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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Jemmy.
    „Na, noch nich ganz. Aber ich denke, wenn wir jetzt off die Sioux losschlagen, so werde ich wohl nich hinter der Front schtehenbleiben wie Hannibal bei Waterloo, und dann is es ja möglich, daß ich eenen berühmten Namen bekomme. Aber weiter! Colorado war damals erscht vor kurzer Zeit bekanntgeworden. Man hatte ergiebige Goldfelder entdeckt, und nun kamen die Proschpektors und Diggers in Menge aus den Osten. Wirkliche Ansiedler aber gab es nur wenige. Darum war ich eenigermaßen ziemlich erschtaunt, als ich off meinem Ritte ganz plötzlich eene regelrechte Farm vor mir liegen sah. Sie beschtand aus eenem kleenen Blockhause, mehreren Feldern und ziemlich großen Weideplätzen. Das Settlement lag an den Ufern des Purgatorio, und diesem Umschtande war es zuzuschreiben, daß sich Waldung in der Nähe befand. Es gab besonders viele Ahornbäume da, und ich wunderte mich darüber, daß in jedem Boomschtamme unten eene Röhre schteckte, aus welcher der Saft in untergeschtellte Gefäße tropfte. Es war im frühen Jahre, die beste Zeit zur Bereitung des Ahornzuckers. In der Nähe des Blockhauses schtanden lange, breite, aber sehr flache hölzerne Bottiche, gefüllt mit dem Safte, welcher da verdampfen sollte. Diesen Umschtand muß ich bemerken, weil er bei meinem Abenteuer eene sonderbare Rolle schpielt.“
    „Einem Yankee aber gehörte das Settlement sicherlich nicht“, sagte Old Shatterhand.
    „Warum denken Sie das?“
    „Weil ein solcher sicher nach den Goldfeldern gegangen wäre, anstatt als Squatter hier ruhig sitzenzubleiben.“
    „Ganz richtig! Der Mann war aus Norwegen und nahm mich sehre gastfreundlich off. Seine Familie beschtand aus ihm, seiner Frau, zwee Söhnen und eener Tochter, und ich wurde eingeladen, solange wie möglich zu bleiben. Das tat ich denn ooch ganz gern und half mit in der Wirtschaft, wobei den guten Leuten meine angeerbte Intelligenz außerordentlich zuschtatten kam.“
    „Sie halfen wohl am Butterfaß?“ scherzte Jemmy.
    „Natürlich! Ich konschtruierte ihnen sogar een neues, welches nich geschtampft, sondern gedreht wurde, wie ich es im Osten gesehen hatte. Das heeßt, ich zeichnete es ihnen mit Kreide off den Tisch; machen konnten sie sich's nachher ja selber. Durch solche Gefälligkeeten und durch meine intelligente Überlegenheet gewann ich das Vertrauen dieser Leute so, daß sie mich sogar ganz alleene off der Farm ließen. Es sollte nämlich bei eenem Nachbar een sogenanntes house-raising-frolic schtattfinden, und die ganze Familie wollte daran teilnehmen, weshalb meine Anwesenheet ihnen sehr erfreulich war, da ich nun als house-holder zu Hause bleiben und über die schtatistische Sicherheet der Farm wachen konnte. Sie ritten ab, und ich war Mann für mich alleene. Nachbar wurde dort jeder genannt, der zu Pferde in eenem halben Tag zu erreichen war. Grad so weit lag die betreffende Farm von uns, und so war die Rückkehr meiner Gastfreunde vor Ablauf von zwee Tagen nich zu erwarten.“
    „Das war sehr viel Vertrauen, welches man Ihnen schenkte“, sagte Jemmy.
    „Warum? Meenen Sie etwa, daß mir der Gedanke hätte kommen können, mit der Farm auszureißen? Sehe ich etwa wie een unehrlicher Schpitzbube aus?“
    „Davon ist keine Rede. Wollte man der Ehrlichkeit eine Statue widmen, so könnten Sie als Modell sitzen, so ganz vertrauenerweckend ist Ihr Aussehen.“
    „Das will ich mir ooch ausgebeten haben!“
    „Ich meinte es anders. Jene Gegend wurde doch damals, sogar noch heute, von allerlei Gesindel durchzogen. Was hätten Sie als einzelner Mann tun können, wenn zufälligerweise solche Leute zu Ihnen gekommen wären und die Abwesenheit des Besitzers zur Ausübung von Gewalttätigkeiten benutzt hätten?“
    „Was ich getan hätte? Nehmen Sie mir es nich übel, aber das is eene sehr sonderbare und närrische Frage. Ich hätte mein Hausrecht gebraucht und sie alle nausgeworfen.“
    „Halten Sie das für so leicht? Solchen Menschen kommt es auf eine Kugel nicht an.“
    „Mir ooch nich! Wenn Sie mich näher kennen gelernt haben, dann werden Sie sagen, daß man mir nich bloß eene, sondern gleich drei und vier Farmen anvertrauen kann. Ich würde sie schon zu verteidigen wissen. Ich verschtehe mich off alle Arten kriegerischer Schtrategie und off die verschiedenen Kunstgriffe der höheren Gefechtstaktik ganz vortrefflich. Ich hab' sogar mal den Froschmäuslerkrieg gelesen und weeß also, eene Schlacht einzuleiten und ooch zu gewinnen. In der Einleitung wie Moltke, im

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