11 - Die Helden des Westens
Bleichgesichter schwören; ein Comanche aber spricht ohne Schwur. Und so merkt euch meine Rede: Wenn der Grabhügel des ‚Feuersterns‘ errichtet wird, so sollen von der Spitze desselben alle sechs Skalpe seiner Mörder hängen ‚Eisenherz‘ hat es gesagt, und also wird es geschehen! – – –“
FÜNFTES KAPITEL
Ein Spion
Um die Mittagszeit des darauffolgenden Tages saß Helmers mit dem Juggle-Fred und dem Hobble-Frank wieder an einem Tisch vor dem Haus. Bob, der Neger, war nicht bei ihnen. Er steckte mit dem schwarzen Diener des Farmers im Stall.
Die drei Masters unterhielten sich über das gestrige Erlebnis, über das Duell zwischen Bloody-Fox und dem Fremden, über den Tod des letzteren, und so war es gar kein Wunder, daß sie auch auf Gespenster zu sprechen kamen.
Helmers und Fred erklärten ganz entschieden, es sei unmöglich, daß die Seele eines Verstorbenen wiederkehren und gesehen werden, sogar, ohne im Besitz der physischen Sprechwerkzeuge zu sein, reden könne. Frank aber verteidigte auf das energischste den Gespensterglauben, und als die beiden anderen dennoch bei ihrem Zweifel blieben, rief er ganz zornig aus: „Ihr seid eben alle beede dumm, und sogar hochdumm! Euch kann nich geholfen werden, denn was nutzt der Kuh die Muschkate. Für die höhere Muschkatennuß des widersinnigen Lebens, also für alles, was über- und zugleich ooch unterirdisch is, hat nur derjenige die richtigen Zähne, der sich schon in seiner frühesten Jugend mit den diesseitigen und jenseitigen Geistesinsolvenzen befaßt hat. Das aber is bei euch eben nich der Fall gewesen, und darum brauche ich mich eegentlich och gar nich darüber zu wundern und zu ärgern, daß eurem vernachlässigten Denkvermögen sogar die Geister und Gespenster abhanden gekommen sind. Wäre ich een Geschtorbener, was aber glücklicherweise nich der Fall is, so huckte ich euch zwee beeden heut um die Mitternachtsstunde off. Das würde euch schon eene andere und bessere Meenung beibringen!“
„Gib uns nur einen Beweis, einen einzigen!“ lachte Fred. „Dann wollen wir dir glauben.“
„Eenen Beweis? Unsinn! Beweise beweisen gar nischt! Wenn für irgend was een Beweis vorhanden is, so brauche ich es doch eben nich mit eenem Beweise zu beweisen! Gesehen muß mersch haben, gesehen mit seinen eegenen zwee beeden Oogen; das is der sogenannte italienische Okulierbeweis, gegen den etwas anderes gar nich offkommen kann. Dadrüber sind wir Gelehrten sehr eenig, daß – – –“
„Nicht Okulier-, sondern Okularbeweis willst du wohl sagen?“ fiel Fred ihm in die Rede.
„Schweigste gleich schtille, du Hebräischverderber!“ brauste Frank auf. „Mir wirschte doch nich etwa die submarinen Schprachkenntnisse beibringen wollen, die ich schon vor dreißig Jahren an den Schtiefelsohlen abgeloofen habe! Mir sind freilich die Sonnenprotuberanzen der anonymen Schprachwissenschaften gleich angeboren gewesen. Ich habe als Wickelkind chinesisch geschrieen, aramäisch geschlafen und aus eener sanskritischen Saugflasche polynesische Milch getrunken. Sagt da dieser Mensch, ich hätte mich verschprochen! Weeß der Kerl nich mal, was für een Unterschied zwischen Okular und Okulier is! Okulieren heeßt pfropfen. Das weeß ich als Lumen des Forschtwesens sehr genau. Und wenn ich dir nun eenen Beweis offpfropfe, so is es eben een Okulierbeweis. Verstande vous, mong Ami? Und mit solchen Okulierbeweisen kann ich die karthagische Beschtätigung bringen, daß es Geschpenster gibt.“
„Hast du denn eins gesehen?“
„Oh, nich nur eens, sondern mehr als een halbes Schock. Um mich sind die Geister nur immer so rumgeloofen, eben weil ich een geistreicher Myrmidone bin. Übrigens beweise ich die Sache, wie sich ganz von selbst versteht, absolut philologisch. Wenn een Wort da is, so muß doch ooch dasjenige da sein, als dessen Bezeechnung das Wort dienen soll. Wenn also der Harlekin im Zirkus singt:
‚David, öffne mir das Fenster!
Heute is kee Mondenschein.
Zu der Schtunde der Geschpenster
Schteigt der schöne August ein‘,
so muß es eben absolut Geschpenster geben. Das Wort Geschpenst is da, folglich geht es off dem Heuboden um. Das ist so klaar wie Seefenwasser. Der Moritzburger Schulmeester, dem ich meine geniale Ausbildung zu verdanken habe, gloobte ooch an Geister.“
„So! Wie hieß denn dieser illustre Mann?“
„Sein Name war Elias Funkelmeier.“
„Ach so! Nomen est omen !“
„Bitte rede nur du nicht portugiesisch! Es paßt gar nich zu
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