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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nacht. Natürlich war die Drohung Old Shatterhands nicht ernst gemeint gewesen; sie bildete aber das beste Mittel, den Neger zum schnellen Gehorsam zu bringen. Er kehrte bald zurück und mußte sich in das Wasser des Teiches setzen, um sich unaufhörlich abzuwaschen. Als Seife erhielt er dazu ein dickes Gemengsel von Bärenfett und Holzasche, welche letztere ja bei den Feuern überflüssig vorhanden war.
    „Wie schade um schön Fett vom Bären!“ klagte er. „Masser Bob konnten einreiben sein Haar mit diesem Fett und sich machen viele schöne Löckchen. Masser Bob sein ein fein ringlet-man, aber doch kein geborener Nigger, denn er können Löckchen flechten, so lang, so sehr lang!“
    „Wasch dich nur!“ lachte Jemmy. „Denke jetzt nicht an deine Schönheiten, sondern an unsere Nasen!“
    Der Schwarze verbreitete nämlich, trotzdem er sich seines Anzuges entledigt hatte und obgleich er im Wasser saß, einen penetranten Geruch.
    „Aber“, fragte er, „wie lange müssen Masser Bob hier sitzen und waschen?“
    „Solange wir hierbleiben, also bis morgen früh.“
    „Das können Masser Bob nicht aushalten!“
    „Du wirst gezwungen werden, es auszuhalten. Eine andere Frage ist, ob die übriggebliebenen Forellen es aushalten werden. Ich weiß nicht, ob die Fische Geruchsnerven besitzen, aber wenn es der Fall ist, so werden sie über den Besuch, den du ihnen jetzt machst, nicht sehr erfreut sein.“
    „Und wann darf Masser Bob seinen Anzug holen, um auch ihn zu waschen?“
    „Gar nicht. Der bleibt liegen, wo er liegt, denn er ist unbrauchbar geworden.“
    „Aber was wird da arm Masser Bob nun anziehen?“
    „Ja, das ist freilich eine schlimme Angelegenheit! Es gibt keinen Ersatz für dein Habit. Du wirst also wohl dich in das Grizzlyfell wickeln müssen, welches Martin heute erbeutet hat. Vielleicht finden wir droben zwischen den Felsengebirgen das übriggebliebene Magazin eins urweltlichen marchand tailleur, woraus du dich mit Strümpfen und einem Havelock versehen kannst. Bis dahin aber wirst du in unserem Zug die Nachhut bilden, denn wenigstens während der nächsten acht Tage darfst du uns nicht sehr nahe kommen. Also wasch nur fleißig, wasch! Denn je mehr du reibst, desto eher verliert sich der Geruch.“
    Und Bob rieb aus Leibeskräften. Nur sein Kopf ragte aus dem Wasser hervor, und es war wirklich lustig anzusehen, was für Grimassen er schnitt.

NEUNTES KAPITEL
    Ein indianisches Duell
    Die anderen waren indessen an das Lagerfeuer, an welchem sie vorher gesessen hatten, zurückgekehrt. Natürlich bildete das so tragikomisch abgelaufene Abenteuer den Gegenstand der Unterhaltung. Dann wurde der lange Davy gebeten, eines seiner Erlebnisse zu erzählen. Er gab diesem Wunsche Folge und berichtete von einer Zusammenkunft mit einem Trapper, welcher als Schießvirtuose bekannt gewesen war. Nachdem er einige Kunststücke dieses Mannes beschrieben hatte, fügte er die Bemerkung hinzu:
    „Aber das ist alles nichts. Es gibt noch weit bessere Schützen. Ich kenne zwei, welche von niemand übertroffen werden, und diese beiden sitzen hier bei uns. Ich meine Winnetou und Old Shatterhand. Bitte, Sir, wollt Ihr uns nicht irgendeinen von Euch ausgeführten Kapitalstreich erzählen? Ihr habt ja so viel erlebt, daß Ihr nur mit dem Ärmel zu schütteln braucht, so fallen die Abenteuer zu Hunderten heraus.“
    Diese letzten Worte waren an Old Shatterhand gerichtet. Dieser antwortete nicht sofort. Er holte tief Atem, als ob er etwas in der Luft Liegendes durch den Geruchssinn prüfen wolle.
    „Ja, der Kerl dort im Wasser duftet noch ganz gehörig“, sagte Jemmy.
    „Oh, ihm galt mein Atemzug nicht“, antwortete Old Shatterhand, indem er einen prüfenden Blick seitwärts auf sein Pferd richtete, welches aufgehört hatte zu grasen und die Luft prüfend durch die Nüstern sog.
    „So riecht Ihr etwas anderes?“ fragte Davy.
    „Nein; aber ich denke, daß ich vielleicht verhindert sein werde, euch ein Abenteuer von mir bis zu Ende zu erzählen.“
    „Warum?“
    Anstatt direkt zu antworten, wandte Old Shatterhand sich zunächst halblaut zu Winnetou:
    „Teschi-ini!“
    Das heißt auf deutsch ‚paß auf!‘ Da die anderen die Sprache der Apachen nicht verstanden, so wußten sie nicht, was er meinte. Winnetou nickte und griff nach seiner Büchse, welche er neben sich liegen hatte. Er zog sie ganz nahe an sich heran.
    Old Shatterhands Pferd wendete den Kopf schnaubend nach dem Feuer. Seine Augen

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