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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seine Hand von links nach rechts gleiten.
    „Tayassi – in die Stirn“, nickte Old Shatterhand.
    „Sagt uns doch, Sir, was für Heimlichkeiten ihr miteinander habt?“ fragte der lange Davy.
    „Nichts Ungewöhnliches! Ich sagte dem Häuptling in der Sprache der Apachen, daß er mir beistehen soll, Euch zu erklären, was es mit dem Hüftenschuß für eine Bewandtnis hat.“
    „Na, das weiß ich schon. Mir ist er freilich nie gelungen, so sehr ich mich geübt habe. Und um auf Eure vorigen Worte zurückzukommen, so müßte man doch die Kundschafter gesehen haben, bevor man sie erschießen kann.“
    „Natürlich!“
    „In der Dunkelheit des Dickichts da drüben?“
    „Ja!“
    „Sie werden sich aber hüten, so weit aus demselben herauszukommen, daß man sie sehen kann!“
    „Hm! Ich wundere mich über Eure Worte, denn ich habe Euch für einen tüchtigen Westmann gehalten.“
    „Na, hoffentlich bin ich auch kein Grünschnabel!“
    „So müßt Ihr wissen, daß die Kundschafter nicht hinter dem Dickicht versteckt bleiben können. Wenn sie uns sehen und beobachten wollen, so müssen sie doch wenigstens die Augen, also einen Teil des Gesichtes, hervorstrecken.“
    „Und das wollt Ihr sehen?“
    „Gewiß.“
    „Alle Wetter! Ich habe freilich gehört, daß es Westmänner gebe, welche die Augen eines anschleichenden Feindes in dunkler Nacht zu entdecken vermögen. Da – unser dicker Jemmy zum Beispiel behauptet, es auch zu können; aber er hat noch keine Gelegenheit gehabt, es mir zu beweisen.“
    „Nun, was das betrifft, so kann ganz unerwartet die Gelegenheit kommen, diesen Beweis zu liefern.“
    „Sollte mich freuen! Ich habe die Sache für unmöglich gehalten; aber wenn Ihr mir sagt, daß es wahr ist, so glaube ich es.“
    Shatterhand musterte den Waldrand abermals, nickte befriedigt vor sich hin und antwortete:
    „Habt Ihr vielleicht einmal des Nachts die Augen einer Tintorera, eines Haifisches, glänzen sehen?“
    „Nein!“
    „Nun, diese Augen sieht man ganz deutlich. Sie haben einen phosphoreszierenden Glanz. Jedes andere, auch das Menschenauge, besitzt denselben Glanz, allerdings nicht in derselben Stärke. Und je mehr des Nachts die Sehkraft eines Auges angestrengt ist, desto deutlicher ist dasselbe trotz der Dunkelheit zu bemerken. Befände sich zum Beispiel jetzt da drüben in dem Gebüsch ein Kundschafter, welcher uns beobachtete, ich würde seine Augen sehen und Winnetou ebenso.“
    „Das wäre stark!“ meinte Davy. „Was sagst du dazu, mein alter Jemmy?“
    „Ich denke, daß ich auch nicht blind bin“, antwortete der Gefragte. „Zum Glück sind wir hier vor einem solchen Besuche sicher. Es ist immerhin eine heikle Sache, in die Lage zu kommen, in welcher ein guter Hüftenschuß notwendig ist. Nicht wahr, Sir?“
    „Ja“, nickte Old Shatterhand. „Schaut her, Master Frank! Also gesetzt, da drüben befindet sich ein feindlicher Kundschafter, dessen Augen ich zwischen den Blättern glänzen sehe. Ich muß ihn natürlich töten, sonst riskiere ich mein eigenes Leben. Aber wenn ich, wie man es gewöhnlich macht, das Gewehr an die Wange lege, so sieht er doch, daß ich schießen will, und zieht sich augenblicklich zurück. Vielleicht hat er gar bereits seinen Lauf auf mich gerichtet und feuert seinen Schuß eher ab, als ich den meinigen. Daß muß ich vermeiden, indem ich eben den Hüftenschuß in Anwendung bringe. Bei demselben sitzt man ruhig und scheinbar unbefangen da, wie ich jetzt. Man greift zur Büchse, welche eng an der rechten Seite liegt, und hebt sie langsam ein wenig empor, als ob man etwas nachsehen oder nur mit ihr spielen wolle. Man senkt, so wie ich jetzt, den Kopf, als ob man abwärts blicke, hat aber das Auge im Schatten der Hutkrempe und hält den Blick scharf auf das Ziel gerichtet, wie gesagt, gerade so wie Winnetou und ich jetzt.“
    So wie er in Worten erklärte, so tat er auch, und der Apache ebenso.
    „Man drückt den Kolben mit der rechten Hand fest an die Hüfte und den Lauf an das Knie, greift mit der linken nach rechts hinüber und legt sie oberhalb des Schlosses an das Gewehr, welches dadurch eine höchst sichere Lage erhält, legt den Zeigefinger der rechten Hand an den Drücker, richtet den Lauf so, daß die Kugel nahe über den Augen, also in die Stirn des Kundschafters einschlagen muß, ein Zielen, welches allerdings erst gelernt sein will, und drückt los – da!“
    Sein Schuß blitzte auf, und in demselben Augenblick krachte auch derjenige des

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