11 - Menschheitsdämmerung
begehrte McDevonshire auf.
»Das weiß ich und das weißt du. Aber Leute wie Colin Mason stürzen sich auf solche Dinge.«
»Mason ist der Kerl, der mich nach der Explosion in meinem Büro verhört hat«, erklärte er Tom. »Gesegnet mit der Flexibilität eines Ambosses.«
»So ist es«, stimmte Sanderson zu. »Und was in einem Computer hinterlegt ist, betrachtet er als heiliger als die Heilige Schrift. Mit wem hast du dich da nur angelegt, McDev? Der Typ ist ein Profi-Hacker!«
»Wir wissen, wo sie ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Wenn da ein Trupp anrückt und die Kerle aushebt, dann …«
Tastengeklapper erklang aus dem Lautsprecher.
»Ich sitze auf der Insel«, sagte Sanderson schließlich. »Wie soll ich da einen Trupp in Italien ausrücken lassen?«
»Ich bin sicher, dass du das irgendwie organisieren kannst. Inoffiziell, du verstehst?«
»Du verlangst von mir, dass ich mich in die Rechner der italienischen Kollegen hacken und einen Einsatzbefehl fälschen soll?«
McDevonshire zögerte einen Augenblick. »Ja.«
Nach einer längeren Pause ertönte ein lautes Seufzen. »Na schön. Weil du es bist und ich deinem Gespür vertraue. Wo soll der Einsatz stattfinden?«
»Ich habe ihnen mein Handy unters Auto geklebt. Du musst es nur orten.«
Erneutes Tastengeklapper. »Tut mir leid, ich empfange kein Signal.«
»Warte mal.« McDevonshire aktivierte das Programm auf dem Smartphone. Ebenfalls ohne Ergebnis.
»Sie müssen es gefunden und ausgeschaltet oder zerstört haben«, meinte Tom.
»Gar nicht gut«, ließ Sanderson vernehmen. »Dann haben sie sich bestimmt aus dem Staub gemacht.«
»Versuch es bitte trotzdem.« So gut es ging, beschrieb McDevonshire die Lage des Bauernhofs.
»Ich tue mein Bestes«, versprach Sanderson. »Vielleicht finde ich auch heraus, woher die in unser System eingeschleusten Dateien stammen. Aber solange die Lage nicht geklärt ist und Typen wie Mason nur darauf warten, sich zu profilieren, empfehle ich euch, die Köpfe unten zu halten.«
Der Commissioner sah lange zu Tom, bevor er antwortete. »Das werde ich nicht tun.«
Tom riss die Augen auf. »Was soll das heißen?«
»Ich werde mich stellen. Diese Loge mag zwar die digitalen Beweise fälschen können, aber wohl kaum die Gedächtnisinhalte all der Ermittlungsbeamten. Oder die des Richters, der den Haftbefehl unterschrieben haben soll. Wenn sich jeder weniger auf den Computer und mehr auf seinen Verstand verlässt, werde ich meine Unschuld nachweisen. Da bin ich mir sicher.«
»Was hast du vor?«, fragte Sanderson.
»Ich fahre nach Lyon ins Generalsekretariat. Dort habe ich einen guten Freund, der mir helfen wird.«
Noch bevor Tom etwas einwenden konnte, sagte Maria Luisa: »Ich halte das für eine gute Idee. Ich bin das dauernde Davonlaufen leid.«
Tom seufzte. »Wie ihr wollt. Aber eines sage ich euch: Wenn wir in Lyon sind, werde ich keinen Fuß in dieses Gebäude setzen.«
***
Dem Pfeil zu folgen, erwies sich als schwieriger, als Pauahtun sich erhofft hatte, denn in den seltensten Fällen führten Straßen genau in die gewünschte Richtung.
Mit Hilfe einer Karte und einer geeigneten Wegmarke ermittelten sie, wohin der Armreif wies. Doch da sie nicht wussten, wie weit entfernt das Ziel lag, konnte es sich in der Schweiz oder in Frankreich genauso gut befinden wie in England oder auf der anderen Seite der Welt.
Manche vertraten die Ansicht, das Schmuckstück zeige auf Stonehenge. Tatsächlich führte eine Linie, die sie in die Karten einzeichneten, nur etwa fünfzig Kilometer südwestlich der megalithischen Stätte vorbei. Schon einmal war ihnen Tom Ericson an diesem Ort auf unerklärliche Weise entwischt. Ein Indiz dafür, dass dort ein Knotenpunkt der Erdkraftlinien lag? Die Abweichung konnte in einer Messungenauigkeit begründet liegen.
Voltan und Bitol schlugen vor, von Rom aus direkt nach London zu fliegen. Die meisten Logenmitglieder stimmten zu.
Doch Pauahtun war dagegen. »Ich bin nicht bereit, mich auf nur eine Messung zu verlassen«, erklärte er. »Wir fahren mit unserem Konvoi Richtung Norden. Nach Bologna oder Mailand. Wenn der Armreif dort immer noch nach Stonehenge weist, bin ich einverstanden. Vorher nicht.«
Mit dem Wohnmobil, zwei Lieferwagen und dem Mercedes machten sie sich auf den Weg. Die Motorräder ließen sie zurück.
Als sie Mailand erreichten, führten sie die zweite Peilung durch. Natürlich konnte sie nicht allzu genau ausfallen, wenn man auf Landmarken und Augenmaß
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