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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tier.“
    „Mammut!“ verbesserte der Dicke.
    „Kann auch sein! Also welche Schande für uns, wenn wir auf so eine vorweltliche Fährte träfen und nicht wenigstens einer hätte versucht, das Tier zu Gesicht zu bekommen. Ich reite mit, Jemmy!“
    „Das geht nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Weil wir beide, ohne alle Überhebung zu sagen, die meiste Erfahrung besitzen und also gewissermaßen die Anführer sind. Miteinander zugleich dürfen wir uns nicht entfernen. Einer muß zurückbleiben. Lieber mag ein anderer mit mir reiten.“
    „Master Jemmy hat recht“, meinte Martin. „Ich werde mit ihm gehen.“
    „Nein, mein junger Freund“, entgegnete Jemmy. „Ihr seid der allerletzte, den ich einladen möchte, mich zu begleiten.“
    „Warum? Ich brenne ja vor Begierde, das unbekannte Tier mit zu entdecken!“
    „Das glaube ich gar wohl. In Eurem Alter ist man zu solchen Abenteuern stets bereit. Aber der Ritt ist vielleicht nicht ungefährlich, und wir haben die stillschweigende Verpflichtung übernommen, über Euch zu wachen, um Euch unbeschädigt mit Eurem Vater zu vereinigen. Ich kann es also nicht mit meinem Gewissen vereinigen, Euch mit mir in eine unbekannte Gefahr zu ziehen. Nein, wenn ich nicht allein reiten soll, so mag ein anderer mich begleiten.“
    „So gehe ich mit!“ rief der lahme Frank.
    „Ja, dagegen will ich nichts haben. Master Frank hat bereits damals in Moritzburg ‚mehrschtenteels‘ mit dem Hausknecht und Nachtwächter gekämpft und wird sich also wohl nicht vor einem Mammut fürchten.“
    „Ich? Mich fürchten? Kann mir gar nicht einfallen.“
    „Also bleibt es dabei. Die anderen reiten weiter, und wir beide schwenken rechts ab. Euer Pferd wird sich aus dem Umweg nicht viel machen, und für meinen Gaul ist das Laufen die größte Passion. Er muß früher, ehe er seine jetzige Pferdegestalt annahm, Schnelläufer oder Briefträger gewesen sein.“
    Martin versuchte zwar einige Einwendungen, doch vergeblich. Der lange Davy warnte zur Vorsicht. Wohkadeh beschrieb nochmals die Lagerstelle genau und tadelte Jemmys Vorhaben, durch welches der Zorn des Geistes der Savanne herausgefordert werde. Dann setzten die übrigen den unterbrochenen Ritt fort, während der Dicke mit dem Sachsen nach Norden hin der Fährte folgte.
    Da diese beiden einen Umweg vor sich hatten, spornten sie ihre Tiere zu größerer Eile an, und so kam es, daß sie bereits nach kurzer Zeit ihre Gefährten aus den Augen verloren hatten.
    Später brach die Fährte von ihrer bisherigen Richtung ab und wendete sich nach Westen, der fernen Höhe zu, so daß nun Jemmy und Frank parallel mit ihren Freunden ritten, allerdings wohl über eine Stunde von ihnen entfernt.
    Sie hatten sich bisher schweigend verhalten. Jemmys starkknochiger Gaul hatte seine langen Beine so emsig vor sich geworfen, daß Franks Pferd Mühe gehabt hatte, ihm in dem tiefen Sand zu folgen. Jetzt änderte der Dicke den anstrengenden Trab in langsamen Schritt, und so konnte Frank sich leicht an seiner Seite halten.
    Es verstand sich ganz von selbst, daß die Teilnehmer der Expedition sich untereinander vorzugsweise der englischen Sprache bedienten. Jetzt befanden die beiden Deutschen sich allein, und so zogen sie die Muttersprache vor.
    „Nich wahr“, begann Frank, „das vorhin mit dem Mammut, das is doch nur eegentlich Spaß gewest?“
    „Natürlich.“
    „Ich hab' mir's gleich gedacht, denn solche Mammutersch gibt's ja heutzutage gar nich mehr.“
    „Haben Sie denn schon einmal von diesen vorweltlichen Tieren gehört?“
    „Ich? Na und ob! Und wenn Sie mir's nich zutrauen, da können Sie mich nur riesig dauern. Wissen Sie, der Moritzburger Schulmeester damals, der eegentlich meine geistige Mutter gewesen is, der hatte was los, besonders in der Pflanzenzoologie. Der kannte jeden Boom, von der Fichte bis zum Sauerampfer 'runter, und ooch jedes Tier, von der Seeschlange an bis zum kleensten Schwammb herab. Von dem hab' ich damals geradezu massenhaft profitiert.“
    „Das freut mich ungemein“, lachte der Dicke. „Vielleicht kann ich von Ihnen profitieren.“
    „Das versteht sich mehrschtenteels ja ganz von selber. Zum Beischpiel grad übers Mammut kann ich Ihnen die beste authentische Auskunft geben.“
    „Haben Sie etwa eins gesehen?“
    „Nee, denn damals vor der Erschaffung der Welt bin ich noch gar nich bei der jetzigen Polizei angemeldet gewest; aber der Schulmeester hat das Mammut in alten Handschriften gefunden. Wie groß denken Sie wohl,

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