Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
daß wir uns in Euren Willen fügen sollen; er hat Euch also sozusagen als unseren Anführer proklamiert, und das hat mich im stillen so ein klein bißchen wurmen wollen; nun gebe ich zu, daß er recht getan hat. Ihr seid uns gar gewaltig überlegen, und ich will mich in Zukunft gern unter Euer Kommando stellen.“
    „So ist's nicht gemeint gewesen. In der Prärie haben alle gleiches Recht. Ich maße mir keinen Vorzug an. Jeder dient dem anderen mit seinen Gaben und Erfahrungen, und keiner kann ohne Genehmigung der anderen etwas beginnen. So muß es sein, und so werden auch wir es halten.“
    „Well! Das wird sich finden. Was aber werden wir tun in dem Fall, daß wir Kundschaftern begegnen, Sir?“
    „Nun, was meint Ihr?“
    „Sie laufenlassen?“
    „Meint Ihr?“
    „Ja. Sie können uns doch nicht schaden. Wir werden gehandelt haben, bevor sie zurückkehren.“
    „Das können wir nicht behaupten. Wenn wir sie vorüberlassen, werden sie die verlassene Lagerstätte und das ausgelöschte Feuer finden.“
    „Was schadet das?“
    „Sehr viel. Sie werden daraus ersehen, daß wir fort sind, um den Gefangenen Hilfe zu bringen.“
    „Meint Ihr wirklich, daß sie das denken werden? Können sie nicht ebensogut meinen, daß wir unseren Ritt fortgesetzt haben?“
    „Das auf keinen Fall. Leute, welche Gefährten erwarten, die nicht zurückkommen, reiten nicht weiter; das versteht sich ganz von selbst.“
    „So würdet Ihr also die Kundschafter unschädlich machen?“
    „Jedenfalls.“
    „Töten?“
    „Nein. Wißt Ihr, Menschenblut ist eine ungeheuer kostbare Flüssigkeit. Winnetou und Old Shatterhand wissen das ganz genau und haben keinen einzigen Tropfen vergossen, wenn es nicht unbedingt notwendig war. Ich bin ein Freund der Indsmen; ich weiß, wer recht hat, sie oder diejenigen, welche sie immer und immer wieder zwingen, ihre guten Rechte bis aufs Messer zu verteidigen. Der rote Mann kämpft den Verzweiflungskampf; er muß unterliegen; aber ein jeder Schädel eines Indianers, welcher später aus der Erde geackert wird, wird denselben stummen Schrei zum Himmel stoßen, von welchem das vierte Kapitel der Genesis erzählt. Ich schone den Indianer, selbst wenn er mir als Feind entgegentritt, denn ich weiß, daß er von anderen dazu gezwungen wird. Darum kann es mir auch heute nicht einfallen, einen Mord zu begehen.“
    „Aber wie wollt Ihr die Schoschonen unschädlich machen, ohne sie zu töten? Einen Kampf wird es, falls sie uns begegnen, auf alle Fälle geben; sie werden sich wehren, mit der Büchse, dem Tomahawk, dem Messer – – –!“
    „Pah! Ich wünsche nicht, daß wir mit Feinden zusammentreffen; aber um Eurer Frage willen möchte ich doch, daß sie auf den Gedanken kämen, Kundschafter auszusenden. Ihr würdet dann Gelegenheit haben, zu sehen, wie man sich solcher Leute bemächtigt.“
    „Aber wenn's nun ihrer zu viele sind?“
    „Das brauchen wir nicht zu besorgen. Viele würden einander nur selbst hinderlich sein. Mehr wie zwei werden nicht ausgesandt, und – halt, ich glaube, da kommt Winnetou!“
    Ohne daß sie ihn gehört hatten, hielt im nächsten Augenblick Winnetou vor ihnen.
    „Kundschafter!“ sagte er kurz.
    „Wie viele?“ fragte Shatterhand.
    „Zwei.“
    „Gut! Winnetou, Davy und ich, wir bleiben hier. Die anderen reiten schnell hinaus in den Sand; sie nehmen unsere Pferde mit und warten, bis wir rufen.“
    Er sprang ab, Davy auch. Winnetou hatte die Zügel seines Pferdes bereits Wohkadeh in die Hand gegeben. In einigen Sekunden waren die drei anderen verschwunden.
    „Was tun wir?“ fragte Davy.
    „Ihr habt nichts zu tun als aufzupassen“, antwortete Shatterhand. „Lehnt Euch hier an den Baum, daß Ihr nicht zu sehen seid. Horcht, sie kommen.“
    Er und der Apache hatten ihre Gewehre den Gefährten gleich mit den Pferden übergeben.
    „Schi darteh, ni owjeh – ich diesen und du jenen!“ sagte der Apache, eine Handbewegung nach rechts und links machend; dann war er nicht mehr zu sehen.
    Der lange Davy lehnte sich eng an den erwähnten Baum; kaum zwei Schritte von ihm hatte Shatterhand sich platt auf die Erde gelegt. Die zwei Schoschonen kamen in ziemlich schnellem Tempo heran. Sie sprachen miteinander. Ihr Dialekt bewies, daß sie wirklich Schoschonen seien. Das genügte. Jetzt waren sie da – jetzt vorüber.
    Der lange Davy sah, daß Old Shatterhand sich vom Boden erhob und einen kräftigen Anlauf nahm.
    „Saritsch – Hund!“ rief einer der beiden Kundschafter; ein

Weitere Kostenlose Bücher