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11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens

Titel: 11 - Geheimagent Lennet auf der Insel des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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daß Sie etwas von Schiffen verstehen! Aber nicht einmal Sie würden es wagen, mit dem alten Wrack eine Runde um die Insel zu machen!«
    »Irrtum! Irrtum! Es handelt sich gar nicht um den ,Ruhigen Vater’, sondern um die ,Windsbraut’. Ich habe sie gerade gekauft und so hergerichtet, daß sie wie neu ist.«
    »Was ist die ,Windsbraut?« fragte Lennet.
    »Ein Sechsmeterboot, wie neu, als Schaluppe mit Zwillingsvorstagsegeln getakelt.«
    »Genau, was ich brauche! Ich kaufe sie Ihnen sofort ab!«
    Es gab unzufriedenes Gemurmel.
    »Das können Sie doch einem ,Franzosen aus Frankreich’ nicht antun«, murrte der Admiral.
    »Wie neu, das ist wahr«, meinte Liane spöttisch. »Das Boot ist sechseinhalb Jahre alt.«
    »Falsch, wieder falsch!« schrie der Bretone. »Es wäre unanständig, wenn ich die ,Windsbraut’ verkaufen würde, ohne sie selbst ausführlich erprobt zu haben. Paß auf, was ich dir vorschlage, mein Lieber: Du bringst sie nach Honolulu und verkaufst sie dort an einen reichen Ami.
    Dann schickst du mir, was du herausgeschlagen hast.
    Dann haben wir beide etwas davon.«
    »Und wenn… und wenn wir beide nicht nach Honolulu kommen?«
    Der Bretone hob fatalistisch die Schultern. Liane flüsterte Lennet ins Ohr: »Das ist ihm egal. Er hat sie für ‘n Appel und ein Ei bekommen!«
    Am Äquator ißt man spät zu Abend, und so hatte der Kapitän vor dem Essen noch Zeit genug, Geheimagent Lennet, oder vielmehr Jerome Blanchet, die Nußschale zu zeigen, der dieser sein Leben anvertrauen sollte.
    Im Hafen lagen viele kleine Boote. Auch einige Touristenschiffe und Fischerboote wiegten sich an den Leinen. Die »Windsbraut« war eine Yacht mit etwas schwerfälligen Formen, braun mit roten Streifen.
    Der Bretone zog das Boot an der Leine heran und sprang auf die Planken. Lennet folgte ihm. Im Bug der Yacht befand sich eine kleine Kabine mit zwei Schlafkojen. Der Mast ragte hoch in den Himmel.
    Das Steuerrad hatte Handgriffe, die sicher in der Hand lagen, der Kompaß hatte eine Kuppel aus Glas, die Takelage war vollständig, wie der Kapitän stolz zeigte.
    »Und Sie glauben, daß man damit bis nach Honolulu kommt?« fragte Lennet gespielt naiv.
    Der alte Mann und der junge Bursche sahen sich an.
    Sie wußten beide, daß sie dem gleichen Nachrichtendienst angehörten, daß sie sich vermutlich niemals mehr wiedersehen würden und vor allem, daß ihre Pflicht darin bestand, ihre Begegnung so rasch wie möglich wieder aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Auch jetzt spielten sie ihre Rollen, als wüßten sie nicht, wer oder was der andere sei: Es konnte sein, daß man sie von fern beobachtete oder abhörte.
    »Warum eigentlich nicht?« fragte der Bretone.
    »Dieses Schiff ist nicht mehr das jüngste.« Für die Aufgabe, für die es gebraucht wurde, war dies auch gar nicht notwendig. Doch der Bretone wußte dies nicht, und so wäre es sonderbar gewesen, wenn Lennet nicht bemerkt hätte, daß das Holz schon ziemlich mürbe war.
    »Das Alter spielt gar keine Rolle«, entgegnete der Hafenkapitän. »Aber die Instrumente sind ganz neu, sehen Sie sich das an.«
    Er hatte recht. Die Finanzabteilung des Nachrichtendienstes bestand nicht aus Dummköpfen: Ein Schiff, das dazu bestimmt war, in nächster Zukunft auf den Grund des Meeres zu sinken, brauchte nicht neu zu sein, aber das Leben eines Agenten, dessen Ausbildung viel Geld gekostet hatte, durfte nicht durch schlechte Instrumente aufs Spiel gesetzt werden.
    »Und wenn ich in Honolulu bin, was soll ich dann für den Kahn verlangen?« fragte Lennet.
    Der Bretone wußte ebensogut wie Lennet, daß das Boot niemals nach Honolulu kommen würde, aber es galt, den Schein zu wahren.
    »Man muß eben sehen, wie dort die Preise sind«, meinte der Kapitän. »Nicht weniger als dreitausend Dollar. Sagen wir eher: Fünftausend. Aber schließlich sind Sie ja Verkaufsinspektor, Sie müssen wissen, wie man so etwas dreht.«
    Sie sahen sich in die Augen, und kein Wimpernzucken verriet, daß sie eigentlich Komplicen waren. Und der Kapitän sah denn auch nicht, wie Lennet auf allen vieren herumkroch, um sich zu vergewissern, daß der Rumpf des Bootes an mehreren Stellen angebohrt und daß die Löcher wieder stabil verschraubt waren. Ein Fremder hätte sich darüber gewundert, doch der Kapitän hatte sich Mühe gegeben, sie so verborgen anzubringen, daß ein Beobachter sie auf den ersten Blick nicht bemerkte.
    »Alles in Ordnung?« fragte der Kapitän schließlich mit gleichgültigem

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