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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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halten geblieben.
    „Was ich habe?“ antwortete er. „Das möchte ich selbst auch fragen. Habe ich denn eigentlich Augen?“
    Er blickte ganz verwundert vom Pferd herab auf den Sand hernieder. Jetzt sah auch Frank, was sein Gefährte meinte.
    „Is es denn möglich!“ rief er aus, „die Fährte is ja plötzlich ganz anders!“
    „Freilich! Erst war es die reine Elefantenspur, und jetzt sind's die deutlichen Pferdestapfen. Das Tier ist beschlagen gewesen, und zwar mit neuen Eisen, denn die Eindrücke sind außerordentlich scharf, und sowohl der Griff wie auch die Stollen nicht im mindesten abgelaufen.“
    „Aber diese Fährte is ja verkehrt!“
    „Das ist's ja eben, was ich nicht begreifen kann! Bis jetzt lief die Spur vor uns her, und jetzt kommt sie uns direkt entgegen!“
    „Is es denn ooch wirklich dieselbe Fährte?“
    „Natürlich! Da hinter uns tritt der Fels zutage; aber die Stelle ist kaum zwanzig Fuß breit. Auf dem Felsen ist die Spur unsichtbar. Jenseits desselben kommt sie als Elefantenstapfen von Osten und diesseits kommt sie als deutlicher Pferdehufabdruck von Westen. Blicken Sie um sich! Gibt es etwa noch eine andere Fährte?“
    „Nee.“
    „Also müssen diese Eindrücke trotz ihrer Verschiedenheit von einem und demselben Tier stammen. Ich will auch überflüssigerweise absteigen, um mich zu überzeugen, daß kein Irrtum vorliegt.“
    Beide stiegen ab. Die genaueste Untersuchung des Bodens ergab dasselbe Resultat: Die Elefantenspur hatte sich auf der schmalen, felsigen Stelle in eine Pferdespur verwandelt. Mußte bereits das höchst befremdlich erscheinen, so war der Umstand, daß die beiden Spuren gegeneinander liefen und auf dem Fels zusammenstießen, geradezu verblüffend. Die beiden Männer blickten einander ratlos an und schüttelten die Köpfe.
    „Wenn das keine Zauberei ist, so vexiert uns einer“, sagte Jemmy.
    „Vexieren? Wie denn?“
    „Ja, das kann ich nicht begreifen!“
    „Aber Zauberei gibt's ja nich!“
    „Nein; abergläubisch bin ich nicht.“
    „Das kommt mir vor wie beim Zauberer Philadelphia, der eenen Zwirnknäuel in die Luft geworfen haben und dann an dem Zwirn emporgestiegen sein soll!“
    „Da der Elefant von Osten und das Pferd von Westen hierhergekommen ist und beider Spuren hier aufhören, so müßten beide Tiere hier an dieser Stelle an dem Faden emporgeklettert und oben in der Luft verschwunden sein! Das erkläre, wer's vermag; ich aber bring' es nicht fertig!“
    „Jetzt möcht' ich wohl wissen, was der Moritzburger Lehrer sagen würde, wenn der mit hier wäre!“
    „Der würde ein klügeres Gesicht machen als Sie und ich!“
    „Hm! Mit Erlaubnis, geistreich sieht das Ihrige grad' nich aus, Herr Jemmy.“
    „Und Ihnen sieht man es in diesem Augenblick auch nicht an, daß Sie ein so talentvoller Autopetrefakt sind. Ich möchte überhaupt den Menschen sehen, welcher dieses Rätsel zu lösen vermag.“
    „Aber zu lösen muß es sein, denn der berühmte Archidiakonus hat gesagt: Gebt mir eenen festen Punkt in der Luft, so hebe ich jede Tür aus ihren Angeln!“
    „Archimedes meinen Sie!“
    „Ja, aber Diakonus war er nebenbei, denn als am Sonnabendnachmittag die feindlichen Soldaten kamen, lernte er grad' die Predigt für morgen auswendig und rief ihnen entgegen: ‚Schtört mich nich, und macht leise!‘ Da schlugen sie ihn tot. Darum is der Punkt in der Luft wieder verlorengegangen.“
    „Vielleicht finden Sie ihn wieder. Ich aber fühle mich nicht befähigt dazu, da ich nicht einmal hier diesen Widerspruch zu lösen vermag.“
    „Etwas aber müssen wir doch tun!“
    „Natürlich! Umgekehrt wird nicht. Wenn es überhaupt eine Erklärung gibt, so liegt sie vor uns, nicht aber hinter uns. Steigen wir also auf, und dann wieder vorwärts!“
    Sie ritten weiter, der Pferdespur entgegen. Diese war immerfort ganz deutlich zu erkennen und führte nach ungefähr einer halben Stunde aus dem sandigen Terrain heraus auf besseren Boden. Dort gab es Gras und vereinzeltes Strauchwerk. Der Höhenzug lag nahe. Ein dichter Wald zog sich an ihm empor, unten mit einzelnen Bäumen beginnend und je höher aufsteigend, desto geschlossener werdend. Auch hier war die Spur deutlich zu erkennen; nach einiger Zeit aber gab es einen mit klarem Steingries bedeckten Boden; da hörte sie plötzlich und vollständig auf.
    „Das is die Lösung!“ brummte Frank.
    „Unbegreiflich!“ erklärte Jemmy. „Das Pferd muß aus der Luft gekommen und wieder in die Luft verschwunden

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