11 - Die Helden des Westens
überraschen. Aber ich müßte kein Westmann sein, wenn ich nicht sofort erraten könnte, wer diese drei Männer sind.“
„Nun, wer denn?“
„Zwei, von denen der eine so dick und der andere so dünn ist, der kleine auf einem hohen Klepper und der lange auf einem winzigen Maultier, das kann nur der lange Davy mit dem dicken Jemmy sein. Und der dritte ist sicher Old Shatterhand.“
„Ach, wie kommst du zu dieser Vermutung?“
„Hast du nicht selbst gesagt, daß er mit Jemmy kommen werde? Reitet nicht Old Shatterhand stets einen Rappenhengst, wie jeder hören kann, der sich nach ihm erkundigt?“
„Hm! Ja, du bist alleweile een gescheiter Kerl, obgleich du in schprachlicher und wissenschaftlicher Beziehung es noch nich bis zu den Anfangsgründen des Kontrabasses gebracht hast!“
„So sage, ob ich recht habe!“
„Ja, du hast dieses Mal recht. Sie sind es. Sie kommen viel eher, als ich dachte. Ich hoffe, daß ihr sie mit gebührender Achtung und Untergebenheit bewillkommnen werdet.“
Die drei Reiter waren jetzt herangekommen, hielten ihre Tiere an und stiegen ab. Sie trugen ganz dieselben Waffen und Anzüge, wie damals auf ihrem Ritt nach dem Nationalpark. Die Augen von Helmers und Fred waren besonders auf Old Shatterhand, dieses berühmtesten unter den Jägern, gerichtet. Er trat, ohne Frank nach den beiden Personen gefragt zu haben, zu Helmers, streckte ihm die Hand entgegen und sagte, und zwar gleich in deutscher Sprache:
„Ich darf annehmen, daß wir bei Ihnen angemeldet sind, Master Helmers. Hoffentlich sind wir Ihnen nicht unwillkommen.“
Helmers schüttelte ihm die Hand und antwortete:
„Der Hobble-Frank hat mir freilich gesagt, daß Sie kommen werden, Sir, und diese Nachricht hat mir unendliche Freude bereitet. Ich stelle Ihnen mein ganzes Haus zur Verfügung. Machen Sie es sich bequem und bleiben Sie so lange wie möglich bei mir!“
„Nun, lange Zeit können wir uns nicht verweilen. Wir müssen über den alten Llano hinüber, um da drüben einen zu treffen, welcher uns erwartet.“
„Wohl Winnetou?“
„Ja! Hat Frank es Ihnen gesagt?“
„Er sagte es, und ich wollte, ich könnte mit Ihnen hinüber, um den Häuptling der Apachen zu sehen. Aber, sagen sie einmal, Sir, woher Sie mich kennen! Sie haben mich sofort bei meinem Namen genannt.“
„Meinen Sie etwa, daß ein außerordentlicher Scharfsinn dazu gehört, Sie für den Besitzer von Helmers Home zu halten? Sie tragen den Hausanzug und gleichen ganz genau dem Bild, welches man mir von Ihnen gemacht hat.“
„So haben Sie sich nach mir erkundigt?“
„Natürlich! Im fernen Westen ist es ratsam, die Leute, welche man aufsucht, möglichst vorher kennenzulernen. Ich erfuhr, daß Sie ein Deutscher sind, und habe Sie infolgedessen gleich in Ihrer Muttersprache angeredet. Darf ich vielleicht erfahren, wer der andere Master ist?“
„Man nennt mich gewöhnlich den Juggle-Fred“, antwortete der einstige Taschenspieler. „Ich bin ein einfacher Prärieläufer, Sir, und darf nicht annehmen, daß mein Name Ihnen bekannt ist.“
„Warum nicht? Wer sich so lange wie ich im Westen herumgetrieben hat, der wird doch wohl von dem Juggle-Fred gehört haben. Sie sind ein tüchtiger Fährtensucher und, was noch besser ist, ein braver Mann. Hier ist meine Hand. Wollen gute Kameradschaft halten, solange es uns erlaubt ist, beisammen zu bleiben. Oder nicht, Sir?“
Obgleich im fernen Westen keine Rangesunterschiede gelten, ist man doch gewöhnt, hervorragenden Jägern mit besonderer Achtung zu begegnen. Auf dem glücklich lächelnden Gesicht Freds sprach sich der Stolz aus, welchen er empfand, von Old Shatterhand in dieser Weise ausgezeichnet zu werden. Er ergriff die dargebotene Hand, drückte sie herzlich und antwortete:
„Wenn Sie von Kameradschaft sprechen, so ist das eine Ehre für mich, welche ich erst verdienen muß. Ich wollte, ich könnte recht lange bei Ihnen sein, um von Ihnen lernen zu dürfen. Auch ich will über den Estacado. Wenn Sie mir erlauben wollten, mich Ihnen anzuschließen, so würde ich Ihnen außerordentlich dankbar sein.“
„Warum nicht? Durch den Llano reitet man am liebsten so zahlreich wie möglich; darum ist es mir sehr lieb, daß Sie sich uns anschließen wollen. Natürlich setze ich voraus, daß nicht der eine auf den Aufbruch des anderen zu warten hat. Wann wollen Sie reiten?“
„Ich bin von einer Gesellschaft von Diamondboys als Führer engagiert. Diese Leute wollen heute hier eintreffen.“
„So
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