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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mann der deutschen Sprache so mächtig, daß man sich derselben beim jetzigen Lagergespräch bedienen konnte.
    Eine solche Unterhaltung am Feuer, im Urwald oder in der Prärie hat ihre ganz eigentümlichen Reize. Da werden die Erlebnisse der Anwesenden erzählt und die Taten berühmter Jäger berichtet. Wie groß auch die Mühseligkeiten und Beschwerden des Westens sind, man glaubt gar nicht, wie schnell die Kunde von einer mutigen Tat, einer berühmten Person, einem hervorragenden Ereignis von Lagerfeuer zu Lagerfeuer fliegt. Haben die Schwarzfüße oben am Mariasfluß das Kriegsbeil ausgegraben, so sprechen die Comanchen am Rio Conchas bereits in vierzehn Tagen davon, und wenn unter den Wallawalahindianern im Washingtonterritorium ein großer Medizinmann auftritt, so wissen die Dakotas des Coteau du Missouri bereits in kurzer Zeit davon zu erzählen.
    Wie zu erwarten stand, kam die Rede auf die heutige Heldentat Martin Baumanns. Man ließ demselben alle Ehre widerfahren, und auch der Hobble-Frank sagte:
    „Das ist wahr; er hat seine Sache sehr gut gemacht und eene geradezu komprimierte Fossilität bewiesen; aber er is nich der eenzige, der sich rühmen kann, so een Abenteuer überlebt zu haben. Mein Bär damals war ooch nich ganz von Pappe.“
    „Was?“ fragte Jemmy. „Sie haben auch schon mit einem Bären zu tun gehabt?“
    „Und wie! Ich mit ihm und er mit mir.“
    „Das müssen Sie erzählen. Wollen Sie?“
    „Warum denn nich? Wenn ich meinen Mitmenschen eenen Gefallen applizieren kann, so bin ich gern und schtets bereit dazu.“
    „So lassen Sie hören!“
    „Sofort! Aber ich erwarte, daß ich nich wieder wie gewöhnlich mit impertinenten Infamilien unterbrochen werde. Wenn ich rede, so hat Amerika zu schweigen!“
    Er räusperte sich verheißungsvoll und begann:
    „Ich befand mich damals noch keene ganze Ewigkeet hier in den Vereinigten Schtaaten, das heeßt, ich war noch ziemlich unerfahren in den hiesigen Angelegenheeten. Damit soll freilich nich gesagt sein, daß ich ungebildet gewest sei, im Gegenteele, ich brachte eene gute Portion körperlicher und geistiger Vorzüge mit; aber es will dennoch alles gelernt sein, und was man noch nich gesehen und betrieben hat, das kann man ooch nich kennen. Darin wird mir een jeder verschtändige Mensch recht geben. Een Bankier zum Beischpiel, und wäre er noch so gescheit, kann nich so mir und dir nichts gleich die Hoboe blasen, und een gelehrter Professor der Experimentalastronomie kann nich ohne Unterweisung in den nötigen Kunstgriffen sofort Weichenschteller werden. Das schicke ich zu meiner Entschuldigung und Verteidigung voraus. – Die Geschichte begab sich unten in der Nähe des Arkansas in Colorado. Ich hatte erseht in verschiedenen Schtädten Verschiedenes getrieben und mir een kleenes Sümmchen geschpart. Damit wollte ich eenen Handel nach dem Westen anfangen, so was man hierzulande eenen Pedlar nennt. Warum ooch nich? Bei diesem Geschäft ist viel verdient, und verschtändlich konnte ich mich bereits ganz gut machen, da ich das Englische sehr leicht gelernt hatte. Es war mir begreiflicherweise nur so hineingeflogen.“
    „Ja“, nickte Jemmy ernsthaft, „bei Ihrer ausgezeichneten Veranlagung ist es kein Wunder, wenn Ihnen eine fremde Sprache sehr bald geläufig wird.“
    „Nich wahr? Mit den Haupt- und Eigenschaftswörtern braucht man sich gar nich viel abzugeben, denn die bleiben ganz von selber im Gedächtnisse kleben; zählen lernt sich ooch sehre bald, was bleibt da noch übrig? Een paar Umschtandswörter, mit denen ooch keene Umschtände gemacht zu werden brauchen, und dann is man fertig. Ich habe nie nich begreifen können, daß die Jungens in der Schule sich so lange Zeit mit fremden Schprachen abquälen müssen. Es wird, wie ich gloobe, ganz verkehrt angefangen. Ob ich deutsch sage Käse oder französisch Frommasche oder englisch Cheese, das kann doch ganz egal sein. Mir is in fremden Schprachen eben alles ganz Käse, und so trat ich denn mit eenem hübschen Vorrat von Handelsartikeln meine Reise an und machte so gute Geschäfte, daß ich, als ich in der Gegend von Fort Lyon an den Arkansas kam, alles losgeworden war. Sogar das Wägelchen hatte ich mit Profit verkooft. Nun saß ich zu Pferde, die Büchse in der Hand und die Tasche voller Geld und beschloß, mal zum Pläsier weiter ins Land hinein zu reiten. Ich hatte schon damals große Lust, een berühmter Westmann zu werden.“
    „Der Sie ja nun auch geworden sind!“ bemerkte

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