11 - Die Helden des Westens
Wind geschlagen, und die Snuffles sind nicht die Kerls, welche ihren Rat und ihre Hilfe zweimal anbieten. Dennoch aber müssen wir unsere Vorkehrungen treffen. Wir müssen uns nach Süden wenden. Sobald wir die Feuer der Karawane erblicken, halten wir an und ziehen eine Postenlinie, welche nur unser frommer Preisegott passieren darf, wenn er von Helmers Home kommt. Die Auswanderer dürfen natürlich von unserer Anwesenheit nichts ahnen. Kommen die Snuffles ja ganz wider mein Erwarten, so werden sie einfach erschossen. Den Indianer müssen wir nun freilich entkommen lassen, obgleich ich ihm fürs Leben gern sein Pferd abgenommen hätte. Es war unter Brüdern dreihundert Dollar wert, vielleicht gar noch mehr.“
„Eigentlich war es Unsinn, der beiden Pferde wegen mit den Roten anzubinden. Das eine ist nun erschossen und das andre entkommen. Dafür aber haben wir die Snuffles auf unserer Fährte. Sie werden sich in der Nähe niederlegen und morgen früh, sobald es hell geworden ist, unseren Spuren folgen. Da treffen sie auf die Karawane und machen uns das ganze prächtige Geschäft zunichte.“
„Nein, das werden sie nicht. Sie sind von den Boys beleidigt worden und werden sich nicht mehr um sie kümmern. Jedenfalls reiten sie nach Helmers Home, wo sie ihr Zusammentreffen mit uns erzählen werden. Was dann dort beschlossen wird, das können wir nicht wissen. Es bleibt uns nichts übrig, als Burton zu veranlassen, gleich schon in der Morgendämmerung aufzubrechen und einen tüchtigen Tagesmarsch zurückzulegen, damit die Karawane möglichst schnell weit von hier fortkommt. Wir aber verschwinden natürlich noch viel eher.“
Sie ritten noch eine Strecke geradeaus nach Westen und wendeten sich dann nach Mittag.
Jim und Tim hatten ihre Gewehre nicht eher abgelegt, als bis die Reiter sich außerhalb Schußweite befanden. Dann wendete sich der erstere an den letzteren, zog den Mund noch viel breiter, als er so schon war, und fragte, vergnügt lachend:
„Nun, mein alter Tim, wie gefiel dir das?“
„Grad so ausgezeichnet wie dir“, antwortete der Gefragte mit einem ebensolchen vergnügten Grinsen.
„Ist das nicht das höchste der Gefühle?“
„Das allerhöchste! Wenn solche Kerls vor zwei wackeren Jägern sich von außen herum davonschlängeln müssen wie die Pudels, die in den Milcheimer gefallen sind, so kann man seine Freude darüber haben. Es sollte uns wirklich an das Leben gehen.“
„Ganz sicher! Man sah es ihren Blicken und Bewegungen gar zu deutlich an. Du glaubst doch nicht, daß die Boys ihr Geld verloren haben?“
„Fällt mir nicht ein. Sie sind fort, da hinab nach Süden; warum und wozu, das geht uns nun nichts mehr an. Wir haben sie gewarnt; weiter gibt es keine Verpflichtung für uns. Sie hielten sich für außerordentlich klug und weise. Dieser Gibson hat sogar Jurisprudenz studiert; da sehe ich nicht ein, warum wir ihnen unseren Beistand förmlich nachschleppen sollen. Rennen sie in ihrem Übermut mit den Köpfen in eine Wand, so mögen sie zusehen, ohne unsere Hilfe vollends hindurch und drüben heraus zu kommen. Ich denke, der arme Indsman ist unseres Beistandes bedürftiger und auch würdiger.“
„Gewiß! Suchen wir ihn also auf?“
„Ja. Wir wissen, nach welcher Richtung er ist, da nach rechts hinüber nach der Gegend der alten Silbermine. Die Faxe mit den beiden Steinchen, welche wir selbst zertreten haben, diente ja nur dazu, diese Halunken irrezuleiten. Ich habe die Blutstropfen deutlich gesehen, und es sollte mich wundern, wenn wir den Indsman nicht in der Mine fänden.“
Sie verließen den Ort, jeder sein Maultier hinter sich. Sie stiegen nicht auf, um den Boden genau betrachten zu können, was jetzt seine Schwierigkeit hatte, da der Abend sich schnell niederzusenken begann.
Als sie eine Strecke gegangen waren, sahen sie einen kleinen Gegenstand an der Erde liegen; es war der rote, sorgfältig geschnittene Kopf einer Friedenspfeife. Jim hob denselben auf, steckte ihn zu sich und sagte in befriedigtem Tone:
„Wir befinden uns auf dem richtigen Weg. Dieser Pfeifenkopf ist vom Rohr losgegangen und unbemerkt herabgefallen. Ob er dem alten, verwundeten oder dem jungen Indianer gehört hat, das werden wir bald erfahren.“
„Jedenfalls dem alten. Ein junger Mensch ist schwerlich schon da oben in Minnesota gewesen, um sich in den heiligen Steinbrüchen den Ton zu seinen Pfeifen zu holen.“
„Er kann die Pfeife auch erbeutet haben. Eine solche darf er in Gebrauch nehmen,
Weitere Kostenlose Bücher