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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Umrisse derselben verloren ihre Schärfe; es brachen blitzförmige, zuckende Strahlen hervor, und es bildete sich ein Schweif, welcher bei weitem heller und lebhafter als derjenige eines Kometen leuchtete.
    Die Kugel selbst war nicht mehr gelb allein. Sie schien aus flüssigem Feuer zu bestehen, dessen bewegte Glut in allen möglichen Farben funkelte und sprühte. Man sah, daß sie sich um ihre eigene Achse bewegte, oder wenigstens gaben die wirbelnden Farben ihr diesen Anschein. Ihre Schnelligkeit nahm wirklich furchterregend zu. Dann war es, als ob sie einige Augenblicke lang im Fluge innehalte, gerade hoch über der Mitte des Tales. Dann tat es einen Krach, als würden mehrere Kanonen zu gleicher Zeit losgeschossen; die Kugel zerplatzte in unzählige Stücke, welche im Niederfall ihr Licht verloren; der Schweif war noch einige Sekunden lang zu sehen; in dem kleinen Weiher tat es einen Schlag, und das Wasser desselben spritzte hoch auf, als ob etwas Schweres aus mehr als Turmeshöhe hineingeworfen worden sei. Die Männer wurden mit Wasser überspritzt.
    Nun war das Firmament wieder dunkel wie vorher; man sah die Sterne wieder wie verschwindend kleine Punkte, doch ein voller, gewaltiger Ton, welcher aus mehreren übereinanderliegenden Oktaven bestand, brauste unisono über die Köpfe der erschrockenen Männer hin.
    Nur Winnetou hatte auch jetzt seine gewohnte Ruhe beibehalten; es gab eben kein Ereignis, welches ihm dieselbe rauben konnte.
    „Ku-begay, die Feuerkugel“, sagte er. „Der große Manitou hat sie vom Himmel geworfen und auf die Erde geschmettert.“
    „Eine Feuerkugel?“ fragte Blount. „Ja, es sah wie eine Kugel aus. Aber habt Ihr den Schwanz gesehen? Es war ein Drache; es war der Teufel, der böse Geist, welcher um Mitternacht sein Wesen treibt.“
    „Pshaw!“ antwortete der Apache, indem er sich von dem abergläubischen Manne abwandte.
    „Ja, das war der Drache!“ stimmte Porter seinem Gefährten bei. „Ich habe ihn noch nie gesehen, aber ich hörte andere von ihm erzählen. Meine Großmutter hat ihn in die Feueresse des Nachbars fahren sehen, welcher den Teufel hatte und ihm für Geld seine Seele verschrieb.“
    „Laßt Euch nicht auslachen, Sir!“ sagte der Bärenjäger. „Wir leben doch nicht mehr im dunklen Mittelalter, in welchem man noch an Drachen oder Gespenster glaubte, oder in welchem vielmehr den Dummen dieser Glaube beigebracht wurde, damit die Klugen ihre Ernte dabei fänden.“
    „Was es damals gegeben hat, gibt es auch jetzt noch! Oder wollt Ihr klüger sein als ich?“ fragte Porter scharf.
    „Pah! Ich bilde mir auf meine Klugheit gar nichts ein. Früher hielt man alle die Erscheinungen, welche man sich nicht zu erklären vermochte, für Teufelswerk. Jetzt aber ist, gottlob, die Wissenschaft so weit vorgeschritten, daß sie des Beelzebubs und seiner berühmten Großmutter sehr wohl entbehren kann.“
    „Ach so! Ihr gehört wohl auch zu diesen Aufgeklärten und sogenannten Gelehrten?“
    „Ich bin nicht gelehrt; aber daß eine Feuerkugel kein Teufel ist, das weiß ich doch.“
    „Nun, was ist sie denn sonst?“
    „Nichts als ein kleiner, brennender, entweder im Entstehen oder im Vergehen begriffener Himmelskörper, welcher auf seiner Bahn der Erde so nahe gekommen ist, daß er von derselben angezogen und auf sie herabgerissen wird.“
    „Ein Himmelskörper? Also ein Stern?“
    „Ja.“
    „Welcher Dummkopf hat Euch das denn weisgemacht?“
    „Einer, dem das Wort Dummkopf in das Gesicht zu werfen Ihr wohl nicht wagen würdet, nämlich Old Shatterhand.“
    „Der? Ist das wahr?“
    „Jawohl! Wenn wir des Abends am Lagerfeuer saßen, haben wir uns sehr oft über solche scheinbar unerklärlichen Dinge und Erscheinungen unterhalten, und er hat für alles eine ganz natürliche Erläuterung gehabt. Wenn Ihr klüger sein wollt als dieser Mann, so habe ich nichts dagegen. Habt Ihr denn nicht gehört, daß hier etwas in das Wasser gefallen ist?“
    „Gehört, gesehen und auch gefühlt. Wir sind ja alle naß geworden.“
    „So ist also, wenn Eure Ansicht richtig wäre, der Teufel hier in den Teich gestürzt, und da wir vergessen haben, ihn herauszuziehen, so ist er jedenfalls ertrunken.“
    „Der ersäuft natürlich nicht. Er ist gleich hinunter in die Hölle gefahren.“
    „So kann er sich dort am Feuer trocknen, nachdem er hier naß geworden ist, damit er sich nicht gar erkältet und einen Schnupfen bekommt. Könnten wir das Wasser entfernen, so würden wir ein Loch im

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