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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Krueger
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Einschließlich Speckmann.
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    Zu Beginn des Spiels geht es ziemlich lautstark zu, was vor allem an Speckmann liegt, der sich schier die Seele
aus dem Leib brüllt. »Vorne bleiben! Nicht zurückweichen, verdammt! Attacke!«
    Wilfried dagegen, dessen rotes Polohemd bereits durchgeschwitzt ist, führt am Spielfeldrand eine seltsame Pantomime auf: Seine fleischigen, weißen Arme schnellen immer wieder nach vorne, als wolle er eine unsichtbare Person wegstoßen. Wahrscheinlich versucht auch er uns zu bedingungsloser Offensive anzutreiben.
    Wir aber denken gar nicht daran, auf die beiden zu hören, sondern haben uns vielmehr so postiert, wie Andi es uns beigebracht hat. Es kommt darauf an, die ganze Länge und Breite des Spielfelds optimal auszunutzen, hat er uns eingeschärft, und nichts anderes tun wir.
    Unser taktischer Alleingang hat natürlich eine wahre Wechselorgie zur Folge. Wütend tauscht Speckmann einen nach dem anderen aus - ich werde für Flo aufs Feld geschickt, Pablo für Danny, Alex für Basti, Michi für Philipp, Basti für Paco, Flo für Pablo und so weiter -, aber was soll’s? Wir spielen längst unser eigenes Spiel, das immer besser ins Rollen kommt. Außerdem scheint die ständige Wechselei vor allem unsere Gegenspieler zu irritieren, die gar nicht mehr wissen, wen sie nun eigentlich decken sollen.
    Als Flo zu seinem dritten Kurzeinsatz kommt, zaubert er plötzlich ein Kabinettstück aus dem Hut. Er nimmt einen hohen Ball mit der Brust an und passt ihn volley über zwei Spanier hinweg auf die rechte Seite, wo Pablo ihn aus vollem Lauf mitnimmt. Der täuscht eine Flanke an und lässt dadurch einen Verteidiger ins Leere rutschen,
ehe er einen präzisen Querpass zu Philipp spielt. Der befreit sich im Strafraum mit einer eleganten Körperdrehung von seinem Gegenspieler und schiebt den Ball aus circa fünf Metern überlegt ins lange Eck. Da kann sich der Torwart strecken, wie er will. An den Ball wäre nicht mal Gianluigi Buffon herangekommen.
    Doch als wir schon jubelnd auf den Torschützen zulaufen, gellt uns plötzlich ein schriller Pfiff in den Ohren. »Foulspiel, geschoben!«, ruft der Schiedsrichter und zeigt mit seinen Händen, wie Philipp sich angeblich einen unfairen Vorteil verschafft haben soll.
    Der winkt wütend ab, Flo schüttelt ungläubig den Kopf, und ich stemme entrüstet meine Hände in die Hüften. Hat der Schiri denn Tomaten auf den Augen? Nie und nimmer war das ein Foul.
    Doch Andi hat uns auch beigebracht, wie wir in solchen Situationen reagieren sollen: Nicht lange ärgern, sondern die Konzentration aufrechterhalten. Wer zu l ange mit Fehlentscheidungen des Schiedsrichters hadert, kann die Kugel meist kurz darauf aus dem eigenen Netz holen.
    Das Spiel wogt jetzt hin und her. Die Spanier scheinen durch das nicht gegebene Tor Auftrieb bekommen zu haben und zeigen auf einmal, warum sie so mühelos ins Viertelfinale eingezogen sind. Benno hat alle Mühe, ihren bulligen Sturmtank, der mindestens so viele Kilo wie er selbst auf die Waage bringt, unter Kontrolle zu halten. Der schubst, drückt und schiebt aber auch, dass es echt nicht mehr feierlich ist. Mehrmals schreit Benno »Hey!«
und blickt irritiert zum Schiedsrichter, doch der denkt gar nicht daran, das Spiel zu unterbrechen.
    Als sich Benno mit seinem Widersacher ein Laufduell liefert, fährt der plötzlich seinen Ellbogen aus und stößt ihn Benno mit voller Wucht in die Rippen. Der schreit auf und wälzt sich im nächsten Moment auf dem Rasen. Doch als Jaromir schon auf dem Weg zu dem Gefoulten ist, weil er denkt, das Spiel sei unterbrochen, zeigt der Schiri an: weiterspielen!
    Jaromir ist wie erstarrt, doch ehe er den Weg zurück zwischen die Pfosten findet, hat der spanische Ruppsack den Ball schon über die Torlinie geschoben und lässt sich von seinen Teamgefährten feiern.
    Wir bestürmen den Schiedsrichter unter wilden Protesten, aber der wird sofort kiebig und droht uns umgehend ein paar rote Karten an. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Uns klaut der ein Tor und denen schenkt er eins. Wäre das Match in Madrid oder Barcelona, würde man von einem typischen Heimschiedsrichter reden.
    Kurz darauf sind die ersten 30 Minuten vorbei. Während wir anderen heftig diskutierend am Spielfeldrand stehen bleiben, stapft Benno wutentbrannt in Richtung Klubhaus. Ich kann mir denken, was er vorhat, und

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