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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Einspruch.
    „Nicht so eilig!“ sagte er. „Ein jedes Ding will zur richtigen Zeit und auf die rechte Art und Weise vorgenommen werden. Vor allen Dingen müssen wir dafür sorgen, daß uns die Fische nicht entfliehen können. Holt Holz herbei! Wir müssen zwei Gitter einschlagen.“
    Nachdem die Pferde versorgt waren, wurden dünne Äste zugespitzt und zunächst unten am Ausflusse des Teiches eng nebeneinander in den weichen Boden des Baches geschlagen, so daß kein Fisch hindurchzuschlüpfen vermochte. Sodann wurde ein ähnliches Gitter auch oberhalb des Teiches hergestellt, aber nicht am Einflusse des Wassers, sondern noch weiter hinauf, so daß das Gitter vielleicht zwanzig Schritt vom oberen Ende des Teiches entfernt war. Nun war auch hier ein Entkommen der Fische unmöglich.
    Der dicke Jemmy begann, seine großen Aufschlagstiefel auszuziehen. Den Gürtel hatte er bereits abgeschnallt und nebst der Büchse an das Ufer gelegt.
    „Du, Kleiner“, sagte der lange Davy zu ihm, „ich glaube gar, du willst in das Wasser!“
    „Natürlich! Das gibt einen Hauptspaß.“
    „Das überlaß doch lieber Leuten, welche länger sind als du. Einer, der kaum über einen Stuhl hinweg zugucken vermag, kann leicht ein wenig unter das Wasser geraten.“
    „Würde auch nichts schaden. Ich kann ja schwimmen. Überdies ist der Teich ja gar nicht tief.“
    Er trat ganz nahe zum Wasser heran, um sich genau von der Tiefe desselben zu überzeugen. „Höchstens anderthalb Elle“, sagte er.
    „Das täuscht. Wenn man auf den Grund blicken kann, so scheint er höher zu liegen, als es in Wirklichkeit der Fall ist.“
    „Pah! Komm her und guck hinein! Man sieht ein jedes Steinchen unten und da – – – alle Wetter, brrr, puh, puh!“
    Er hatte sich zu weit vornübergebeugt und das Gleichgewicht verloren; mit dem Kopf voran war er in den Teich gestürzt. Es war gerade hier die tiefste Stelle. Der kleine, dicke Jäger ging unter, kam aber sofort wieder zum Vorschein. Er war ein vorzüglicher Schwimmer und brauchte sich aus dem Bad nichts zu machen; leider aber hatte er den Pelz noch an, und der war natürlich mit ihm unter Wasser gegangen. Sein breitkrempiger Hut schwamm wie das Blatt einer Victoria regia auf der kühlen Flut.
    „Heigh-day!“ lachte der lange Davy. „Gentlemen, schaut euch mal die Forelle an, welche da zu fangen ist! Dieser dicke Fisch gibt, wenn wir ihn fangen, viele Portionen.“
    Der kleine Sachse hatte in der Nähe gestanden. Auf wissenschaftlichem Gebiet pflegte er sich gern an Jemmy zu reiben; aber er hatte ihn doch lieb, da der Dicke ja ein Deutscher war.
    „Herrjerum!“ rief er erschreckt aus, indem er herbeigesprungen kam. „Was haben Sie denn nur gemacht, Herr Pfefferkorn? Warum sind Sie denn da in den Teich geschprungen? Sind sie etwa sogar ooch naß geworden?“
    „Durch und durch“, antwortete Jemmy lachend.
    Er befand sich in keiner Gefahr, denn das Wasser reichte ihm nur bis unter die Arme.
    „Durch und durch! Das kann die allerschönste Erkältung geben. Und noch dazu im Pelze! Schteigen Sie nur gleich raus! Den Hut will ich versorgen. Ich fisch' ihn da mit dem Aste raus.“
    Er ergriff einen langen Ast und angelte mit demselben nach der Kopfbedeckung. Der Ast war ein wenig zu kurz; darum beugte sich der gelehrte ‚Forstbeamte‘ möglichst weit vor.
    „Nehmen Sie sich in acht!“ warnte Jemmy, indem er aus dem Wasser stieg. „Ich kann ihn mir ja selber holen; ich bin nun einmal naß.“
    „Reden Sie doch nich!“ antwortete Frank. „Wenn Sie meenen, daß ich so dumm bin grad wie Sie, da können Sie mir dauern. So een reschpektabler Mann wie unsereener weeß sich schon in acht zu nehmen. Ich fall' nich ins Wasser. Und wenn der verflixte Hut ooch weiter nüber schwimmt, da dehn' ich mich noch een bissel mehr aus und – – – o Herr Jemerschneh, da sitz ich wirklich ooch schon in der Patsche! Nee, so was lebt doch nich!“
    Er war ins Wasser gefallen. Das sah so possierlich aus, daß alle Weißen lachten; die Indianer aber blieben äußerlich ernst, obgleich sie sich innerlich ganz sicher über die heitere Szene amüsierten.
    „Nun, wer ist nicht so dumm wie ich?“ fragte Jemmy, dem die Lachtränen in den Augen standen.
    Frank stand im Wasser und machte ein sehr zorniges Gesicht.
    „Was gibt's denn da zu lachen?“ rief er. „Ich schtehe hier als das Opfer meiner Gefälligkeit und samaritanischen Nächstenliebe und werde zum Dank für meine Barmherzigkeet ooch noch ausgelacht.

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