Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
daß das Ungetüm gewest is?“
    „Bedeutend größer als der Elefant.“
    „Elefant? Das zieht noch lange nich! Wenn das Mammut 'mal über eenen Schtein oder über einen Schteen gestolpert is, und es hat niedergeguckt, um den Schteen zu betrachten, so ist dieser Schtein oder dieser Schteen mehrschtenteels eine ägyptische Pyramide gewest. Denken Sie sich nun die Höhe von so eenem Tier! Und wenn sich ihm 'mal eene Fliege off die Schwanzspitze gesetzt hat, so is es das erscht nach vierzehn Tagen vorn im Verschtand gewahr geworden. Nun denken Sie sich 'mal die Länge von so eenem Geschöpf! Unsere jetzige Vernunft ist viel zu schwach für so eene damalige Menagerie. Jetzt, wenn wir was Großartiges sehen wollen, müssen wir ins Hinter-Ochsen-Klee-Gras-Fernrohr gucken. Da is es wenigstens annähernd so wie damals um die Sündflut herum.“
    Jemmy machte ein erstauntes Gesicht.
    „Wie?“ fragte er. „Wie heißt dieses Fernrohr?“
    „Passen Sie doch off! Wenn ich eenmal drin bin in der Belehrung, so is mir jede Schtörung impertinent. Hinter-Ochsen-Klee-Gras-Fernrohr heeßt's. Können Sie sich das merken? Wenn Sie wirklich een Gymnasiast gewest sind, so müssen Sie doch ooch Unterricht über die Akustik der Fernrohre gehabt haben. Je dunkler der Brennpunkt is, desto größer sind die Schterne, die man sieht, weil in der Wissenschaft mehrschtenteels das umgekehrte Verhältnis ausgerechnet werden muß. Verschtehen Sie das?“
    „Ja“, nickte der Dicke, der sich Mühe gab, ein ernstes Gesicht zu machen. „Aber jetzt beginne ich zu ahnen, was für ein Fernrohr Sie gemeint haben.“
    „Nun, was denn für eens?“
    „Gar keins. Sie haben die Bezeichnung verwechselt. Sie meinen nicht ein Fernrohr, sondern ein Mikroskop.“
    „Mikroskop! Ja, ja, richtig! Weil mir das richtige Wort oogenblicklich abwesend war, habe ich derweile das Fernrohr zum Behelf genommen, denn geistesgegenwärtig bin ich allezeit gewest.“
    „Und zwar meinten Sie das Hydrooxygengasmikroskop!“
    „Natürlich! Das versteht sich ganz von selber. Aber warum soll ich dänisch reden, wenn ich der deutschen Schprache vollschtändig mächtig bin? Wenn ich sage Hinter-Ochsen-Klee-Gras-Mikroskop, so verschteht mich ooch een Ungelehrter. Der Schulmeester sagte immer: Man muß sich herablassen zum kindlichen Gemüt, dann erntet man Palmen off sandigem Boden. Sie sehn, ich werfe mit Metafferbeischpielen nur so um mich herum. Das haben Sie davon, daß ich schtets een fleißiger Autopetrefakt gewest bin. Wäre damals nich der Schtreit wegen dem Vater Wrangel seinem Leibwort ausgebrochen, so hätt' ich's Nolens Coblenz bis zur Tharandter Forschtakademie gebracht und hätte jetzt nich nötig, mich im wilden Westen herumzutreiben und von den Sioux lahmschießen zu lassen!“
    „Ah, Sie sind nicht lahm geboren?“
    Frank blickte den Dicken fast zornig an.
    „Lahm geboren? Wie könnte das bei eener Persönlichkeit von meiner Ambutation möglich sein! Een lahmer Mensch kann doch nie nich als Forschtläufer een Beamter werden! Nee, ich habe meine gesunden Beene gehabt, so lange ich mich off mich selber besinnen kann. Aber als ich damals mit dem Baumann in die schwarzen Berge kam, um unter den Goldsuchern den Krämerladen zu eröffnen, da kamen zuweilen ooch die Indianer, um ihre Einkäufe zu affektuieren. Mehrschtenteels waren Sioux dabei. Das sind die schlimmsten anthropologischen Wilden, die es nur geben kann, zumal sie bei der geringsten Miene, die man zieht, gleich schtechen oder schießen. Am allerbesten ist, man gibt sich gar nich weiter mit ihnen ab. Guten Tag und guten Weg, adieu, leb wohl! Diesem Passus bin ich schtets treu gewest, weil ich een Freund von Prinzipien bin; aber eenmal hab' ich doch im Charakter eene schwache Schtunde gehabt, und daran hab' ich nun eben heute noch zu hinken.“
    „Wie ist denn das gekommen?“
    „Ganz unverhofft, wie alles kommt, was man vorher nich weeß. Es is, als wärsch heute, so leibhaftig schteht der betreffende Tag vor meinem geistigen Angesicht. Die Schterne funkelten, und die Bullfrösche brüllten laut im nahem Sumpf, denn es war leider nich bei Tag, sondern bei Nacht. Baumann war abwesend, um sich in Fort Fettermann mit neuen Vorräten zu versehen; Martin schlief, und der Neger Bob, welcher fortgeritten war, um Schulden einzukassieren, hatte sich noch nich wieder sehen lassen. Nur sein Pferd war ohne ihn ins traute Heim zurückgekehrt. Am anderen Morgen kam er nachgehinkt, mit verschtauchten Gliedern und

Weitere Kostenlose Bücher