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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als die anderen rundum; darum ragte er zuerst als Insel aus der Flut. Die Schildkröte kroch auf dieses Eiland, und das Menschenpaar stieg da von ihrem Rücken herab. Die Seele des Tieres kehrte zum großen Geist zurück; der Körper aber blieb da oben und versteinerte, um als Andenken an das Elternpaar der jetzigen roten Männer zu dienen. Das erzählte mir Schunka-schetscha, der ‚Große Hund‘, ein Krieger der Krähenindianer, mit welchem ich vor mehreren Jahren dort am Berg der Schildkröte lagerte.“
    „So wollt Ihr also nicht den Weg einschlagen, welchen die Sioux-Ogellallah geritten sind?“
    „Nein. Ich kenne einen näheren, welcher uns in beträchtlich kürzerer Zeit zum Ziel führt. Die Ogellallah wollen nach dem Grab ihrer toten Krieger. Da uns ihr Ziel bekannt ist, so brauchen wir doch nicht die kostbare Zeit zu verlieren, indem wir ihrer Fährte folgen. Es sind der Zugänge zur Yellowstoneregion nicht sehr viele. Die Ogellallah scheinen den kürzesten gar nicht zu kennen. Nach der Richtung, welche sie eingeschlagen haben, ist zu vermuten, daß sie sich nach dem großen Cañon wenden, von da über den Yellowstone gehen, um über den Brückenfluß nach den Feuerlochbergen zu kommen. Nämlich das Grab, an welchem Master Baumann mit seinen Begleitern geopfert werden soll, liegt keineswegs am Yellowstone River, sondern am Feuerlochflusse. Um diesen zu erreichen, reiten die Sioux-Ogellallah einen sehr großen Bogen, einen Halbkreis von wenigstens sechzig Kilometer Halbmesser, und das Terrain, durch welches sie kommen, bietet ihnen so viele und große Schwierigkeiten, daß sie keine ansehnlichen täglichen Strecken zurücklegen können. Der Weg aber, welchen ich einschlage, läuft in fast schnurgerader Linie fort, führt uns nach dem Pelikanfluß und zwischen diesem, nachdem wir ihn überschritten haben, und den Schwefelhügeln nach der Stelle, an welcher der Yellowstonefluß aus dem gleichnamigen See tritt. Von da suchen wir den Brückenfluß auf, in dessen Nähe wir wohl die Spuren der Sioux finden, und reiten dann nach dem oberen Geiserbassin, welches am Feuerlochfluß liegt. Dieser Weg ist zwar auch beschwerlich, bietet uns aber bei weitem nicht die Schwierigkeiten, welche die Feinde zu überwinden haben, und so ist es vielleicht sogar möglich, daß wir noch eher als sie am Ziel ankommen. Dieses letztere wäre für uns außerordentlich vorteilhaft.“
    Ein längst vertrocknetes kleines Flüßchen hatte vor Zeiten sich von Westen her in das alte Seebassin ergossen und dabei tief in das Ufer eingeschnitten. Sein Bett war sehr schmal und die Mündung so mit dichter Vegetation maskiert, daß ein sehr scharfer Blick dazu gehörte, sie zu entdecken. Old Shatterhand lenkte dahinein sein Pferd. Nachdem die Gestrüppwand durchbrochen war, bot der Pflanzenwuchs keine bedeutenden Schwierigkeiten mehr. Man konnte, ohne große Hindernisse zu finden, dem einstigen Wasserlauf entgegenreiten, bis der enge Einschnitt in sogenanntes Undulating-Land mündete. Dieses bestand aus kleinen Prärien, welche durch waldige Hügel voneinander getrennt waren, und da diese Hügel meist eine westöstliche Richtung hatten, so lagen sie der Truppe ganz bequem.
    Gegen Abend erreichte dieselbe einen Wasserlauf, welcher zum Gebiet des Bighornflusses zu gehören schien. Ihm entgegenreitend, gelangte man an eine Stelle, welche sich so vortrefflich zum Lagerplatze eignete, daß man hier zu halten beschloß, obgleich die Dunkelheit noch nicht hereingebrochen war.
    Der Bach erweiterte sich hier zu einem kleinen, aber nicht tiefen Teich, an dessen Ufern ein prächtiges Gras zu finden war. In dem klaren, bis auf den Grund durchsichtigen Wasser sah man zahlreiche Forellen stehen, welche Hoffnung auf ein delikates Nachtmahl gaben. Auf der einen Seite stieg das Ufer steil empor; auf der anderen war es eben und von einem sehr dichten Baumwuchs eingefaßt. Zahlreiche am Boden liegende Äste ließen vermuten, daß es im letzten Winter einen ziemlich bedeutenden Schneebruch hier gegeben habe. Dieses Astwerk bildete eine Art Verhau um den Platz, dessen Sicherheit dadurch vergrößert wurde, und da das Holz vollständig dürr war, so brauchte man um genügendes Material zu einem Lagerfeuer keine Sorge zu haben.
    „Forellengreifen!“ rief der dicke Jemmy, indem er erfreut von seinem Gaul sprang. „Das soll heut ein wahrer Hochzeitsschmaus werden!“
    Er wäre am liebsten sofort in das Wasser gesprungen, aber Old Shatterhand hielt

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