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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu grauen begann, stieg vor den Reitern ein steiler Paß zwischen hohe, dunkel bewaldete Berge hinein. Dort, am Fuße der letzteren, blieben die beiden Führer halten und stiegen von ihren Pferden. Die anderen folgten diesem Beispiel.
    Die beiden Leichen wurden von den Pferden genommen und auf die Erde gelegt. Die Schoschonen bildeten einen weiten Kreis um die Stelle. Sie wußten, daß jetzt eine Untersuchung beginnen werde, deren Schwierigkeit sie sehr gut kannten. Hier durften zunächst nur die Häuptlinge sprechen; die gewöhnlichen Krieger mußten es abwarten, ob man sie mit zu Rate ziehen werde oder nicht.
    Die Toten waren nach indianischer Weise teils in Zeug und teils in Leder gekleidet. Ihr Alter war kaum mehr als zwanzig Jahre.
    „Das dachte ich mir“, sagte Old Shatterhand. „Nur unerfahrene Krieger öffnen, wenn sie ein feindliches Lager beschleichen, die Augen so vollständig, daß deren Leuchten so gut bemerkt werden kann. Ein schlauer Kundschafter aber versteckt das Auge halb unter Lid und Wimper. Dann ist es selbst für unsereinen schwer, seinem Blick mit den unserigen zu begegnen. Aber zu welchem Stamme gehören sie?“
    Diese Frage war an Jemmy gerichtet.
    „Hm!“ brummte dieser. „Werdet Ihr glauben, daß Eure Frage mich verlegen macht?“
    „Ich glaube es, denn ich kann sie in diesem Augenblick selbst auch nicht beantworten. Auf einem Kriegszug befinden sie sich; das ist sicher, denn die Kriegsfarben in ihren Gesichtern sind zwar ziemlich verwischt, aber doch vorhanden. Schwarz und rot! Die Farben der Ogellallah. Aber die Kerls scheinen doch keine Sioux zu sein. Aus ihrer Kleidung ist nichts zu ersehen. Durchsuchen wir doch einmal ihre Taschen!“
    Dieselben waren vollständig leer. Trotz sorgfältigsten Suchens war nicht die geringste Kleinigkeit zu finden. Bei jeder Leiche hatte gestern abend ein Gewehr gelegen. Auch diese wurden untersucht. Sie waren geladen, zeigten aber kein Merkmal, aus welchem man auf die Stammesangehörigkeit der Erschossenen hätte schließen können.
    „Vielleicht sind sie ganz ungefährlich für uns gewesen“, bemerkte der lange Davy. „Sie sind zufällig in die Gegend gekommen, in welcher wir lagerten, und haben uns zu ihrer eigenen Sicherheit beschleichen müssen. In diesem Fall wären sie fortgegangen, ohne uns ein Leid zu tun, und dann bedaure ich sehr, daß sie ihr Leben haben geben müssen.“
    Old Shatterhand schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Ihr wollt ein Westmann sein, Master Davy? Wenn Ihr wirklich einer seid, so kann man von Euch verlangen, daß Ihr gelernt habt, folgerichtig zu denken.“
    „Nun, Sir, ich meine, daß ich meine fünf Sinne beisammen habe.“
    „Wirklich? Na, ich will nicht daran zweifeln. Aber der Ort, an welchem wir lagerten, war so beschaffen, daß man nicht zufällig an ihn gelangt. Diese Leute hier sind unserer Spur gefolgt.“
    „Das beweist noch nichts gegen sie!“
    „Nein. Aber sie haben ganz vorsichtigerweise alles von sich getan, was auf ihren Stamm schließen lassen könnte. Das ist verdächtig. Sie waren mit Gewehren, aber nicht mit Munition versehen. Das ist noch verdächtiger, denn ohne Pulver und Blei entfernt kein Indianer sich von seiner Horde. Sie gehören unbedingt zu einer Truppe, deren Kundschafter sie sind.“
    „Hm! Vielleicht haben sie nicht einmal Pferde gehabt.“
    „Nicht? Seht Euch doch einmal die Lederhose dieses einen an. Sind nicht die Beine an den inneren Seiten aufgerieben? Wovon soll das sein, wenn nicht vom Reiten!“
    „Von früher her vielleicht.“
    Old Shatterhand kniete nieder und hielt seine Nase an die Hose. Dann sagte er, wieder aufstehend:
    „Riecht einmal dieses Beinkleid an! Der Pferdegeruch ist nicht zu verkennen; da er aber in der Wildnis schnell vergeht, so will ich um viel mitwetten, daß diese beiden Roten noch gestern zu Pferde gesessen haben.“
    Da trat Wohkadeh, welcher bisher in respektvoller Entfernung gestanden hatte, herbei und sagte:
    „Die berühmten Männer mögen Wohkadeh erlauben, ein Wort zu sprechen, obwohl er noch jung und unerfahren ist!“
    „Sprich immerhin“, nickte Old Shatterhand ihm wohlwollend zu.
    „Wohkadeh kennt zwar nicht diese roten Krieger, aber er kennt das Jagdhemd des einen.“
    Er bückte sich nieder, hob den Saum des Jagdhemdes empor, deutete auf einen Schnitt, welcher sich in demselben befand und erklärte:
    „Wohkadeh hat sein Totem (Zeichen) hineingeschnitten, denn es sollte ihm gehören.“
    „Ah! Das ist ein ganz

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