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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bärenjägern Old Shatterhand entgegen, und die Yankees werden sich ihnen anschließen, weil sie in uns ihre Führer verloren haben. Wir reiten voran bis zu unserer Murding-Bowl, wo wir sicher einen unserer Posten finden, der die Kameraden herbeiholt. Dann bekommen wir die Kerls ganz sicher, auch Old Shatterhand und alle, welche bei ihm sind. Jetzt aber dürfen wir uns nicht länger verweilen, sonst wird ihr Mißtrauen größer. Mein Hut ist voller Früchte.“
    „Der meinige auch.“
    „So komm!“
    Sie gingen; aber noch vor ihnen huschte Winnetou fort. Jedes Geräusch vermeidend, schlug er einen Bogen, erreichte glücklich das Feuer, setzte sich, wie bereits erwähnt, an demselben nieder, und so war der Gedanke, belauscht worden zu sein, geradezu eine Unmöglichkeit für sie. Sie begannen die Kaktusfeigen zu verteilen. Alle nahmen davon, nur Winnetou nicht. Er wies die Früchte mit den Worten zurück: „Der Häuptling der Apachen genießt nichts, was von der Pflanze des Sumach kommt.“
    „Sumach?“ fragte Emilio Cortejo verwundert. „Kennt Winnetou denn die Kaktusfeigen nicht?“
    „Er kennt alle Pflanzen und deren Früchte.“
    „Und doch verwechselt er den Kaktus mit dem Giftsumach, was doch eigentlich ganz unmöglich ist!“
    „Winnetou kennt keine Verwechslung. Er gibt diesen Früchten den Namen des Sumach, weil sie giftig sind.“
    „Giftig? Warum sollen sie jetzt plötzlich schädlich sein, was sie vorher doch nicht waren?“
    „Weil sie sich in Händen befunden haben, welche Unglück und Tod zu spenden pflegen.“
    Er sagte diese Worte, welche eine schwere Beleidigung enthielten, so ruhig, als ob es sich um einen ganz gewöhnlichen Ausspruch handle.
    „Ascuas!“ rief Cortejo. „Sollen wir uns das gefallen lassen? Ich verlange, daß diese Worte zurückgenommen werden.“
    „Winnetou spricht stets nur solche Worte, welche er vorher genau überlegt hat. Er hat noch nie ein Wort bereut und wird auch jetzt keins zurücknehmen.“
    „Aber wir sind beleidigt!“
    „Pshaw!“
    Der Apache machte bei diesem Wort eine wegwerfende Armbewegung. Es lag in dem Worte ebenso wie in der Bewegung eine so ausgesprochene Sorglosigkeit, ein solcher Ausdruck des Selbstbewußtseins, daß die beiden es für geraten hielten, zu schweigen. Selbst wenn der Häuptling sich ganz allein ihnen gegenüber befunden hätte, wären sie nicht geneigt gewesen, sich in einen offenen Kampf mit ihm einzulassen. Hier nun waren noch andere zugegen, die sich jedenfalls auf die Seite des Apachen stellen würden. Aus diesem Grunde meinte Emilio in beruhigendem Ton zu seinem Bruder:
    „Sei still! Wozu Uneinigkeit! Die Worte eines Indianers darf man nicht auf die Goldwaage legen.“
    „Hast recht. Wollen um des Friedens willen annehmen, als ob sie nicht gesprochen worden seien!“
    Winnetou sagte nichts dazu. Er legte sich lang in das Gras, schloß die Augen und gab sich den Anschein, als ob er zu schlafen beabsichtige.
    Diese kurze Szene hatte, obgleich sie nun beigelegt zu sein schien, einen beunruhigenden Eindruck auf die anderen gemacht. Wenn Winnetou solche Worte sprach, so hatte er sicherlich Böses von den beiden erlauscht. Was hatten sie vor? Er sagte nichts davon. Das war ein Beweis, daß wenigstens für jetzt nichts Feindseliges von ihnen zu erwarten sei. Das bereits vorhandene Mißtrauen hatte sich aber doch vergrößert, und die ganz natürliche Folge davon war, daß niemand die Neigung zeigte, wieder ein Gespräch anzuknüpfen. Es trat ein Schweigen ein, welches ebenso beredt war, als wenn man sich über den Argwohn ausgesprochen hätte.
    Der Bärenjäger und sein Sohn folgten dem Beispiel Winnetous, indem sie sich auch niederlegten, und die anderen taten dann dasselbe.
    Nach kurzer Zeit hatte es infolgedessen den Anschein, als ob alle schliefen. Das war aber keineswegs der Fall. Die beiden Mexikaner wurden durch das, was sie planten, abgehalten, zu schlafen, und die anderen Weißen blieben infolge ihres Mißtrauens wach.
    So verging wohl über eine halbe Stunde.
    Die Männer hätten, selbst wenn unter ihnen die Entfremdung nicht eingetreten wäre, doch nicht zu schlafen vermocht. Die Spannung, in welcher sich die Atmosphäre befand, war fühlbar gewachsen. Es ging ein leises, kaum hörbares Knistern durch die Büsche. Es hatte sich ein sanfter Wind erhoben, welcher nach und nach stärker wurde und die Zweige bewegte, so daß sie sich gegenseitig berührten. Es war, als ob dabei kleine, kaum sichtbare Fünkchen an den

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