11 - Die Helden des Westens
paßt es gut, denn ich will morgen von hier aufbrechen. Da Sie von Diamondboys reden, so darf ich wohl annehmen, daß Sie hinüber ins Arizona wollen?“
„Allerdings, Sir!“
„Nun, so werden Sie wohl auch Winnetou sehen. Der Ort, an welchem ich mit ihm zusammentreffen werde, liegt in Ihrer Richtung. Jetzt aber will ich Ihnen meine beiden Begleiter vorstellen, damit Sie auch diese kennenlernen.“
„Kenne sie bereits, denn ihre Gestalten sind die deutlichsten Visitenkarten, welche man sich denken kann. Übrigens hat Frank uns bereits ihre Namen genannt.“
Indessen hatte Helmers auch Jemmy und Davy begrüßt. Der Neger Bob kam herbei, um die Pferde in seine Obhut zu nehmen; dann setzte man sich nieder, und Helmers ging in das Haus, um einen guten Imbiß für seine Gäste zu bestellen. Einen Trunk brachte er gleich selber mit, und dann saßen die Männer beisammen, um die Ereignisse des gestrigen Tages zu besprechen, welche natürlich und vor allen Dingen erzählt werden mußten.
Der Dragoneroffizier hatte gesagt, daß er ausruhen wolle. Er tat dies aber, als ihm die eine Giebelstube angewiesen worden war, keineswegs. Er hatte den Riegel vorgeschoben und schritt nachdenklich in dem Raum auf und ab. Dieser letztere lag nach Norden zu, und so kam es, daß er die Ankunft der drei Reiter bemerkt hatte. Er war an das Fenster getreten und betrachtete sie sehr genau.
„Wer mögen diese Kerls sein, und wohin mögen sie wollen?“ fragte er sich. „Höchstwahrscheinlich haben sie auch die Absicht, durch den Llano zu gehen. Das ist bedenklich. Der eine ist außerordentlich gut beritten. Er macht den Eindruck eines erfahrenen Westmannes. Wenn diese Leute auf die Fährte der deutschen Einwanderer geraten, so können sie uns sehr leicht den famosen Streich verderben. Schon vor dem Juggle-Fred hat man sich in acht zu nehmen. Ein Glück, daß die Diamondboys nicht nach Helmers Home kommen werden! Da wird er auf ihre Ankunft so lange hier warten, bis er uns nicht mehr schaden kann. Ich muß versuchen, auch diese drei zu veranlassen, hier zu bleiben, bis wir unseren Coup ausgeführt haben. Meine Uniform ist echt, und wenn Helmers keinen Verdacht geschöpft hat, so werden auch diese Neuangekommenen nicht auf den Gedanken kommen, daß ich der verkleidete Anführer der Llano-Geier bin.“
Er wartete noch eine Weile und ging dann hinab, um sich zu den Männern zu gesellen, welche jetzt essend vor dem Haus saßen.
Dieser verkleidete Dragoner war kein anderer als jener Stewart, welcher gestern mit seinen Leuten die beiden Comanchen angegriffen und verfolgt hatte und dann mit den beiden Snuffles zusammengetroffen war. Die kleine Hasenscharte konnte man heute nicht sehen, weil er sie durch den niederhängenden Schnurrbart verdeckt hatte.
Als er unten ankam, war Old Shatterhand von den gestrigen Vorkommnissen bereits unterrichtet, und Helmers hatte eben erwähnt, daß ein Offizier angekommen sei. Als der Wirt den letzteren erblickte, fuhr er fort:
„Da kommt der Käpt'n. Er kann also selbst erzählen, in welcher Absicht er sich hier befindet. Holla, Frau, noch einen Teller für den Offizier!“
Dieser Ruf galt der Hausfrau, welche am Fenster erschienen war, um nach den Gästen zu sehen. Der Teller wurde gebracht, und der Offizier setzte sich zum Essen nieder. Er erschrak nicht wenig, als er die Namen der drei zuletzt Gekommenen hörte, gab sich aber alle Mühe, seinen Schreck nicht bemerken zu lassen. Nichts konnte ihm so unwillkommen wie die Anwesenheit Old Shatterhands sein. Er musterte denselben mit scharfem Blick; der berühmte Jäger sah das sehr wohl, tat aber ganz so, als ob er es nicht bemerke, und gab sich den Anschein, als ob er der Person des Offiziers nur eine ganz gewöhnliche Aufmerksamkeit widme.
Dieser letztere wiederholte seinen Bericht, den er bei seiner Ankunft gegeben hatte. Es entging ihm dabei, daß Old Shatterhand seinen Hut tiefer in das Gesicht zog und unter der Krempe hervor den Sprecher heimlich betrachtete. Als dieser geendet hatte, fragte der Jäger in sehr harmlosem Ton:
„Und wo sagt Ihr, daß Eure Truppe liege, Sir?“
„Bei Fort Sill da oben.“
„Von dort aus habt Ihr Eure Rekognoszierung begonnen?“
„Ja!“
„Also seid Ihr in Fort Sill gewesen und kennt die Gegend und die dortigen Verhältnisse genau?“
„Natürlich!“
„Ich war bereits vor längeren Jahren einmal dort, als Colonel Olmers dort kommandierte. Wie heißt der jetzige Kommandant?“
„Es ist Colonel
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