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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schreit nach Rache.“
    „Meint Ihr, daß sich Schoschonen in der Nähe befinden, Sir?“
    „Ich will es nicht hoffen. Wie ich gehört habe, befinden sie sich jetzt weit nordwärts am Musselschell River in Montana. Ist dies wahr, so sind wir vor ihnen sicher. Wohkadeh wird uns sagen, ob sie indessen südwärts gezogen sind.“
    Der Indianer hatte diese Worte gehört. Er antwortete:
    „Als Wohkadeh vor sieben Tagen hier vorüberkam, gab es keinen einzigen Krieger der Schoschonen in der Nähe. Nur die Arapahoes hatten ein Lager da aufgeschlagen, wo der Fluß entspringt, welchen die Bleichgesichter den Tongue River nennen.“
    „So sind wir sicher vor ihnen. Übrigens ist die Gegend hier so eben und offen, daß wir auf über eine Meile weit jeden Reiter oder Fußgänger erkennen und also imstande sein würden, unsere Maßregeln zur rechten Zeit zu treffen. Vorwärts also!“
    Sie mochten wohl eine halbe Stunde lang in gerader Richtung geritten sein, als Wohkadeh sein Pferd anhielt.
    „Uff!“ rief er aus.
    Dieses Wort wird von den Indianern meist als Ausruf der Verwunderung gebraucht.
    „Was gibt’s?“ fragte Jemmy.
    „Schi-schi!“
    Dieses Wort ist aus der Mandanersprache und heißt eigentlich ‚Füße‘, hat aber auch die Bedeutung von Spur oder Fährte.
    „Eine Fährte?“ fragte der Dicke. „Von einem Menschen oder einem Tier?“
    „Wohkadeh weiß es nicht. Meine Brüder mögen sie selbst betrachten.“
    „Good lack! Ein Indsman weiß nicht, ob die Spur von einem Menschen oder von einem Viehzeug ist! Das ist mir noch niemals vorgekommen! Das muß ja eine ganz und gar eigentümliche Fährte sein. Wollen sie uns doch einmal betrachten. Aber steigt hübsch ab und reitet mir nicht darauf herum, ihr Leute, sonst ist sie dann nicht mehr zu erkennen.“
    „Sie wird dann noch immer zu erkennen sein“, meinte der Indianer. „Sie ist groß und lang; sie kommt weit von Süden her und geht weit nach Norden.“
    Die Reiter stiegen ab, um die sonderbare Fährte zu untersuchen. Die Fußstapfen eines Menschen von der Fährte eines Tieres zu unterschieden, versteht jeder dreijährige Indianerknabe. Daß Wohkadeh sich außerstande sah, diese Unterscheidung zu treffen, war geradezu eine Unbegreiflichkeit. Doch auch Jemmy, als er die Stapfen betrachtet hatte, schüttelte den Kopf, blickte nach links, woher die Fährte kam, dann nach rechts, wohin sie führte, schüttelte abermals den Kopf, und sagte dann zu dem langen David Kroners:
    „Nun, mein alter Davy, hast du in deinem Leben bereits einmal so etwas gesehen?“
    Der Gefragte schüttelte auch den Kopf, blickte nach links und rechts, betrachtete die Eindrücke im Sand noch einmal, schüttelte abermals und antwortete dann:
    „Nein, noch niemals.“
    „Und Ihr, Master Frank?“
    Der Sachse beguckte und beguckte die Spur, schüttelte auch und meinte:
    „Aus diesen Stapfen werde der Teufel klug!“
    Auch Martin und der Neger sprachen sich dahin aus, daß ihnen die Sache sehr rätselhaft vorkomme. Der lange Davy kratzte sich erst hinter dem rechten und sodann hinter dem linken Ohr, spuckte zweimal nacheinander aus, was stets ein Zeichen war, daß er sich in Verlegenheit befinde, und tat dann den weisen Ausspruch:
    „Aber irgendein Geschöpf ist hier vorübergekommen. Wenn das nicht wahr ist, so will ich verurteilt werden, binnen zwei Stunden den alten Mississippi mitsamt seinen Nebenflüssen auszutrinken!“
    „Schau, wie klug du bist, Alter!“ lachte Jemmy. „Wenn du es nicht sagtest, so wüßten wir wirklich nicht, daß das eine Fährte ist. Also eine Kreatur ist auf alle Fälle hier vorübergelaufen. Aber was für eine? Wie viele Beine hat sie gehabt?“
    „Vier“, antworteten außer dem Indianer die anderen alle.
    „Ja, das sieht man genau. Also ist's ein Tier gewesen. Nun aber soll mir irgendeiner sagen, mit welcher Art oder Gattung von Vierbeiner wir es zu tun haben!“
    „Ein Hirsch ist's nicht“, meinte Frank.
    „Gottbehüte! Ein Hirsch macht zeit seines Lebens nicht so riesige Eindrücke.“
    „Etwa ein Bär?“
    „Freilich läßt ein Bär in solchem Sand solch große und deutliche Silben zurück, daß sogar ein Blinder sie mit den Fingern lesen könnte; aber diese Fährte stammt auch von keinem Bären. Die Eindrücke sind nicht lang und nach hinten ausgewischt, wie bei einem Sohlengänger, sondern beinahe kreisrund, über eine Handspanne im Durchmesser und gerade eingetreten, wie mit einem Petschaft gestempelt. Sie sind nur wenig nach hinten

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