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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nächsten dreißig Jahre versucht, Doug die Verantwortung dafür aufzubürden. Doug hat offensichtlich nicht mehr als Goldesel zur Verfügung gestanden, wenn Ian es für nötig hielt, sich an Eugenie zu wenden. Aber sie hat ihm früher - als wir noch verheiratet waren - nie geholfen, wenn Doug ihm nicht unter die Arme greifen konnte, und ich bin ziemlich sicher, dass sie ihn auch diesmal abgewiesen hat.« Er zog irritiert die Augenbrauen zusammen.
    »Warum fragen Sie überhaupt nach Ian?«
    »Er wurde in der Nacht ihres Todes mit ihr zusammen gesehen.«
    »Das ist ja grässlich«, murmelte Jill.
    »Er ist ein jähzorniger Bursche«, erklärte Richard. »Das Erbe seines Vaters. Der Mann war ein wahrer Wüterich. Vor seinen Wutanfällen war keiner sicher. Er hat sich immer damit entschuldigt, dass er behauptete, er hätte nie die Hand gegen seine Kinder erhoben, aber er hatte eine ganz eigene Form der Folter entwickelt. Und dieser Mensch war Priester! Man stelle sich das vor.«
    »Mr. Staines hat andere Erinnerungen«, bemerkte Lynley.
    »Wieso?«
    »Er sprach von Schlägen.«
    Richard prustete geringschätzig. »Ach ja? Und wahrscheinlich hat er behauptet, er allein hätte die Prügel auf sich genommen, um die anderen zu schonen. Dann hätten Eugenie und Doug erst recht Anlass gehabt, sich in der Pflicht zu fühlen, wenn er sie um Geld anging.«
    »Vielleicht hatte er etwas gegen sie in der Hand«, meinte Lynley. »Gegen seine Geschwister. Was ist aus dem Vater geworden?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Auf die Frage, welche Sünden Mrs. Davies Major Wiley beichten wollte.«
    Richard schwieg. Jill sah das rasche Pochen in seiner Schläfe. Schließlich sagte er: »Ich hatte meine Frau seit beinahe zwanzig Jahren nicht gesehen, Inspector. Woher soll ich wissen, was sie ihrem Geliebten erzählen wollte.«
    Meine Frau. Die Worte trafen Jill wie ein Messerstich mitten ins Herz. Blind griff sie zum Deckel des Laptop, klappte ihn zu und verschloss ihn mit mehr Sorgfalt als notwendig.
    Der Inspector sagte: »Hat sie übrigens diesen Mann - Major Wiley - irgendwann im Lauf Ihrer Gespräche einmal erwähnt, Mr. Davies?«
    »Wir haben immer nur von Gideon gesprochen.«
    »Sie wissen also nicht von etwas, das sie innerlich stark beschäftigt haben könnte?«, bohrte der Inspector weiter.
    »Herrgott noch mal, ich wusste ja nicht mal, dass sie einen Mann hatte, Inspector«, erwiderte Richard ungeduldig. »Woher soll ich da wissen, was sie mit ihm zu besprechen hatte?«
    Jill suchte die Gefühle hinter seinen Worten; versuchte angesichts seiner Reaktion - und der Emotionen, die sie ausgelöst hatten - und seines Verweises auf Eugenie als seine Frau zu erkennen, was für Fossilien an Emotionen vielleicht noch da waren. Sie hatte sich am Morgen die Daily Mail besorgt und die Zeitung begierig nach einem Foto von Eugenie Davies durchgeblättert. Sie wusste jetzt, dass sie es an Schönheit nicht mit ihrer Vorgängerin aufnehmen konnte, und sie hätte den Mann, den sie liebte, gern gefragt, ob er dieser Schönheit nachtrauerte. Denn sie war nicht bereit, Richard mit einer toten Nebenbuhlerin zu teilen. Sie wollte alles oder nichts, und wenn sie nicht alles bekommen konnte, dann wollte sie das wenigstens wissen, um ihre Pläne danach zu richten.
    Aber wie danach fragen? Wie das Thema zur Sprache bringen?
    Der Inspector sagte: »Sie hat es vielleicht nicht direkt als etwas bezeichnet, worüber sie mit Major Wiley sprechen wollte.«
    »Dann hätte ich es sowieso nicht erkannt, Inspector. Ich bin kein Gedankenleser -« Richard brach plötzlich ab. Er stand auf, und einen Moment glaubte Jill, er würde in seinem Zorn darüber, hier über seine frühere Frau sprechen zu müssen, den Polizeibeamten auffordern zu gehen. Aber er sagte stattdessen: »Was ist mit dieser Wolff? Vielleicht war Eugenie ihretwegen in Sorge. Sie hatte doch sicher auch den Brief mit der Nachricht von ihrer Entlassung bekommen. Vielleicht hatte sie Angst, denn sie hatte damals beim Prozess ausgesagt. Sie hat vielleicht gefürchtet, die Wolff könnte es auf sie abgesehen haben. Halten Sie das für möglich?«
    »Gesagt hat sie das nicht zu Ihnen?«
    »Nein. Aber zu diesem Wiley vielleicht. Er war ja zur Stelle, ich meine, in Henley. Wenn Eugenie Schutz gesucht hat - oder vielleicht nur eine gewisse Sicherheit, das Gefühl, dass jemand für sie da ist -, dann hätte sie das doch bei ihm gesucht. Nicht bei mir. Und wenn es so war, hätte sie ihm zuerst einmal erklären

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