Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Das werde ich mir fürs nächstemal gut merken. Verschtehen Sie mich?“
    „Ich lache ja nicht, sondern ich weine! Sehen Sie das nicht? Wenn so ein respektabler Mann wie Sie die Balance verliert, so – – –“
    „Schweigen Sie! Foppen laß ich mich nich! Es möchte alles noch sein; aber daß ich sogar den Frack derbei anhabe, das geht mir doch zu nahe. Und dort schwimmt nun mein Amazonenhut ganz brüderlich neben dem Ihrigen. Kastor und Phylax, wie's in der Mythologie und ooch in der Schternenkunde heeßt. Es ist geradezu – – –“
    „Kastor und Pollux heißt es!“ fiel Jemmy ein.
    „Sein Sie doch ganz schtille! Pollux! Ich habe als Forschtbeamter so viel mit Jagdhunden zu tun gehabt, daß ich ganz genau weeß, ob es Pollux oder Phylax heeßt. Solche Verbesserungen verbitte ich mir. Die sind bei mir schlecht angebracht. Dennoch will ich das edle Brüderpaar herausfischen. Eegentlich sollt' ich den Ihrigen drin lassen. Verdient haben Sie es nich an mir, daß ich mich Ihres Hutes wegen nun noch viel nasser mach'.“
    Er stieg den beiden Hüten nach und brachte sie heraus.
    „So“, sagte er. „Da sind sie gerettet, ohne daß ich off eene Medallge Anspruch mache. Jetzt wollen wir Ihren Pelz ausringen und nachher meinen Frack. Die beeden werden bitterliche Tränen weinen; es tropft schon jetzt.“
    Die zwei Verunglückten hatten jetzt so viel mit ihren durchnäßten Anzügen zu tun, daß sie sich zu ihrem Leidwesen nicht an dem nun beginnenden Fischfang beteiligen konnten.
    Dieser ging sehr schnell vonstatten. Eine genügende Anzahl der Schoschonen stieg am unteren Ende des Teiches in das Wasser, bildeten quer über demselben eine eng geschlossene Reihe und trieben, indem sie langsam voranrückten, die Fische aufwärts und aus dem Teich in den Oberlauf des Baches hinein. An den beiden Ufern des letzteren hatten sich andere Rothäute platt auf den Boden gelegt, mit den Köpfen nach dem Wasser zu, in welches sie mit beiden Armen langen konnten. Den in die Enge getriebenen Forellen war es unmöglich, durch das obere Gitter zu gelangen, und der Rückweg war ihnen auch verlegt. Die Indianer schöpften nun die zusammengedrängten Tiere förmlich heraus und warfen sie über ihre Köpfe weg auf das trockene Land. In Zeit von wenigen Minuten war der Fischfang beendet und bot einen so reichlichen Ertrag, daß ein jeder sich vollauf zu sättigen vermochte.
    Nun wurden flache Gruben hergestellt und mit Steinen ausgelegt. Die ausgenommenen Fische kamen auf diese Steine zu liegen und wurden mit einer anderen Steinschicht bedeckt, auf welcher man die Feuer anfachte. Als dann nach einiger Zeit die Asche entfernt wurde, waren die Forellen zwischen den heißen Steinen in ihrer eigenen Feuchtigkeit so weich gedämpft, daß das Fleisch beim Anrühren von den Gräten fiel.
    So delikat wie in unseren Restaurationen oder vom Tisch eines unserer Feinschmecker weg waren die Fische freilich nicht. Es fehlte die Butter und – das Salz. Der Indianer genießt fast nie oder doch nur selten Salz. Der Westmann muß leider auf dasselbe auch verzichten. Er kann sich unmöglich mit einem für seine monatelangen Irrfahrten genügenden Vorrat versehen, und das wenige, welches er vielleicht mitnimmt, ist sehr bald in der angesogenen Feuchtigkeit zerflossen.
    Nach dem Essen wurden die Pferde näher zusammengetrieben und dann die Wachen ausgestellt. Die Schoschonen hielten diese Maßregel für überflüssig, da die Gegend eine so abgelegene war, daß an das Vorhandensein eines feindlichen menschlichen Wesens kaum gedacht werden konnte. Aber Winnetou und Old Shatterhand waren der wohlbegründeten Ansicht, daß man zu keiner Zeit und an keinem Ort die notwendige Vorsicht außer acht setzen dürfe, und so wurden zunächst vier Schoschonen, welche später abgelöst werden sollten, nach vier Seiten hinaus in das Finstere geschickt, um das Lager zu bewachen.
    Die Posten durften sich natürlich nicht in der Nähe des Feuers aufhalten, damit sie von einem etwa anschleichenden Feind nicht gesehen werden konnten.
    Es brannten, wie bereits erwähnt, mehrere Feuer, und um dieselben gruppierten sich die Männer nun nach Belieben. Natürlich fanden sich die Weißen zusammen. Old Shatterhand, der dicke Jemmy und der kleine Frank waren Deutsche; der lange Davy hatte von seinem dicken Spezial so viel Deutsch gelernt, daß er es verstehen, wenn auch nicht sprechen konnte, und da der Vater Martin Baumanns auch aus Deutschland stammte, so war der junge

Weitere Kostenlose Bücher