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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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werfe alles durcheinander. Na ja, egal, es geht ihr jedenfalls gut. Sie hatte wahrscheinlich einfach etwas zu wenig Schlaf.«
    »Hm, ja, wahrscheinlich«, meinte St. James zustimmend, aber der Blick, mit dem er Lynley ansah, war diesem gar nicht geheuer.
    Draußen begann es zu regnen, die Tropfen schlugen gegen die Scheiben, und ein plötzlicher Windstoß rüttelte an den Fenstern.
    »Also, was hast du mir da mitgebracht?«, fragte St. James.
    »Ein bisschen Detektivarbeit.«
    »Das ist doch eigentlich dein Ressort.«
    »Aber hier ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt.«
    St. James kannte Lynley seit mehr als zwanzig Jahren und hatte längst gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen. »Wir befinden uns wohl auf dünnem Eis?«
    »Nur ich«, antwortete Lynley. »Du bist auf sicherem Grund. Vorausgesetzt, du bist überhaupt bereit, mir zu helfen.«
    »Sehr beruhigend«, stellte St. James trocken fest. »Ich frage mich, wieso ich das unbehagliche Gefühl habe, dass ich demnächst Blut schwitzend in einem Gerichtssaal auf der Anklagebank oder im Zeugenstand landen werde.«
    »Das hast du deinem natürlichen Empfinden für Fairness und Anstand zu verdanken. Du weißt ja, dass ich diese Eigenschaft schon immer an dir bewundert habe, aber wenn man längere Zeit ständig mit Kriminellen zu tun hat, verkümmert sie leider.«
    »Es geht also um einen Fall?«
    »Das hast du aber nicht von mir.«
    Den Blick auf den Computer gerichtet, strich sich St. James nachdenklich über die Oberlippe. Er wusste natürlich, was Lynley eigentlich mit dem Gerät hätte tun müssen. Warum er es nicht tat - nun, danach fragte man besser nicht. Er holte einmal tief Luft und sagte mit einem Kopfschütteln, das signalisierte, dass er wider besseres Wissen handelte: »Was brauchst du?«
    »Alle Internetaktivitäten. Besonders ihre E-Mails.«
    »Ihre?«
    »Ja, du hast richtig gehört. Es ist möglich, dass sie Post von einem Internetcasanova bekommen hat, der sich Die Zunge nennt -«
    »Du lieber Gott!«
    »- aber wir haben nichts gefunden, als wir uns eingeloggt haben.« Er nannte St. James Eugenie Davies' Passwort, das dieser sich auf einem Zettel notierte.
    »Und dieser Kerl ist das Einzige, was mich zu interessieren hat?«, fragte er.
    »Dich hat alles zu interessieren, Simon. E-Mail-Eingang und -Ausgang. Recherchen, Kontakte, alles, was sie getrieben hat, wenn sie online war. Sagen wir, in den letzten zwei Monaten. Das ist doch möglich, nicht wahr?«
    »Ja, meistens. Aber ein Spezialist vom Yard könnte das viel schneller für dich erledigen als ich. Außerdem könntest du dir sofort eine richterliche Verfügung besorgen, wenn du einen Provider unter Druck setzen musst.«
    »Natürlich. Das weiß ich.«
    »Und das veranlasst mich zu der Schlussfolgerung, dass du vermutest, in dem Ding hier« er legte seine Hand auf den Computer, »ist etwas zu finden, was jemanden, dem du das ersparen möchtest, in Schwierigkeiten bringen würde. Habe ich Recht?«
    »Ja«, antwortete Lynley ruhig. »Da hast du Recht.«
    »Ich hoffe, es geht nicht um dich selbst.«
    »Um Himmels willen, nein.«
    St. James nickte. »Dann bin ich erleichtert.« Dennoch schien ihm nicht recht wohl zu sein, und er versuchte, es zu verbergen, indem er den Kopf senkte und sich mit einer Hand den Nacken rieb. »Bei dir und Helen ist also alles in Ordnung«, sagte er schließlich nur.
    Lynley begriff, in welche Richtung sich St. James' Gedanken bewegten. Eine geheimnisvolle Sie, ein Computer in Lynleys Besitz, ein Unbekannter, der in Schwierigkeiten geraten könnte, sollte seine E-Mail-Adresse auf dem Computerschirm erscheinen ... Das alles deutete auf eine geheime Liaison hin, und es war ganz natürlich, dass St. James, der nicht nur Helens Arbeitgeber war, sondern sie seit ihrem achtzehnten Lebensjahr kannte und ihr in Freundschaft verbunden war, sie schützen wollte.
    »Simon«, versicherte Lynley hastig, »es hat nichts mit Helen zu tun. Auch nicht mit mir. Ich gebe dir mein Wort darauf. Also, hilfst du mir?«
    »Dann habe ich aber etwas bei dir gut, Tommy.«
    »Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich stehe bereits so tief in deiner Schuld, dass ich dir gleich den Besitz in Cornwall überschreiben könnte, um die Sache zu erledigen.«
    »Das ist ein verlockender Vorschlag.« St. James lachte. »Ich wäre immer gern ein Landjunker gewesen.«
    »Du tust es also?«
    »Ja, in Ordnung, aber ohne die Überschreibung. Wir wollen doch nicht daran schuld sein, dass deine Vorfahren sich im

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