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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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in der Küche die kleinen Pfannkuchen backte; hörte das Zischen, wenn Katja den Teig in die gebutterte Pfanne gab, hörte das Geschirrklappern, als sie Teller aus dem Küchenschrank holte, das Klicken des elektrischen Wasserkochers, der sich ausschaltete, und dann Katjas Stimme: »Daniel? Heute gibt's Pfannkuchen. Ich hab dir dein Lieblingsfrühstück gemacht.«
    Warum?, überlegte Yasmin und hätte gern gefragt, aber sie hätte damit weit mehr hinterfragt als das morgendliche Ritual des Pfannkuchenbackens.
    Sie strich mit einer Hand über das ungemachte Bett, das noch die Abdrücke ihrer beiden Körper trug. In den Kissen waren noch die Mulden, in denen ihre Köpfe gelegen hatten, und der Wirrwarr der Decken erinnerte sie daran, wie sie beieinander gelegen hatten: Sie in Katjas Armen, während Katjas warme Hände ihre Brüste umfassten.
    Sie hatte sich schlafend gestellt, als Katja zu Bett gekommen war. Das Zimmer war dunkel - nie wieder würde Licht aus einem Gefängniskorridor in die Schwärze eines nächtlichen Zimmers fallen, in dem Yasmin Edwards lag -, daher war sie sicher, dass Katja nicht erkennen konnte, ob ihre Augen offen oder geschlossen waren. »Yas?«, hauchte Katja, aber Yasmin antwortete nicht. Und als Katja die Decke hob und ins Bett glitt wie ein Schiff in den vertrauten Hafen, empfing Yasmin sie mit dem schläfrigen Murmeln einer Frau, die in ihren Träumen gestört worden ist, und bemerkte, dass Katja einen Moment lang erstarrte, als wollte sie abwarten, ob Yasmin ganz wach werden würde.
    Dieser Moment der Reglosigkeit verriet Yasmin etwas, auch wenn sie nicht genau wusste, was es zu bedeuten hatte. Sie drehte sich deshalb zu Katja herum, als diese die Decke zu ihrer Schulter hinaufzog, und nuschelte schläfrig, während sie ihr Bein über Katjas Hüfte schob: »Hey, Baby, wo warst du?«
    »Morgen«, antwortete Katja flüsternd. »Das würde jetzt zu lang dauern.«
    »Zu lang? Wieso?«
    »Schschsch, schlaf jetzt.«
    »Ich hab Sehnsucht nach dir gehabt«, murmelte Yasmin und prüfte Katja, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollte, prüfte sie, obwohl sie nicht wusste, was sie dann mit dem Ergebnis der Prüfung anfangen würde. Sie hob der Geliebten den Mund zum KUSS entgegen. Sie schob ihre Hand zu dem weichen Schoß. Katja erwiderte den KUSS wie immer und rollte Yasmin nach einem Augenblick behutsam auf den Rücken. »Du Verrückte«, flüsterte sie leise mit rauer Stimme.
    »Verrückt nach dir«, antwortete Yasmin und hörte Katjas kehliges Lachen.
    Was verriet schon eine Umarmung in der Dunkelheit? Was verrieten Liebkosungen von Lippen und Fingern, zärtlicher Kontakt mit weichem Fleisch? Was konnte man erfahren, wenn man sich der Strömung überließ, bis diese so reißend wurde, dass es egal war, wer das Schiff in den Hafen lenkte, Hauptsache, es gelangte ans Ziel? Was, zum Teufel, brachte einem das?
    Ich hätte Licht machen sollen, dachte Yasmin. Ich hätte erkannt, was los ist, wenn ich ihr Gesicht hätte sehen können.
    Sie habe keine Zweifel, und Zweifel seien ganz natürlich, versicherte sie sich selbst gewissermaßen in einem Atemzug. Sie hielt sich vor, dass es im Leben keine Sicherheit gab. Trotzdem spürte sie, wie die Ungewissheit ihr die Luft raubte, ganz so, als zöge eine unsichtbare Hand eine Schlinge fester und fester. Sie wollte die Zweifel ignorieren, aber das konnte sie ebenso wenig, wie sie einen lebensbedrohenden Tumor in ihrem Körper hätte ignorieren können.
    Ungeduldig schüttelte sie diese Gedanken ab. Der kommende Tag verlangte sein Recht. Sie stand vom Bett auf und begann, Kissen und Decken zu richten. Wenn das Schlimmste wahr sein sollte, würden sich andere Gelegenheiten bieten, Gewissheit zu erlangen.
    Danach ging sie zu Katja in die Küche, wo es nach den kleinen Pfannkuchen duftete, die Daniel so gern aß. Katja hatte genug für alle gebacken und sie im Rohr warm gestellt. In einer Pfanne brutzelten, eine Konzession an englische Gepflogenheiten, mehrere Scheiben Schinkenspeck.
    »Ah, da bist du ja«, sagte Katja lächelnd. »Der Kaffee ist fertig. Für Daniel hab ich Tee gemacht. Wo ist denn unser Kleiner? Duscht er etwa? Das ist was Neues, nicht? Gibt es vielleicht eine Frau in seinem Leben?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Yasmin. »Wenn ja, hat er mir nichts davon gesagt.«
    »Die Mädchen werden auf jeden Fall nicht mehr lang auf sich warten lassen. Heutzutage werden die Kinder ja so furchtbar schnell erwachsen. Hast du schon mal mit ihm geredet? Du

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