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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ziemlich eng zu, da der zwischen den Büschen und dem Wasser liegende freie Saum nicht breit war. Man mußte sich Schulter an Schulter niedersetzen, um einen Kreis zu bilden, innerhalb dessen Winnetou und der Anführer der Comanchen Platz nahmen.
    Einer der letzteren hatte sich länger als die anderen mit seinem Pferd beschäftigen müssen; er kam nun auch herbei. Bevor er sich niedersetzte, blickte er im Kreise umher. Als sein Blick die Brüder Cortejo traf, was aber von ihnen nicht bemerkt wurde, zuckte es blitzartig über sein dunkles Gesicht, und er rief:
    „Uff! Aletehlkua ekkvan mava – welche Hunde sitzen da!“
    Da der Kreis noch nicht geordnet und jeder noch mit seinem Sitz beschäftigt war, so wurde dieser Ausruf nicht von allen gehört. Der Anführer der Comanchen aber hatte ihn vernommen. Er richtete sich rasch auf und fragte den Mann:
    „Hang tuhschtaha-nai – wen siehst du?“
    „He-ehlbak, enko-ola uah-tuhvua – sie, die Geier des Llano estacado.“
    „He-ehlbak hetetscha enuka – wo sind sie?“
    „Mave he-ehlbak kenklah – dort sitzen sie!“
    Bei diesen Worten deutete er auf die beiden angeblichen Mexikaner.
    Da diese Fragen und Antworten laut und im Ton zorniger Betroffenheit ausgesprochen worden waren, so hatten sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden erregt. Bei den Worten ‚enko-ola uah-tuhvua – die Geier des Llano estacado‘ waren die Comanchen alle wieder aufgesprungen. Sie griffen drohend nach ihren Messern. Die Szene sah gar nicht mehr so friedlich aus wie vorher.
    Die Weißen hatten die Worte nicht verstanden, da sie weder des Comanchen- noch des Tonkawa- oder Moquidialekts mächtig waren; da sie aber die drohenden Mienen der Roten sahen, erhoben auch sie sich und griffen zu ihren Waffen.
    Nur Winnetou blieb ruhig sitzen. Er sagte in gebietendem Ton:
    „Meine Brüder mögen sich nicht erregen. Sehen die roten Männer zwei ihrer Feinde unter uns, so versichere ich, daß wir mit diesen Männern nichts zu schaffen haben. Es soll wegen derselben kein einziger Tropfen Blutes unter uns vergossen werden. Was hat der Krieger der Comanchen gegen sie vorzubringen?“
    Er sprach in dem in jener Gegend gebräuchlichen Jargon, welcher aus Spanisch, Englisch und Indianisch zusammengesetzt ist. Der gefragte Comanche antwortete in derselben Mundart, welche alle verstanden:
    „Ich jagte droben am Wasser Tovi-tschuna, welches die Weißen den Fliegenfluß nennen, und sah die Fährte zweier Reiter, welcher ich folgte. Ich sah sie dann unter den Bäumen sitzen und kroch zu ihnen heran, um ihre Worte zu hören. Sie sprachen von dem Llano estacado, durch welchen in einigen Tagen ein großer Zug weißer Männer kommen werde. Die Geier des Llano wollten sich versammeln, um diesen Zug zu überfallen. Ich hörte aus den Worten der beiden Männer, daß sie zu den Geiern gehören, und fragte meine Seele, ob ich sie töten solle. Die Klugheit gebot mir, sie leben zu lassen, denn nur dadurch war es möglich, zu – – –“
    Er wollte etwas sagen, wovon Winnetou nicht wünschte, daß die Mexikaner es hören möchten. Darum fiel er dem Sprechenden schnell in die Rede:
    „Ich weiß, was mein Bruder weiter sagen will, und habe genug gehört. Hast du die Männer jetzt so genau erkannt, daß kein Irrtum möglich ist?“
    „Sie sind es!“
    „Was sagen die beiden Bleichgesichter zu dieser Anschuldigung?“
    „Daß es eine ganz dumme Lüge ist“, antwortete Carlos Cortejo. „Wir sind gar nicht am Fliegenflusse gewesen.“
    „Sie sind es!“ rief der Anführer der Comanchen. „Denn wir haben –“
    „Mein Bruder mag mich sprechen lassen“, unterbrach ihn Winnetou eifrig, um ihn nichts sagen zu lassen, was die beiden nicht erfahren sollten.
    Der Comanche aber ärgerte sich über die Unterbrechung, welche ganz gegen die indianische Rücksicht und Höflichkeit verstieß. Er war nicht klug genug, den Grund derselben zu erkennen, und rief zornig:
    „Warum soll ich nicht sprechen? Wer Mörder bei sich hat, ist selbst ein Mörder! Hat der Häuptling der Apachen uns herbeigelockt, um Verrat an uns zu üben?“
    Da legte Winnetou alle seine Waffen von sich, stand auf und sagte:
    „Hat mein Bruder jemals gehört, daß Winnetou ein Verräter sei? Das Wort des Apachen ist wie der Fels, auf dem man sicher wohnt. Mein Bruder mag mich begleiten und seine Waffen behalten, Howgh!“
    Er verließ den Kreis und schritt langsam durch die Büsche hinaus ins Freie. Der Comanche besann sich einen Augenblick und

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