11 - Die Helden des Westens
lehnte.
Eisenherz legte sein Gewehr weg und setzte sich dem Toten gegenüber nieder. Er schob ein Aststück in das Feuer, zog die Knie hoch empor und legte sein Kinn darauf. In dieser Stellung starrte er die Leiche wortlos an.
Die beiden Westmänner standen ebenso schweigend dabei. Sie kannten die indianische Sitte und wußten, daß sie den Schmerz des Sohnes durch Worte beleidigen würden. Die Gesichter beider Indianer waren unbemalt, ein sicheres Zeichen, daß sie nicht in einer feindlichen Absicht unterwegs gewesen seien. Der Tote war ein schöner Mann gewesen, wie ja die Comanchen sich überhaupt durch körperliche Vorzüge vor vielen anderen Indianerstämmen auszeichnen. Selbst noch im Tode glänzte sein Angesicht wie helle Bronze. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen fest zusammengekniffen, denn er hatte einen sehr qualvollen Tod gehabt. Der untere Teil seines indianischen Jagdhemdes war geöffnet, so daß man die Stelle des entblößten Leibes sah, an welcher die feindliche Kugel eingedrungen war. Die Hände lagen zusammengekrampft auf den Oberschenkeln, ein weiterer Beweis der Schmerzen, welchen er in seinen letzten Augenblicken ausgesetzt gewesen war.
Erst nach längerer Zeit ließen auch Jim und Tim sich auf den Boden nieder, leise, ganz leise, als ob sie befürchteten, den Ermordeten durch ein Geräusch in seiner Ruhe zu stören. Die Nähe eines aus dem Leben Geschiedenen wirkt ja fast stets wie der Anblick eines Heiligtums: Ein Andachtsschauer erfaßt den Sterblichen, sobald er den Hauch der Ewigkeit empfindet.
Da hob Shiba-bigk seinen Kopf, blickte die beiden an und sagte:
„Ihr habt von ‚Feuerstern‘, dem Häuptling der Comanchen, gehört? So wißt ihr, daß er ein tapferer Krieger war?“
„Ja“, antwortete Jim. „Wir haben den Häuptling sofort erkannt, als wir ihn hier erblickten. Wir haben ihn droben am Rio Roxo kennengelernt, wo er uns beistand, als wir von einer Schar Paunihs überfallen wurden.“
„So werdet ihr überzeugt sein, daß er in den ewigen Jagdgründen über viele Krieger gebieten wird. Aber Manitou hat ihn nicht im Kampfe abgerufen. Der Häuptling der Comanchen ist ermordet worden.“
„Von denen natürlich, die euch verfolgten?“
„Ja.“
„Wie ist das geschehen und wie seid ihr denn eigentlich hierher gekommen?“
„Wir waren tief im Land der Bleichgesichter. Die Krieger der Comanchen haben ihre Kriegsbeile vergraben und lebten in letzter Zeit in Frieden mit den Weißen. Sie brauchten sich nicht zu scheuen, in die Städte des bleichen Mannes zu gehen. ‚Feuerstern‘ jagte mit seinen Leuten am Flusse, welcher Rio Pecos genannt wird. Dort trafen sie auf weiße Männer, welche nach der fernen Stadt wollten, deren Name Austin ist. Da der Weg von dort nach da von anderen roten Männern unsicher gemacht wird, so baten sie den ‚Feuerstern‘ ihnen einen kundigen Führer mitzugeben. Er beschloß, sie selbst zu begleiten und mich mitzunehmen, damit ich die Städte und Häuser der Weißen sehen möge. Wir kamen glücklich in Austin an und ritten dann allein zurück. Heute, als das letzte Drittel des Tages begann, begegneten uns die Mörder. Sie verlangten unsere Pferde; als wir ihnen dieselben nicht gaben, schoß einer von ihnen den ‚Feuerstern‘ in den Leib. Das Pferd des Häuptlings wurde scheu und rannte davon. Ich mußte ihm folgen, weil er verwundet war, und konnte also nicht mit den Bleichgesichtern kämpfen. Wenn ihr die Fährte gesehen habt, so werdet ihr wissen, was dann noch geschehen ist.“
„Ja. Du hast einen von ihnen getötet und ihm den Skalp genommen.“
„So ist es. Die Kopfhaut hängt hier an meinem Gürtel. Aber ich werde mir auch die Häute der anderen holen. Während der Nacht werde ich den Vater beklagen und den Todesgesang der Häuptlinge anstimmen; am Morgen begrabe ich ihn einstweilen zwischen diesem Gestein, um dann die Krieger der Comanchen zu holen, welche dem Helden ein Grabmal errichten werden, seiner Tapferkeit und Würde angemessen; aber sobald ich den Toten vor den Augen der Sonne verborgen habe, werde ich die Spur der Mörder aufsuchen, und ich sage euch, Shiba-bigk ist noch kein berühmter Krieger; es sind seit seiner Geburt nicht viele Winter vergangen; aber er ist der Sohn eines berühmten Häuptlings, und wehe den Bleichgesichtern, auf deren Fußstapfen er seine Augen richtet! Sie sind verloren!“
Er stand auf, trat zu seinem Vater, legte demselben die Hand auf den Kopf und fuhr fort:
„Die
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