11 Kicker und ein falsches Spiel
weiter.
»Mit seinem harten Training und seiner schwachsinnigen Taktik seid ihr immerhin bis ins Halbfinale gekommen«, entgegnet Ernie mitleidlos.
»Aber das hat doch nichts damit zu tun!«, entrüstet sich Benno. »Wie haben nicht wegen, sondern trotz Speckmann das Halbfinale erreicht. Und zwei Mal waren wir schon sooo knapp am Ausscheiden.« Benno hält Daumen und Zeigefinger zwei Millimeter weit auseinander, um zu demonstrieren, wie knapp es war.
»Wir verstehen einfach nicht, warum der alles tut, damit wir hier rausfliegen«, sagt Flo verzweifelt. »Der freut sich nicht mal, wenn wir gewinnen. Das ist doch nicht normal!«
»Und für morgen hat der ein sogenanntes Vorbereitungstraining für das Halbfinale am Mittwoch angesetzt«, füge ich hinzu. »Wenn wir da wieder nur Kondition bolzen, dann sind wir geliefert. Mit schweren Beinen haben wir gegen die Elfenbeinküste nicht den Hauch einer Chance. Die haben die Franzosen mit 3:0 weggeputzt.«
»Und der Schiri gestern, der hat uns eiskalt verpfiffen«, beschwert sich Benno. »Mir tun jetzt noch die Rippen weh, wo dieser Rambo mich getroffen hat. Aber der Schiri tat natürlich so, als hätte er nichts gesehen. Irgendwie läuft hier alles gegen uns, und wir fragen uns langsam, ob das noch mit rechten Dingen zugeht.«
»Tja, also ich weià nicht recht«, entgegnet Ernie nachdenklich. »Immerhin seid ihr ja noch dabei, und miese Schiris hab ich in meinem Leben schon oft genug erlebt. 1971 zum Beispiel, beim Nordsee-Cup gegen Cuxhaven â¦Â«
»Stell dir mal vor«, unterbricht ihn Flo, »ich meine, rein theoretisch natürlich, dass Speckmann irgendwas auf dem Kerbholz hat. Und dass er uns vielleicht mit Absicht verlieren lassen will.«
»Was soll er denn auf dem Kerbholz haben?«
»Na ja, dass er zum Beispiel als Kassenwart - ist nur ein Gedankenspiel! - nicht immer ganz sauber â¦Â«
Ernies Augenbrauen schnellen nach oben. »Habt ihr denn irgendeinen konkreten Verdacht?«, fragt er erstaunt.
»Nein, nein!«, wiegele ich ab. »Ist ja nur ein Beispiel. Aber wenn, ich meine nur, wenn wir einen hätten, was sollten wir dann deiner Meinung nach tun?«
»Dann solltet ihr unverzüglich zu Flos Vater gehen. Der ist schlieÃlich unser Vereinsvorsitzender und wäre in diesem Fall die einzig richtige Adresse.«
»Dacht ich mirâs doch«, murmelt Flo enttäuscht.
»Jetzt hört mir mal zu, ihr drei«, sagt Ernie mit ernster Miene. »Ich verstehe ja, dass ihr die Schnauze voll habt von Speckmanns Methoden - ihr seid übrigens nicht die Ersten -, aber ihr solltet euch nicht in irgendwelche Hirngespinste hineinsteigern.«
»Sagt dir der Name Frank Möller was?«, frage ich ihn geradeheraus.
»Klar kenne ich Frank«, antwortet Ernie. »Der hat bis vor ein paar Jahren bei uns in der Zweiten Herren gespielt.«
»Und glaubst du, dass der irgendwie mit Speckmann befreundet ist?«, hake ich nach.
»Also das sollte mich doch sehr wundern. Die haben sich damals ständig gekabbelt, vor allem als Speckmann sein Trainer war. Wie kommst du darauf?«
»Ach, es ist nur, weil ich die in letzter Zeit ein paar Mal zusammen gesehen habe. Sehr befreundet haben sie allerdings nicht gewirkt.«
»Sag ich doch«, erwidert Ernie.
»Am Tag unseres Eröffnungsspiels saÃen die beiden auf einem Rastplatz an der LandstraÃe nach Dornheim zusammen. Ist das nicht total merkwürdig?«
»Sagt mal, spioniert ihr denen etwa nach?«, fragt Ernie irritiert.
»Ich hab sie zufällig gesehen, als ich mit meiner Mutter unterwegs war«, erkläre ich.
»Wenn nur Andi endlich wieder gesund wäre!«, seufzt Benno. »Du hast auch keine neuen Nachrichten von ihm, oder?«
Ernie legt nachdenklich die Stirn in Falten und scheint mit seinen Gedanken auf einmal ganz weit weg zu sein.
Oh mein Gott!, denke ich und bereue plötzlich zutiefst, dass wir Andi nicht ein zweites Mal besucht haben. Vielleicht hat sich sein Zustand überraschend verschlechtert, und niemand hat sich getraut, uns die schlechte Nachricht zu überbringen. Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum er immer noch im Krankenhaus liegt.
Benno, der aschfahl geworden ist, scheint dasselbe zu denken. »Warum sagst du denn gar nichts, Ernie? Andi ist doch nicht etwa �«
»Eigentlich habe ich es euch ja nicht erzählen
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