Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
gewiß seid nur Ihr allein es, Master, dem ich nun so außerordentlich verpflichtet bin. Sagt mir, wie ich es Euch danken kann! Mein Leben hat zwar wenig Wert, denn es ist eben nur des dicken Jemmy Leben, aber ich bin in jedem Augenblick bereit, es Euch zur Verfügung zu stellen.“
    „Nicht mir schuldet Ihr Dank“, wehrte Old Shatterhand ab. „Eure Gefährten haben brav mitgewirkt. Und vor allen Dingen habt Ihr Euch hier an meinen Bruder Winnetou zu wenden, ohne dessen Hilfe es gar nicht möglich gewesen wäre, so schnell und sicher hier zur Stelle zu sein.“
    Der Dicke überflog mit bewunderndem Blick die schlanke und doch so kraftvolle Gestalt des Apachen. Er bot ihm dann die Hand und sagte:
    „Ich habe es gewußt, daß Winnetou nahe sein muß, wenn Old Shatterhand sich sehen läßt. Da ich ein Frosch sein soll, so mag hier dieser Storch, den man den langen Davy nennt, mich auf der Stelle verschlingen, wenn Ihr nicht der bravste Indsman seid, dem ich je meine Hand gegeben habe. Laßt Euch die Eure herzlich drücken; habt tausend Dank und erlaubt mir, so lange in Eurer Fährte zu reiten, wie es Euch gefällig ist.“
    Der Neger Bob war mit einem Ausruf der Freude zu dem Hobble-Frank getreten und hatte gesagt:
    „Endlich, endlich Masser Bob wieder sehen seinen guten Massa Frank! Masser Bob haben wollen totschlagen all ganz Schoschonenindianer; aber Massa Shatterhand haben wollen mit Massa Winnetou ganz allein machen die Befreiung. Darum die Schoschonen noch einmal sind leben geblieben.“
    Er ergriff Franks Hände und streichelte die wunden Stellen derselben mit rührender Zärtlichkeit.
    Natürlich wollten Jemmy und Frank vor allen Dingen erfahren, wie ihre Befreiung so schnell und unblutig bewirkt worden sei, und es wurde ihnen in kurzen Worten mitgeteilt. Zu einer ausführlichen Erzählung war keine Zeit, da die Schoschonen sich zum Zweck der Beratung bereits um das Feuer zu ordnen begannen.

SIEBENTES KAPITEL
    Der graue Bär
    Wie eine lange, dünne Schlange wand sich der Zug der Schoschonen durch die Blue-Grass-Prärie, welche sich vom Devils Head aus zwischen den Bighorn- und Klapperschlangenbergen nach der Gegend zieht, in welcher der Greyball-Creek seine klaren Wasser in den Bighornfluß ergießt.
    Dieses ‚Blaugras‘ kommt im Westen nicht häufig vor. Es wächst hoch und kann auf einem Boden, welcher ihm die nötige Feuchtigkeit bietet, die Höhe eines Mannes erreichen. Es kommt sogar vor, daß es bis an den Kopf eines Reiters reicht, vielleicht noch über denselben hinaus. In diesem Fall bietet es dem Westmann große Schwierigkeiten, und er handelt klug, wenn er den Pfaden folgt, welche die Büffel in dem dichten Grasmeer ausgetreten haben. Die über ihm zusammenwogenden Halme rauben ihm die so nötige Fernsicht, und es ist bei trübem Wetter oft geschehen, daß erfahrene Jäger, denen ein Kompaß fehlte und denen es unmöglich war, den Stand der Sonne zu bestimmen, nach einem höchst beschwerlichen Ritt am Abend an demselben Ort hielten, von welchem sie am Morgen aufgebrochen waren. Gar mancher ist, indem er so im Kreis ritt, auf seine eigene Fährte gestoßen und hat sie für diejenige eines anderen, wohl gar eines Feindes gehalten. Indem er ihr von neuem folgte, hat er den Kreis mehrere Male beschrieben, bis er zu seinem großen Ärger den unter Umständen gefahrvollen Irrtum erkannte.
    Selbst den erwähnten Büffelpfaden zu folgen, ist nicht ganz gefahrlos. Man kann da ganz unerwartet einen Feind aus dem Menschengeschlecht oder Tierreich vor sich sehen. Plötzlich auf einen alten Büffel, welcher als grimmiger Einsiedler sich von der Herde getrennt hat, zu stoßen, ist ganz ebenso bedenklich, wie wenn man, ohne es vorher geahnt zu haben, auf einen feindlichen Indianer trifft, welcher, sein Gewehr im Anschlag, drei Schritte entfernt vor einem steht. Dann heißt es blitzschnell handeln. Derjenige, dessen Schuß zuerst fällt, ist der Überlebende.
    Die Schoschonen ritten im Gänsemarsch – einer hinter dem anderen, so daß jedes Pferd in die Spuren des vorhergehenden trat. Diese Ordnung halten die Indianer stets dann ein, wenn sie nicht ganz genau wissen, daß sie sicher sind. Außerdem wird dann die Vorsicht gebraucht, Späher vorauszusenden, die scharfsinnigsten und schlausten Männer des Zuges, deren Augen nicht das gegen Wind gerichtete Neigen eines Halmes und deren Ohren nicht das leise Knicken eines abbrechenden Zweiges entgeht.
    In sich zusammengesunken und weit nach vorne gebeugt, hängt

Weitere Kostenlose Bücher