkehrt an! Ich bin een Deutscher und bleib een Deutscher, zumal wir jetzt nu eenen Kaiser haben. Wissen Sie ungefähr, wo dazumal meine Wiege geschtanden hat?“
    „Nein. Ich war ja nicht dabei.“
    „Wenn ooch! Sie müssen ja gleich an meiner Ausschsprache merken, daß ich aus der Provinz schtamme, in der man das reenste Deutsch schpricht.“
    „So? Welche wäre das?“
    „Allemal nur Sachsen! Verschtehen Sie? Ich hab' schon noch mit anderen Deutschen geschprochen, aberst ich hab' so eenen niemals nich so gut verschtanden, als wenn er eben in Sachsen geboren gewest wäre. Sachsen is das Herz von Deutschland. Dresden is klassisch; die Elbe is klassisch; Leipzig is klassisch; die sächsische Schweiz is klassisch, und der Sonnenschteen ooch. Das schönste und reenste Deutsch hört man off der Schtrecke zwischen Pirna und Meißen, und grad so ziemlich zwischen diesen beeden Schtädten hab' ich mein erschtes Licht der Welt erblickt. Und nachhero schpäter hab' ich ganz in derselbigen Gegend meine Karriere angefangen. Ich war nämlich Forschtgehilfe in Moritzburg, was een sehr berühmtes königliches Jagdschloß is mit eener famosten Bildergalerie und großen Karpfenteichen. Sie sehen also, daß ich een wirklich angeschtellter Beamter gewest bin mit zwanzig Talern Monatsgage. Mein bester Freund war der dortige Schulmeester, mit dem ich alle Abende Sechsundsechzig geschpielt und nachhero von den Künsten und Wissenschaften geschprochen habe. Dort hab' ich mir eene ganz

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