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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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es einfach nie einen Anlass, darüber zu sprechen. Es ergab sich für ihn nie eine Gelegenheit, von ihr zu erzählen. Vielleicht wollte auch deine Mutter nicht, dass darüber geredet wird. Vielleicht war es zu schmerzhaft? Ich will damit nur sagen, dass es nicht unbedingt -«
    »Ich wusste es«, sagte er. »Ich habe es immer gewusst.«
    Er ging in die Küche, Libby hinterher, verwundert über diese letzte Bemerkung. Wenn Gideon von Virginia gewusst hatte, was war dann mit ihm los? War er entsetzt über ihren Tod? War er verstört, weil niemand ihn von ihrem Tod in Kenntnis gesetzt hatte? Empört, weil er daran gehindert worden war, zu ihrer Beerdigung zu gehen? Aber Richard selbst war ja, nach dieser Dankeskarte zu urteilen, auch nicht dort gewesen. Was also war die Lüge?
    »Gid -«, begann sie und brach ab, als er zum Telefon ging und eine Nummer einzutippen begann. Eine Hand auf seinen Magen gedrückt, stand er da und klopfte mit dem Fuß auf den Boden, sein Gesicht eine Maske grimmiger Entschlossenheit.
    »Jill?«, sagte er ins Telefon. »Gideon hier. Ich würde gern meinen Vater sprechen ... Nein? Wo kann er dann ...? Ich bin in seiner Wohnung. Nein, er ist nicht hier - ja, da habe ich nachgesehen. Hat er irgendetwas zu dir gesagt ...?«
    Es folgte eine ziemlich lange Pause, während der Richards Geliebte entweder nachdachte oder eine Reihe von Möglichkeiten aufzählte. Dann sagte Gideon: »Gut. MotherCare. In Ordnung ... Danke, Jill.« Danach legte er wieder eine Pause ein, während der er nur zuhörte, und schloss das Gespräch dann mit den Worten:
    »Nein, du brauchst ihm nichts auszurichten. Es wäre mir sogar lieber, du würdest ihm nichts von meinem Anruf sagen, falls er sich bei dir meldet. Ich möchte ihn nicht ... Genau! Wozu ihn beunruhigen? Er hat genug um die Ohren.« Dann legte er auf.
    »Sie meint, er sei in der Oxford Street. Einkäufe machen. Er möchte ein Babyfon haben. Sie hat noch keines besorgt, weil sie dachte, das Kind würde bei ihnen schlafen. Oder bei ihr. Oder bei ihm. Oder bei irgendjemandem. Auf keinen Fall wollte sie es allein schlafen lassen. Denn wenn man ein Baby allein lässt, Libby, wenn ein Kind eine Zeit lang unbeaufsichtigt bleibt, wenn die Eltern nicht wachsam sind, wenn ein unerwartetes Ereignis sie ablenkt, wenn ein Fenster offen steht, wenn man vergisst, eine brennende Kerze auszublasen, ganz gleich, was, dann kann das Schlimmste geschehen. Dann wird das Schlimmste geschehen. Und wer weiß das besser als mein Vater?«
    »Los, gehen wir«, sagte Libby. »Verschwinden wir hier, Gideon. Komm schon. Ich spendier dir einen Milchkaffee, okay? Irgendwo in der Nähe gibt's bestimmt ein Starbucks.«
    Er schüttelte den Kopf. »Fahr du nach Hause. Nimm den Wagen. Fahr nach Hause.«
    »Ich lass dich hier nicht allein. Wie willst du denn überhaupt -«
    »Ich warte auf meinen Vater. Er kann mich dann nach Hause fahren.«
    »Wer weiß, wann er kommt. Wenn er erst zu Jill fährt und bei ihr dann die Wehen anfangen und sie zur Entbindung ins Krankenhaus muss, kann es Tage dauern. Komm schon. Ich möchte nicht, dass du ganz allein hier rumhängst.«
    Aber er war nicht umzustimmen. Er wollte nicht, dass sie blieb, und er wollte nicht mit ihr fahren. Er wollte mit seinem Vater sprechen.
    »Es ist mir egal, wie lang es dauert«, sagte er. »Diesmal ist es mir wirklich völlig egal.«
    Widerstrebend fügte sie sich seinem Wunsch, außerdem war er nach dem Gespräch mit Jill etwas ruhiger, schien sich einigermaßen gefangen zu haben.
    »Aber du rufst mich an, wenn du was brauchst«, sagte sie.
    Er brachte sie zur Tür. »Ich brauche nichts«, antwortete er.
    Helen selbst öffnete, als Lynley an die Tür des Hauses in Stamford Brook klopfte.
    »Helen«, sagte er, »wieso bist du immer noch hier? Ich konnte es nicht glauben, als Hillier sagte, du wärst vom Krankenhaus aus hier herausgefahren. Das solltest du nicht tun.«
    »Aber warum denn nicht?«, fragte sie ruhig und vernünftig.
    Als er ins Haus trat, kam mit lautem Gebell Webberlys Hund aus der Küche angerannt. Lynley wich zur Tür zurück, während Helen den Hund beim Halsband nahm und sagte: »Nein, Alfie.«
    Sie schüttelte ihn einmal kräftig. »Er benimmt sich nicht gerade wie ein guter Freund, aber er ist schon in Ordnung. Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    »Versprichst du mir das?«, fragte Lynley.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Ich habe eigentlich von dir gesprochen.« Sie ließ den Hund los, als dieser sich beruhigt

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