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11 - Menschheitsdämmerung

11 - Menschheitsdämmerung

Titel: 11 - Menschheitsdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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experimentell nachzuweisen. Nicht mehr allzu viele, falls dieser Komet tatsächlich einschlug.
    Man mochte einwenden, dass es für eine sterbende Menschheit keinen Unterschied machte, ob ihre Theorien der Teilchenphysik zutrafen oder nicht. Bevers sah das anders. Er würde bis zu seinem letzten Atemzug forschen.
    Allerdings gestand er den Kollegen zu, dass sie sich über den Dienst ärgerten. Selbst jene, die sonst für die Forschung lebten.
    Sollte dieser Komet tatsächlich die Erde treffen, wusste Bevers, wo er seine letzten Stunden verbringen wollte. Hier, zwischen all den Computern, Monitoren, Grafiken und ratternden Zahlenreihen. Oder noch besser: unten beim LCH, dem Large Hadron Collider , dem riesigen Teilchenbeschleuniger.
    Wenn er sich im Kontrollraum umsah, wuchs in ihm der Eindruck, dass er als Einziger so dachte.
    Halt, nein! Auf der Galerie, die das Rechenzentrum in etwa anderthalb Metern Höhe umlief, stand ein Mann, den Bevers kaum kannte. Sein Name war Dr. Daniel Lescroart.
    Ein Kanadier, so weit Bevers wusste. Und ganz gewiss kein Mitarbeiter des ATLAS-Projekts oder auch nur einer von CERN.
    Auch wenn der Professor nicht jeden der rund siebentausend Menschen persönlich kannte, die mit ATLAS befasst waren, wäre ihm dieser Typ bestimmt aufgefallen. Er mochte Anfang vierzig sein, vielleicht auch ein junggebliebener Endvierziger. Die runde Brille, der Ansatz einer Stirnglatze und das wie zum Ausgleich umso wallendere Resthaar verliehen ihm ein Aussehen, das man für die Rolle des besessenen Wissenschaftlers in einem Kinofilm als zu klischeehaft angesehen hätte.
    Zu allem Überfluss trug er als Einziger im gesamten Raum einen offenen weißen Laborkittel. Ob er sich seiner lächerlichen Wirkung überhaupt bewusst war?
    Otto Bevers wusste nicht, was Dr. Lescroart hier zu suchen hatte. Dr. Germaine, der Leiter der Anlage, hatte ihm nur gesagt, dass man bei dieser Experimentreihe mal etwas anderes ausprobieren wolle. Auf Nachfrage hatte er nur gemeint: »Etwas, das die Welt für immer verändern könnte.« Mit Blick auf einen stummgestellten TV-Bildschirm, auf dem hinter einem Nachrichtensprecher ein stilisierter Komet zu sehen war, hatte er hinzugefügt: »Wenn sie noch eine Chance dazu erhält.«
    »Der Countdown beginnt!«, riss eine Stimme Otto Bevers aus den Gedanken. »Sechzig … neunundfünfzig …«
    Der Professor ließ den Blick erneut durch den Kontrollraum wandern. Nun hatte doch eine gespannte Erwartung von allen Anwesenden Besitz ergriffen. Auch wenn vermutlich kaum einer wusste, worum es eigentlich ging.
    »Zweiundvierzig … einundvierzig …«
    Bevers beobachtete, wie Lescroart sich über ein Kontrollpult beugte, das vier Techniker erst gestern auf der Galerie errichtet hatten. Sein Blick flackerte zwischen einer der Uhren und den Anzeigen des Pults hin und her.
    »Dreiundzwanzig … zweiundzwanzig …«
    Der Professor blickte zu dem Jungen, der den Countdown herunterzählte. Einer der wenigen Studenten, die heute anwesend waren. Sonst waren über tausend Physikstudenten aus fast vierzig verschiedenen Ländern mit ATLAS befasst. Doch diesmal, da man etwas anderes ausprobieren wollte, war die Geheimhaltung so hoch, dass Dr. Germaine nur vier der besten Studenten zugelassen hatte, die auch noch eine Verschwiegenheitserklärung inklusive drastischer Sanktionen im Falle eines Verstoßes unterschreiben mussten.
    Nicht, dass sie bisher allzu Geheimnisvolles miterlebt hätten.
    Bevers war ein wenig enttäuscht, dass außer ihm niemand von der Universität Mainz vertreten war.
    »Sechzehn … fünfzehn …«
    Gleich war es so weit. Schimmerten da nicht auch Schweißtropfen auf Dr. Lescroarts ausgeprägter Stirn?
    »Acht … sieben …«
    Bevers richtete den Blick auf den Hauptmonitor.
    »Vier … drei … zwei … eins. Umschalten!«, sagte der Student. »Ach ja, und ein frohes neues und hoffentlich vollständiges Jahr euch allen.«
    Der Professor wartete darauf, dass etwas Erkennbares geschah. Etwas, das zeigte, was dieses andere war, das sie ausprobierten. Eine Änderung der Anzeigen, ein gejubeltes Hurra, knallende Sektkorken. Irgendetwas.
    Doch es geschah nichts.
    Enttäuschung machte sich in den Gesichtern der Anwesenden breit. Nur in dem von Dr. Lescroart nicht. Er grinste in sich hinein und wirkte äußerst zufrieden. Sein Blick traf den von Bevers. Er lächelte den Kollegen an und nickte ihm zu. Dann wandte er sich wieder dem Kontrollpult zu und murmelte: »Jetzt wollen wir

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