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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wissen Sie«, erwiderte sie, nicht als Frage, sondern als Feststellung. »Wenn ich das Herz einer Frau besäße, die ihren Mann richtig zu lieben weiß, wäre ich schon bei ihm. Unmittelbar nach dem Anruf des Krankenhauses wäre ich zu ihm gefahren, als sie sagten: ›Ist dort Mrs. Webberly? Hier ist die Notaufnahme des Charing Cross Hospitals. Spreche ich mit einer Angehörigen von Malcolm Webberly?‹ Da wäre ich gefahren und hätte kein weiteres Wort abgewartet. Keine Frau, die ihren Mann liebt, hätte das getan. Keine richtige Frau hätte gesagt: ›Was ist denn passiert? O Gott! Wieso ist er nicht hier? Bitte sagen Sie es mir. Der Hund ist nach Hause gekommen, aber Malcolm nicht, er hat mich verlassen, nicht wahr? Er hat mich verlassen, er hat mich schließlich doch verlassen!‹ Und sie sagten: ›Mrs. Webberly, Ihr Mann ist am Leben. Aber wir möchten gern mit Ihnen sprechen. Hier im Krankenhaus. Sollen wir Ihnen ein Taxi schicken? Oder haben Sie jemanden, der Sie hierher fahren kann?‹ Das war wirklich rücksichtsvoll von ihnen, nicht wahr, sich nichts anmerken zu lassen. Mein Gerede einfach zu übergehen. Aber nachdem sie aufgelegt hatten, da sagten sie: ›Hey, die Frau gehört in die Klapsmühle. Kann einem Leid tun, dieser Webberly. Kein Wunder, dass er draußen auf der Straße rumgeirrt ist. Wahrscheinlich hat er sich absichtlich vor das Auto geworfen!‹« Ihre Finger krümmten sich krampfhaft um ein dunkelblaues Haarband, und die Nägel gruben Kerben in den Satin.
    »Wenn man mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wird, ist man natürlich durcheinander, Frances«, sagte Lynley. »Schwestern, Ärzte, Pfleger - jeder in einem Krankenhaus weiß das.«
    »›Er ist dein Mann‹, hat sie gesagt. ›Er hat sich in all diesen schlimmen Jahren immer um dich gekümmert, du schuldest ihm das. Und Miranda schuldest du es auch, Frances. Du musst dich zusammenreißen, denn wenn du es nicht tust und Malcolm etwas zustößt - wenn er, mein Gott, stell dir vor er stirbt ... Steh auf, steh verdammt noch mal auf, Frances Louise! Du und ich, wir wissen doch genau, dass dir nichts, aber auch gar nichts fehlt! Du stehst nicht mehr im Scheinwerferlicht. Akzeptier das einfach.‹ Als hätte sie auch nur eine Ahnung, wie es ist. Als hätte sie selbst in meiner Welt gelebt, in dieser Welt hier drinnen« - sie klopfte sich heftig an die Schläfe - »und nicht in ihrer eigenen kleinen heilen Welt, wo alles in bester Ordnung ist und immer war und immer sein wird, Amen. Aber bei mir ist es nicht so. Nein. So ist es bei mir nicht.«
    »Natürlich«, stimmte Lynley zu. »Jeder von uns sieht die Welt durch das Prisma seiner eigenen Erfahrungen. Aber manchmal, in einem Moment der Krise, vergessen wir das. Und dann sagen und tun wir Dinge ... Es geht immer um ein Ziel, das jeder zu erreichen sucht, ohne zu wissen, wie dies funktionieren soll. Wie kann ich Ihnen helfen, Frances?«
    In diesem Moment kam Helen zurück, in der Hand ein Weinglas, das zur Hälfte mit Brandy gefüllt war. Sie stellte es auf den Toilettentisch und sah Lynley mit einem Gesicht an, als wollte sie sagen: »Und was nun?« Er wünschte, er hätte ihr eine Antwort geben können. Er hatte kaum Zweifel daran, dass Frances' Schwester vom besten Willen beseelt das ganze Repertoire bereits durchprobiert hatte. Ganz sicher hatte Laura Hillier zunächst versucht, vernünftig mit ihrer Schwester zu reden, und dann, als das nichts half, alle anderen Register gezogen, von der Manipulation über die Schuldzuweisung bis zu den Drohungen. Das, was wahrscheinlich notwendig wäre, um der armen Frau zu helfen - sie langsam Schritt für Schritt wieder an die Außenwelt zu gewöhnen, vor der sie seit Jahren zurückschreckte -, konnte keiner von ihnen bewerkstelligen, ganz abgesehen davon, dass die Zeit fehlte.
    Was nun?, fragte sich Lynley genau wie seine Frau. Ein Wunder, Helen.
    »Trinken Sie, Frances«, sagte er und hielt ihr das Glas hin. Als sie getrunken hatte, legte er seine Hand auf die ihre und fragte:
    »Was genau hat man Ihnen über Malcolm gesagt?«
    Frances murmelte: »›Die Ärzte wollen mit dir sprechen‹, hat sie gesagt. ›Du musst ins Krankenhaus fahren. Du musst an seiner Seite sein. Du musst Randie beistehen.‹«
    Zum ersten Mal ließ Frances Webberly ihr Spiegelbild aus den Augen und sah zu Lynleys Hand hinunter, die immer noch auf der ihren lag. »Wenn Randie bei ihm ist«, sagte sie, »ist ihm das schon beinahe genug. ›Was für eine herrliche neue

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