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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gar unnützes Beginnen. Wir wollten diese Kerls uns in dieser Dunkelheit finden? Sie wissen nicht, wo wir sind, und können auch die Spuren nicht sehen.“
    „Euer Name ist als der eines guten Westmannes bekannt, und so muß ich mich über Eure Rede wundern, Master Davy. Die Schoschonen haben hier ihre Jagd- und Weidegründe; die Gegend ist ihnen also bekannt. Oder meint Ihr das nicht?“
    „Natürlich!“
    „Nun, so schließt nur weiter! Werden vorsichtige Jäger, wenn sie sich hier befinden, etwa hier im Freien, im Sand des einstigen Sees kampieren?“
    „Auf keinen Fall.“
    „Sondern wo?“
    „Hier zwischen den Bergen.“
    „Also in irgendeinem Tal oder einer Schlucht. Nun könnt Ihr aber diese ganze Strecke abreiten, so werdet Ihr außer dem alten Wasserlauf, dem die Schoschonen gefolgt sind, keinen anderen Taleinschnitt finden als denjenigen, in welchem Ihr Euch auch wirklich gelagert hattet. Dort und eben auch nur dort allein seid Ihr also zu suchen.“
    „Verteufelt! Ihr habt recht, Sir. Man merkt doch gleich, daß man mit Old Shatterhand reitet!“
    „Meinen Dank für dieses Kompliment, welches aber keines ist, denn das, was ich Euch sage, muß sich jeder sagen, der nur einige Monate lang im Westen gelebt hat. Aber noch weiter: Gefährten pflegen sich in Gegenden, wie die hiesige ist, nur auf ganz kurze Zeit zu trennen. Daraus folgt, daß Ihr nicht sehr entfernt von Jemmy und Frank sein konntet; Euer Lager konnte sich also nicht gar weit von hier in der Schlucht befinden, und da es dort eine Seitenschlucht gibt, welche ein jeder verständige Westmann für den Zweck des Lagerns der Hauptschlucht vorzieht, so wissen die Schoschonen ganz genau, wo sie Euch zu suchen haben. Das, was Ihr vorhin für unmöglich hieltet, ist also eigentlich ein Unternehmen, welches gar keine Schwierigkeiten bietet. Das wird der Häuptling der Schoschonen wissen, und das weiß auch Winnetou ganz genau. Darum ist er vorangeritten, um zu verhüten, daß wir von etwaigen Kundschaftern bemerkt werden.“
    Davy brummte vor sich hin und sagte dann:
    „Sehr wohl, Sir! Aber nun scheint mir wieder das Unternehmen des Apachen ein ganz aussichtsloses zu sein.“
    „Warum?“
    „Wie kann er in dieser Dunkelheit etwaige Kundschafter, welche ihm entgegenkommen, bemerken, ohne daß auch sie ihn sehen oder wenigstens hören?“
    „So dürft Ihr freilich nicht fragen, wenn von Winnetou die Rede ist. Zunächst hat er ein ausgezeichnetes Pferd, dessen Dressur von einer Vortrefflichkeit ist, von welcher Ihr, wie es scheint, gar keine Ahnung habt. Es hat uns zum Beispiel vorhin am Eingang der Nebenschlucht ganz deutlich gesagt, daß Ihr Euch in derselben befandet, und es wird auch jetzt, zumal wir gegen den Wind reiten, seinen Herrn auf eine sehr ansehnliche Entfernung hin von dem Nahen eines jeden anderen Wesens unterrichten. Sodann kennt Ihr eben den Apachen nicht. Er hat Sinne von der Schärfe eines wilden Tieres, und was Gesicht und Gehör oder Geruch ihm nicht sagen, das merkt er infolge jenes undefinierbaren sechsten Sinnes, welchen nur Leute, die von Jugend auf sich in der Wildnis befanden, besitzen. Es ist eine Art Ahnungsvermögen, eine Art Instinkt, auf welchen jeder, der ihn besitzt, sich so fest verlassen kann wie auf die Augen.“
    „Hm, hab' auch ein wenig davon!“
    „Ich auch; aber mit Winnetou kann ich mich in dieser Beziehung nicht vergleichen. Ferner müßt Ihr in Berechnung ziehen, daß sein Pferd die Schuhe trägt, während die Schoschonen, falls wirklich einige von ihnen unterwegs wären, sich keine Mühe geben werden, lauten Hufschlag zu vermeiden.“
    „Oho! Sie werden doch auch vorsichtig sein!“
    „Nein, denn sie werden meinen, daß eine solche Vorsicht in diesem Fall nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich sein werde.“
    „Warum schädlich?“
    „Weil sie dadurch von der notwendigen Schnelligkeit einbüßen würden. Sie nehmen als sicher an, daß Ihr Euch, auf Eure Gefährten wartend, am Lagerplatz befindet. Sie sind also sicher, hier auf niemand zu stoßen, und werden infolgedessen ihren Pferden nicht den mindesten Zwang antun.“
    „Hm, wenn Ihr einem das in dieser Weise klarmacht, so muß man Euch unbedingt beistimmen. Ich will Euch in aller Offenheit sagen, daß ich gar manches durchgemacht und manchem gescheiten Kerl ein Schnippchen geschlagen habe; deshalb war ich immer der Meinung, ein recht kluger alter Knabe zu sein. Jetzt aber muß ich vor Euch klein zugeben. Winnetou sagte vorhin,

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