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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fragte sie scharf und musterte Yasmin mit einem Gesicht, als stiege ihr plötzlich ein übler Geruch in die Nase. Yasmin hatte keine schmutzige Wäsche dabei, das machte sie verdächtig. Yasmin war schwarz, das machte sie obendrein gefährlich. Wie leicht konnte sie ein Messer im Rucksack haben. Oder, im wilden Haar versteckt, einen Giftpfeil, den sie von einem Stammesbruder bekommen hatte.
    Yasmin sagte höflich: »Kann ich mal kurz mit Katja sprechen?«
    » Katja?«, wiederholte Mrs. Crushley in einem Ton, als hätte Yasmin gefragt, ob Jesus Christus zufällig heute arbeite. »Was wollen Sie von ihr?«
    »Ich möchte Sie nur mal kurz sprechen.«
    »Ich glaub nicht, dass ich das erlauben muss. Die kann froh sein, dass ich sie hier arbeiten lass; für ihr Privatvergnügen bin ich nicht zuständig.« Mrs. Crushley hob das Kleidungsstück hoch, an dem sie gerade arbeitete - ein weißes Herrenhemd -, und biss mit ihren schiefen Zähnen neben dem Knopf, den sie angenäht hatte, das letzte Stück Faden ab.
    Hinten im Laden hob Katja den Kopf. Aber anstatt Yasmin mit einem Lächeln zu begrüßen, blickte sie aus irgendeinem Grund an ihr vorbei zur Tür. Und erst dann sah sie Yasmin an und lächelte.
    Es war nur eine Kleinigkeit, nichts Besonderes, und früher wäre es Yasmin gar nicht aufgefallen. Jetzt aber achtete sie, wie ihr bewusst wurde, mit geschärften Sinnen auf Katjas Verhalten. Alles war ein Zeichen; alles hatte eine Bedeutung. Und das war nur diesem miesen Bullen zu verdanken.
    Mit einem nervösen Blick zu Mrs. Crushley sagte sie zu Katja:
    »Ich hab heute Morgen vergessen zu fragen, was du zum Abendessen willst.«
    Mrs. Crushley prustete spöttisch: »Ach, was die Gnädige zum Abendessen will? Zu meiner Zeit haben wir gegessen, was auf den Tisch kam.«
    Katja trat näher. Yasmin sah, dass sie schweißnass war bis auf die Haut. Die himmelblaue Bluse klebte ihr am Körper, das Haar lag in feuchten Strähnen an ihrem Kopf. Aber noch nie seit sie in der Wäscherei arbeitete, war sie, wenn sie nach Hause kam, in so einer Verfassung gewesen - fertig und verschwitzt -, und sie jetzt so zu sehen, wo der Tag noch nicht einmal zur Hälfte vorbei war, bestärkte Yasmin in ihrem Argwohn. Wenn sie bisher nie so nach Hause gekommen war, hieß das, dass sie vorher immer noch irgendwo anders hinging.
    Sie hatte diesen Abstecher in die Wäscherei nur gemacht, um nach Katja zu sehen und sich zu vergewissern, dass sie nicht krank gemacht hatte, weil sie damit bei ihrem Bewährungshelfer schlechte Karten hätte. Aber wie das so geht, wenn man sich einredet, man wolle lediglich seine Neugier befriedigen oder dem anderen helfen, erfuhr Yasmin mehr, als sie wissen wollte.
    »Also, was ist?«, sagte sie zu Katja und verzog die Lippen zu einem Lächeln, das sich anfühlte wie eine Grimasse. »Hast du eine Idee? Ich könnte Couscous machen. Mit Lamm. Diese Eintopfgeschichte, du weißt schon.«
    Katja nickte. Sie wischte sich Stirn und Oberlippe an ihrem Ärmel. »Ja«, antwortete sie, »das klingt gut. Lamm esse ich gern. Danke, Yas.«
    Und dann standen sie einander gegenüber und sprachen kein Wort. Mrs. Crushley beobachtete sie über den Rand ihrer Bifokalgläser hinweg und sagte: »Na, jetzt haben Sie wohl Ihre Auskunft gekriegt, junge Frau. Dann lassen Sie Ihre Freundin mal wieder arbeiten.«
    Yasmin presste die Lippen aufeinander, um nicht zu Katja zu sagen: »Wer ist es?«, oder zu Mrs. Crushley: »Scheiß auf dich, weiße Schlampe«. Statt dessen sagte Katja leise: »Ja, ich muss zurück an die Arbeit, Yas. Wir sehen uns heute Abend.«
    »Okay«, antwortete Yasmin und ging, ohne Katja zu fragen, wann.
    Das wäre die Falle gewesen: die Frage nach der Zeit. Sie hätte sie Katja stellen können. Es wäre ein Leichtes gewesen, im Beisein von Mrs. Crushley, die natürlich wusste, wann Katja abends Schluss machte, zu fragen, wann sie an diesem Abend nach Hause kommen würde, und dabei Mrs. Crushleys Gesichtsausdruck zu beobachten, um ihm zu entnehmen, ob die von Katja genannte Zeit mit ihrer Arbeitszeit übereinstimmte. Aber Yasmin wollte dieser widerlichen Kuh nicht die Genugtuung geben, irgendwelche Schlüsse über ihre -Yasmins - Beziehung zu Katja zu ziehen, deshalb verließ sie das Geschäft, ohne etwas zu sagen, und fuhr nach Wandsworth.
    Jetzt stand sie an der Straßenecke im kalten Wind. Sie sah sich die Gegend an und verglich sie mit der Siedlung, die dabei nicht gut abschnitt. Die Straße hier war sauber, als würde sie

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