11 - Die Helden des Westens
Blaine.“
„Kenne den Mann nicht. Habt Ihr ihn gesehen und mit ihm gesprochen?“
„Das versteht sich ja ganz von selbst.“
„Und Eure Dragoner werden dieser Tage hier ankommen? Wie schade, daß sie nicht bereits heute oder morgen kommen! Wir könnten mit ihnen durch den Llano reiten, was wegen unserer Sicherheit von sehr großem Vorteil für uns wäre.“
„So wartet doch ihre Ankunft ab!“
„Dazu habe ich leider weder Zeit noch Lust.“
„Nun, einen Tag könnt Ihr doch wohl versäumen. Dieser Zeitverlust wird jedenfalls reichlich aufgewogen durch den Vorteil, den Euch eine solche Bedeckung bietet.“
„Einen Tag? Hm! Meint Ihr wirklich, daß es sich nur um einen Tag handeln würde?“
„Ja, allerhöchstens um zwei Tage.“
„Da sind wir freilich sehr verschiedener Meinung!“
„Wieso?“
„Weil ich überzeugt bin, daß Eure Dragoner niemals hier ankommen werden.“
„Wie kommt Ihr auf diesen eigentümlichen Gedanken, Sir?“
„Ich weiß sehr genau, daß in oder bei Fort Sill sich keine Truppe befindet, welche die Aufgabe hat, sich in den Llano zu begeben.“
„Oho! Soll ich etwa annehmen, daß Ihr mich Lügen strafen wollt?“ fragte der Offizier in aufbrausendem Ton.
„Ja, das sollt Ihr! Ich erkläre allerdings, daß Ihr ein Lügner seid“, antwortete Old Shatterhand ebenso ruhig wie bisher.
„Alle Teufel! Wißt Ihr, daß dies eine Beleidigung ist, welche nur mit rotem Blut abgewaschen werden kann?“
„Ja, eigentlich müßten wir uns schlagen; das ist wahr, nämlich wenn Ihr wirklich ein Offizier der Vereinigten-Staaten-Truppen wäret, was aber keineswegs der Fall ist.“
„Auch das noch!“ rief Stewart, indem er sich drohend erhob. „Ich gebe Euch mein Ehrenwort, daß ich es bin, und übrigens muß Euch meine Uniform beweisen, daß Ihr einen militärischen Gentleman vor Euch habt. Glaubt Ihr es aber selbst nun noch nicht, so muß ich Euch ersuchen, zur Waffe zu greifen!“
Old Shatterhand blickte ihm lächelnd in das Gesicht und antwortete:
„Regt Euch nicht auf, Sir! Wenn Ihr jemals meinen Namen gehört habt, so werdet Ihr wissen, daß ich ein Mann bin, der nur sehr schwer zu täuschen ist. Ich schlage mich mit keinem Schurken, und wenn Ihr es dennoch auf einen Kampf ankommen lassen wollt, so bin ich bereit, Euch mit einem einzigen Griff den Hals umzudrehen.“
„Mensch!“ schrie Stewart, indem er eine seiner beiden Pistolen aus dem Gürtel riß. „Sagt noch ein solches Wort, so schieße ich Euch über den Haufen!“
Er hatte diese Drohung noch nicht ganz ausgesprochen, so stand Old Shatterhand schon vor ihm, riß ihm die Pistole aus der Hand und zugleich die andere aus dem Gürtel und sagte, dieses Mal in einem ganz anderen Ton:
„Nicht so vorwitzig, Mann! Gewöhnlich pflegt derjenige, welcher eine Waffe auf mich anlegt, verloren zu sein; für dieses Mal aber will ich Euch noch schonen, da ich keinen direkten, sondern nur einen indirekten Beweis gegen Euch habe. Zunächst will ich Eure Schießdinger unschädlich machen.“
Er schoß beide Pistolen ab und fuhr fort:
„Und sodann will ich Euch sagen, daß ich von Fort Sill komme und den Kommandanten sehr genau kenne. Der vorige hieß allerdings Blaine, ist aber vor drei Wochen abberufen worden und durch Major Owens ersetzt worden, was Ihr noch nicht zu wissen scheint. Ihr wollt vor noch nicht ganz einer Woche von Fort Sill weggeritten sein und müßtet, wenn dies wahr wäre, Major Owens kennen. Da dies nicht der Fall ist, so seid Ihr also nicht dort gewesen, und die Geschichte von Euren Dragonern und ihrem Zuge in dem Llano estacado ist Schwindel!“
Stewart befand sich in größter Verlegenheit; er versuchte, dieselbe zu verbergen, und sagte:
„Nun gut, so will ich zugeben, daß meine Truppe nicht bei Fort Sill steht. Aber ist das hinreichend, die Sache für Schwindel zu halten? Ich bin zur Vorsicht genötigt und darf den eigentlichen Aufenthaltsort meiner Leute nicht verraten.“
„Schwatzt mir nicht solches Zeug vor! Gegen mich braucht Ihr nicht so verschwiegen zu sein. Ich denke, daß jeder Offizier froh sein würde, Old Shatterhand zum Vertrauten zu haben. Übrigens sehe ich Euch jetzt nicht zum erstenmal. Seid Ihr nicht einmal in Los Animas wegen Überfall eines Bahnzuges in Untersuchung gewesen? Es gelang Euch mit Hilfe einiger Schurken, ein Alibi beizubringen; schuldig waret Ihr aber doch. Ihr wurdet zwar freigesprochen, entginget aber nur durch schleunige Flucht dem Richter Lynch.“
„Das
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