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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ohne zu erklären, welcher Art die Schuld war und wer sie zu zahlen hatte.
    Sie brachte es nicht fertig, die Freundin zu fragen, wohin sie gestern Abend gegangen war, nachdem sie das Haus in der Galveston Road in Begleitung ihrer Anwältin, Harriet Lewis, verlassen hatte. Tiefe Dankbarkeit der Frau gegenüber, die ihr im Gefängnis mit Rat und Tat beigestanden, ihr zugehört und sie geliebt hatte, drängte alle ihre Zweifel zurück.
    Trotzdem konnte sie die Erinnerung an den Moment nicht abschütteln, als Katja, im Begriff zu Bett zu kommen, plötzlich erstarrt war. Sie konnte diese Reaktion nicht einfach als bedeutungslos abtun. Sie sagte: »Ich wusste gar nicht, dass Harriet Lewis eine Partnerin hat.«
    Katja sah von ihr weg zum Fenster, wo das erste graue Licht durch die geschlossenen Vorhänge sickerte. »Du wirst lachen, Yas, ich auch nicht.«
    »Und du meinst, sie kann dir helfen? Ich meine, mit den Dingen, die du regeln willst.«
    »Ja. Ja, ich hoffe es jedenfalls. Das wäre doch gut, wenn man nicht mehr zu kämpfen brauchte.«
    Sie stand da und wartete, wartete auf die vielen Fragen, die Yasmin Edwards nicht über die Lippen brachte.
    Als Yasmin stumm blieb, nickte sie schließlich wie zu sich selbst. »Es wird alles geregelt«, sagte sie. »Ich komme heute Abend direkt nach der Arbeit nach Hause.«

16
    Barbara Havers hörte am Morgen um Viertel vor acht von Webberlys Unfall. Seine Sekretärin rief sie an, als sie gerade ihre Morgendusche genossen hatte und dabei war, sich abzutrocknen. Auf Anweisung Inspector Lynleys, der zum stellvertretenden Superintendent ernannt worden sei, rufe sie, erklärte Dorothea Harriman, alle Beamten an, die Webberly direkt unterstellt seien. Zum Schwatzen hatte sie keine Zeit und war darum sparsam mit Einzelheiten: Webberly liege im Charing-Cross-Krankenhaus, sein Zustand sei kritisch, er liege im Koma, nachdem er in der vergangenen Nacht, als er seinen Hund ausgeführt hatte, von einem Auto angefahren worden sei.
    »Hölle und Teufel, Dee!«, rief Barbara. »Von einem Auto angefahren? Wie denn? Wo? Kommt er ...? Wird er ...?«
    Harrimans Stimme klang plötzlich sehr angespannt, und das verriet Barbara, welche Anstrengung es sie kostete, trotz ihrer eigenen Besorgnis um den Mann, für den sie seit beinahe einem Jahrzehnt arbeitete, professionell und sachlich zu bleiben.
    »Mehr weiß ich im Moment selbst nicht, Constable. Die Dienststelle Hammersmith hat die Ermittlungen bereits eingeleitet.«
    »Aber was, zum Teufel, ist denn passiert, Dee?«
    »Unfall mit Fahrerflucht.«
    Barbara dröhnte der Kopf. Sie spürte, wie die Hand, die den Hörer hielt, taub wurde, als gehörte sie nicht mehr zu ihrem Körper. Benommen legte sie auf. Mit noch weniger Sorge um ihr Aussehen als gewöhnlich kleidete sie sich an. Erst viel später an diesem Tag würde sie bei einem Blick in den Spiegel der Damentoilette entdecken, dass sie pinkfarbene Socken angezogen hatte, eine grüne Hose mit ausgebeulten Knien und dazu ein ausgewaschenes violettes T-Shirt mit dem Aufdruck Die Wahrheit ist nicht da draußen, sie ist hier drunter. Sie warf ein Pop-Tart in den Toaster, und während es warm wurde, trocknete sie ihr Haar und verschmierte zwei Kleckse fuchsienroten Lippenstifts auf ihren Wangen, um ihrem Gesicht etwas Farbe zu geben. Mit dem Pop-Tart in der Hand kramte sie ihre Sachen zusammen, schnappte sich ihre Autoschlüssel und rannte in den Morgen hinaus - ohne Mantel, ohne Schal und ohne den blassesten Schimmer, wohin sie eigentlich wollte.
    Sechs Schritte von ihrer Haustür entfernt, brachte die eiskalte Luft sie abrupt zur Besinnung. »Moment mal, Barb«, sagte sie laut und rannte in ihren kleinen Bungalow zurück. Dort setzte sie sich an den Tisch, an dem sie zu essen, zu bügeln und zu arbeiten pflegte, zündete sich eine Zigarette an und mahnte sich energisch zur Ruhe. Wenn zwischen Webberlys Unfall und der Ermordung Eugenie Davies' eine Verbindung bestand, würde sie bei den Ermittlungen keine Hilfe sein, solange sie herumrannte wie ein kopfloses Huhn.
    Und es bestand garantiert eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen, darauf würde sie jede Wette eingehen.
    Ihr zweiter Besuch im Valley of Kings und im Comfort Inn am vergangenen Abend war wenig befriedigend verlaufen. Sie hatte nichts weiter erfahren, als dass Pitchley in beiden Etablissements Stammkunde war und so häufig aufkreuzte, dass weder die Bedienungen im Restaurant noch der Nachtportier im Hotel mit Gewissheit hatten sagen

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