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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem anderen. Einer muß aber bei den Pferden und den Gefangenen zurückbleiben, einer, auf den wir uns verlassen können. Das ist Wohkadeh!“
    „Uff!“ stieß der junge Indianer hervor, ganz entzückt über das große Vertrauen, welches Shatterhand ihm schenkte.
    Weil dieser ihn heute zum erstenmal gesehen hatte, war es wohl eigentlich ein Wagnis, den jugendlichen Indsman allein bei den Gefangenen und Pferden, welche die ganze Habe ihrer Reiter trugen, zurückzulassen; aber die Aufrichtigkeit, mit welcher Wohkadeh Old Shatterhand gesagt hatte, daß sein Leben ihm gehöre, hatte dem ersteren das Herz des letzteren gewonnen. Übrigens traute Shatterhand dem roten Jüngling die Kaltblütigkeit zu, welche zu diesem verantwortlichen Posten gehörte.
    „Mein junger roter Bruder wird bei den Gefangenen sitzen, das Messer in der Hand“, sagte er ihm, „und wenn einer der Schoschonen einen Fluchtversuch machen oder nur ein Geräusch verursachen wollte, so wird er ihm das Messer sogleich in das Herz stoßen!“
    „Wohkadeh wird es tun!“
    „Er wird hierbleiben, bis wir zurückkehren, und den Ort auf keinen Fall verlassen!“
    „Wohkadeh würde hier sitzen und verhungern, wenn seine Brüder nicht zurückkehrten!“
    Das sagte er in einem Ton, welchem man anhörte, wie sehr ernst es ihm mit diesem Versprechen sei. Er zog sein Bowiemesser hervor und setzte sich zwischen den Gefangenen nieder. Old Shatterhand erklärte diesen, was ihrer warte, wenn sie sich nicht vollständig ruhig verhalten würden, und dann begannen die fünf den beschwerlichen Abstieg.
    Die Senkung war, wie bereits erwähnt, eine ziemlich steile. Die Bäume standen eng beisammen, und zwischen ihnen gab es so viel Unterholz, daß die kühnen Leute bei der Vorsicht, welche so nötig war, nur sehr langsam vorwärts kamen. Es durfte kein Geräusch gemacht werden. Das Knicken eines Astes konnte ihre Annäherung verraten.
    Winnetou stieg voran. Er war derjenige, dessen Augen bei Nacht am schärfsten waren. Hinter ihm befand sich Martin Baumann. Dann kam der lange Davy, nachher der Neger, Shatterhand machte den letzten.
    Über drei Viertelstunden waren vergangen, ehe eine Strecke, zu welcher am Tag höchstens fünf Minuten gebraucht worden wären, zurückgelegt worden war. Jetzt befanden sie sich unten im Talkessel, am Rande des Waldes, denn die Sohle des Tales bestand aus baumlosem Grasboden. Nur hier und da erhob sich ein einzelner Strauch.
    Das Feuer brannte hell, gar nicht auf indianische Weise geschürt. Das war ein Zeichen, daß die Schoschonen sich sehr sicher fühlten.
    Während nämlich die Weißen das Holz aufeinander legen, so daß es vom Feuer ganz angegriffen wird und eine hoch emporlodernde, weithin sichtbare und viel Rauch verbreitende Flamme entsteht, legen die Indianer die Holzscheite so, daß sie wie Halbmesser eines Kreises im Mittelpunkt zusammenstoßen. In diesem Zentrum brennt die kleine Flamme, welche dadurch genährt wird, daß die Scheite, je nachdem sie verbrennen, nachgeschoben werden. Das gibt ein Feuer, welches allen Zwecken der Roten genügt, eine kleine, leicht zu verbergende Flamme bildet und so wenig Rauch erzeugt, daß er in einiger Entfernung kaum bemerkt werden kann. Dazu verstehen sie die Art des Holzes so auszuwählen, daß dasselbe beim Verbrennen möglichst wenig Geruch verbreitet. Der Geruch des Rauches ist im Westen außerordentlich gefährlich. Die scharfe Nase des Indsman bemerkt ihn bereits aus sehr, sehr weiter Entfernung.
    Das Feuer hier war nach der Art der Weißen genährt, und der Geruch gebratenen Fleisches hatte sich über das ganze Tal verbreitet. Winnetou sog die Luft prüfend ein und flüsterte:
    „Mokasschi-si-tscheh – Büffelrücken.“
    Sein Geruchssinn war so fein, daß er sogar den Körperteil des Tieres, von welchem das Fleisch geschnitten war, bestimmen konnte.
    Man sah drei große Zelte stehen. Sie bildeten die Ecken eines spitzwinkeligen Dreiecks, dessen Höhe gerade nach den fünf Lauschern lag. Das ihnen am nächsten stehende Zelt war mit Adlerfedern geschmückt, also dasjenige, welches der Häuptling mit bewohnte. Im Mittelpunkt des Dreiecks brannte das Feuer.
    Die Pferde der Roten weideten frei und ungefesselt im Gras. Die Krieger saßen am Feuer und schnitten sich Portionen von dem Braten, welcher an einem Ast über der Flamme briet. Sie waren, ganz der indianischen Sitte entgegen, sehr laut. Der Umstand, zwei Gefangene gemacht zu haben, hatte sie in diese vortreffliche Stimmung

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