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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Boden sehen, in welchem der Aerolith steckt, ein Stück des Meteorsteines, aus welchem die Feuerkugel bestanden hat.“
    „Ein Stein? Hm! Der hätte uns ja erschlagen können!“
    „Allerdings. Es ist ein Glück für uns, daß er ins Wasser fiel.“
    „Ich will nicht mit Euch streiten; aber hat Euch Old Shatterhand vielleicht auch die Töne erklärt, welche wir vorhin hörten?“
    „Vom Yuavh-kai haben wir nicht gesprochen; aber ich entsinne mich jetzt, daß er von dem bekannten Sackbut-Paß gesprochen hat, welcher droben in den Rattlesnake-Bergen liegt. Wenn der Wind in gerader Richtung durch die so enge, tief eingeschnittene Schlucht bläst, so sind Töne zu hören, welche wie von einer Posaune klingen. Der Hohlweg ist das Instrument und der Wind der Musikant.“
    „Windig genug klingt diese Erklärung freilich; aber ich will auch da nicht mit Euch streiten. Glaubt Ihr, was Ihr wollt, und ich denke auch, was mir beliebt.“
    „Der Bärenjäger hat recht“, sagte Winnetou. „Es gibt viele Täler, in denen solche Töne klingen, und der Häuptling der Apachen hat auch schon Steine gesehen, welche der große Geist vom Himmel geworfen hat. Der gute Manitou hat jedem Stern seine Bahn gegeben, und wenn die Feuerkugel die ihrige verläßt, so muß sie zerschellen. Ich werde versuchen, die Spur des Steines im Wasser zu entdecken.“
    Er hatte das mit eigentümlich erhobener Stimme gesprochen. Dann entfernte er sich, indem er am Wasser hinschritt und dann im Dunkel der Nacht verschwand.
    Die anderen setzten sich wieder nieder und warteten auf seine Rückkehr. Keiner sprach ein Wort. Nur Martin Baumann flüsterte seinem Vater leise zu:
    „Was hat Winnetou? Er sprach so eigentümlich laut, als ob noch jemand außer uns seine Worte hören solle. Daß er nach dem Stein suchen will, war jedenfalls nur eine Finte.“
    „Natürlich!“ antwortete der Bärenjäger. „Ich wette, es befindet sich irgendwer, der uns belauscht, hier in der Nähe. Wie ich den Apachen kenne, hat er ihn bemerkt und ist gegangen, sich an ihn zu schleichen und ihn festzunehmen. Warten wir es ab!“
    Sie hatten nicht lange zu warten. Schon nach wenigen Minuten entstand ganz nahe hinter ihnen in den Büschen ein Geräusch, als ob ein Tier durch die Sträucher breche; ein kurzer, ängstlicher Ruf folgte, und dann ertönte die Stimme Winnetous:
    „Der Bärenjäger mag hierher kommen. Ein Kundschafter hat uns belauscht.“
    Baumann verschwand, dem Ruf schnell folgend, in den Büschen, und wenige Augenblicke später brachten die beiden einen dritten herausgezogen, welcher an seiner Kleidung sogleich als Indianer erkannt wurde.
    Welch ein Blick gehörte dazu, in dunkler Nacht einen im Buschwerk verborgenen Lauscher zu entdecken! Und nur einem Mann wie Winnetou konnte es gelingen, ihn zu beschleichen und auch so zu fassen, daß ein Widerstand unmöglich war.
    Die drei Personen wurden von den anderen umringt. Der Gefangene war nur mit einem Messer bewaffnet gewesen, welches Winnetou ihm entrissen hatte. Seine Gestalt war klein und schmächtig, sein Gesicht konnte wegen der Dunkelheit nicht deutlich erkannt werden.
    Winnetous Augen aber waren an die Nacht gewöhnt; er sah, wen er vor sich hatte.
    „Warum ist mein junger roter Bruder nicht offen zu uns gekommen?“ fragte er. „Wir hätten ihn freundlich empfangen.“
    Der Gefangene antwortete nicht. Darum fuhr der Apache fort:
    „Mein Bruder ist also selbst schuld daran, daß er gefangengenommen worden ist. Aber es soll ihm nichts geschehen. Hier gebe ich ihm sein Messer wieder; er mag zu den Seinigen zurückkehren und ihnen sagen, daß sie uns willkommen sind und bei uns ruhen können.“
    „Uff!“ rief der Gefangene erstaunt, indem er sein Messer zurücknahm. „Woher weißt du, daß unsere Krieger sich in der Nähe befinden?“
    „Winnetou müßte ein kleiner Knabe sein, wenn er sich das nicht sagte.“
    „Winnetou, der Häuptling der Apachen!“ klang es im Ton höchster Verwunderung. „Und du gibst mir mein Messer zurück? Hältst du mich für einen Apachen?“
    „Nein. Mein junger Bruder trägt nicht die Farben des Krieges; aber dennoch vermute ich, daß er ein Sohn der Comanchen ist. Haben deine Krieger den Tomahawk gegen die Apachen ausgegraben?“
    „Nein. Die Spitzen der Kriegspfeile sind in die Erde gesteckt; aber es herrscht keine Liebe zwischen euch und uns.“
    „Winnetou liebt alle Menschen, ohne nach ihren Namen und ihrer Farbe zu fragen. Er ist bereit, hier ein Feuer anzuzünden

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